Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)
Autoren: Karen McQuestion
Vom Netzwerk:
Kofferraum. Wenn Sie die Motorhaube öffnen, können wir uns gleich an die Arbeit machen.«
    »Meinen Sie nicht, wir sollten es erstmal mit Starthilfe versuchen?«, fragte Marnie.
    »Nein, Sie brauchen eindeutig eine neue Batterie«, erklärte Jazzy fest.
    »Also gut«, meinte Marnie, froh, dass Jazzy die Verantwortung übernahm.
    Jazzy erwies sich als Expertin im Auswechseln von Batterien. »Ich bin geschickt«, erwiderte sie, als Marnie ihr Können lobte. Sie nahm die alte Batterie heraus und legte sie in einen mitgebrachten Karton. »Fassen Sie die nicht an«, sagte sie, als Marnie helfen wollte. »Diese Batteriesäure ist ein scheußliches Zeugs. Einmal habe ich mir eine alte Batterie auf den Schoss gelegt und mir damit eine Jeans versaut. Die Säure hat sich richtig durch den Stoff gefressen.« Nachdem Jazzy die neue Batterie eingesetzt hatte, verband sie rasch die Leitungen mit den richtigen Anschlüssen. »Das rote Kabel geht zum positiven Pol und das schwarze zum negativen. Meine Eselsbrücke ist das Rote Kreuz und Schwarz ist negative Energie.« Sie blickte auf und Marnie nickte, obwohl sie wusste, dass diese Information sich in ihrem Gehirn innerhalb von zehn Minuten wieder verflüchtigen würde. Jazzy zog die Muttern mit einem Schraubenschlüssel fest und trat einen Schritt zurück. »So sollte es gehen«, sagte sie. »Jetzt starten Sie mal den Wagen, um zu sehen, ob es funktioniert.«
    Marnie stieg ein und drehte den Zündschlüssel mit angehaltenem Atem. Sie rechnete mit einem Fehlschlag und stieß ein freudiges Keuchen aus, als der Motor zum Leben erwachte. Gestern war ihr die Autopanne wie eine Katastrophe vorgekommen, aber jetzt wirkte sie nur noch wie eine kleine Unterbrechung im Fluss des Lebens. Sie staunte, wie leicht dieReparatur gewesen war. Noch vor fünf Minuten war der Wagen ein gestrandeter Koloss gewesen, jetzt aber konnte man damit wieder überall hin fahren, nur weil eine Kleinigkeit ausgewechselt worden war. Einfach nur, weil jemand gekommen war und ihr geholfen hatte. Bemerkenswert.
    Jazzy klappte die Motorhaube zu und kam an Marnies Fenster. »Bravo«, sagte sie und applaudierte mit ausgestreckten Händen, als hätte Marnie die Reparatur bewerkstelligt und nicht umgekehrt.
    Marnie machte die Tür auf. »Nein, das Bravo gilt
Ihnen
«, sagte sie. »Ich bin Ihnen schrecklich dankbar, sowohl für den Heimtransport gestern Abend als auch für die neue Batterie.«
    »Ach, das war doch nichts.«
    »Für mich war es sehr wohl etwas. Es war ...« Marnie blieb stehen und suchte nach dem richtigen Wort. »... als hätte der Himmel Sie gesandt. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie getan hätte.«
    Jazzy zuckte mit den Schultern. »Wenn ich nicht vorbeigekommen wäre, hätten Sie schon eine Lösung gefunden. Ich kann Leute ganz gut einschätzen und ich sehe, dass Sie zu den intelligenten, fähigen Frauen gehören.«
    »Meinen Sie?«, fragte Marnie zweifelnd. Sie fühlte sich weder intelligent noch fähig. In der Schule war sie die Außenseiterin gewesen, ein Mädchen mit langweilig braunem Haar, einem peinlichen Pony und einer Brille, die zu groß für ihr Gesicht war. Sie hatte sich Tagträumereien hingegeben und war schlecht integriert gewesen. Die Brille, die sie jetzt trug, war schick und sie hatte auch keinen Pony mehr, aber meistens fühlte sie sich noch immer wie dieses Mädchen. In letzter Zeit war sie sich unbeholfen vorgekommen, als wäre sie aus demTritt geraten. Als wäre sie in den Körper einer anderen gesteckt worden und hätte keine rechte Kontrolle über die Gliedmaßen.
    »Unbedingt.« Jazzy klang überzeugt. »Als Sie gestern Abend im Kurs dieser herrischen Frau gesagt haben, dass Sie aussetzen wollen, fand ich das total cool. Die anderen Ladies waren alle wie kleine Schäfchen, aber Sie haben da nicht mitgespielt.«
    Marnie dachte über das nach, was Jazzy da sagte. Es stimmte, sie hatte der äußerst dominanten Debbie die Stirn geboten, aber sie hatte ihre Verweigerung gar nicht als Stärke empfunden. Eher wie ein Versagen, weil ihr ja wirklich nichts eingefallen war.
    »Und als dann Rita zu uns kam und mir vom Tod ihrer Tochter erzählt hat, habe ich Ihr Gesicht gesehen. Sie waren furchtbar erschüttert. Sie haben ein großes Herz, da bin ich mir sicher.«
    »Danke.« Das war ein echtes Kompliment. Wann hatte sie zum letzten Mal eines gehört? Gewiss nicht von Brian, außer zu ihren Kochkünsten. »Tolles Essen, Marn«, hatte er beinahe jeden Abend gesagt. Aber dieses
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher