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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)
Autoren: Karen McQuestion
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ihre zweite Tasse Kaffee getrunken, als es an der Tür läutete. In den zwei Monaten, seit sie hier wohnte, hatte noch nie jemand bei ihr geklingelt, und sie konnte das Geräusch im ersten Moment gar nicht einordnen. Als es ihr schließlich einfiel und sie zur Gegensprechanlage ging, hatte es schon mehrmals geklingelt.
    Sie drückte auf Sprechen. »Ja?«
    »Hi Marnie, ich bin’s, Jazzy. Aus dem Kurs gestern Abend.« Als ob Marnie eine Erinnerung bräuchte. Jazzy redete weiter, und zwar so überstürzt, als könnte die Verbindung jederzeit abbrechen. »Ich kann heute das Auto meines Bruders benutzen, wenn Sie also Hilfe brauchen, bin ich für Sie da.«
    Marnie, die die halbe Nacht wach gelegen und sich wegen ihrer Panne Sorgen gemacht hatte, spürte eine Woge der Erleichterung. »Wirklich?«
    »Wenn Sie nicht schon was anderes geplant haben?«
    »Oh, nein, nein, nein.« Marnie drückte den Mund an die Gegensprechanlage und sagte laut und deutlich: »Ich habe das Problem noch ganz und gar nicht gelöst. Ich bin schrecklich froh, dass Sie gekommen sind.« Sie bat Jazzy, vor der Tür zu warten, und ging nach unten, um sie hereinzulassen. Als sie dieHaustür aufmachte, bemerkte sie, dass Jazzy anders aussah als am Vorabend. Heute war ihr Haar in einem Pferdeschwanz zurückgebunden und sie trug eine dunkelblaue Weste, an der vorne ein laminiertes Namensschildchen steckte. Darauf stand ihr Name in großen, fetten Buchstaben: J ESSICA .
    »Hi«, sagte Jazzy. »Guten Morgen.« Ihr Lächeln war ansteckend und Marnie merkte, dass sie zurücklächelte.
    »Guten Morgen.« Marnie deutete auf Jazzys Kittel. »Wer ist ›Jessica‹?«
    Jazzy blickte an sich hinunter. »Ach, das.« Sie bedeckte das Schildchen mit der Hand. »Das bin irgendwie ich. Mein Chef besteht darauf, unsere offiziellen Namen zu verwenden. Aber ich mag Jazzy viel lieber. Bitte, nennen Sie mich nicht Jessica.«
    »Keine Sorge. Mir gefällt Jazzy. Es passt zu Ihnen«, sagte Marnie.
    Jazzy lehnte sich gegen den Türrahmen und kam zur Sache. »Ich habe eine Autobatterie gekauft und dachte, wir könnten mal schauen, ob das das Problem ist. Ich kann sie für Sie einbauen und wenn sie funktioniert, ist Ihr Problem gelöst. Andernfalls können wir einen Abschleppwagen kommen lassen und ich kann die Batterie einfach zurückgeben. Wie finden Sie das?«
    »Das klingt wundervoll.« Wie tröstlich, dass jemand anders die Dinge in die Hand nahm. Marnie ging nach oben, um ihre Handtasche zu holen. Ein paar Minuten später saß sie bequem auf dem Beifahrersitz des Autos von Jazzys Bruder. Marnie hatte Probleme mit dem Gurt und Jazzy kam ihr zu Hilfe. »Lassen Sie mich das machen«, sagte sie, nachdem Marnie eine Weile damit herumgefummelt hatte. »Diese verdammten Dinger sind so kompliziert.«
    Dieses Auto erinnerte Marnie an die Familienkutschen, die ihre Eltern gefahren waren, als sie noch klein war. Als jüngstes Kind von dreien hatte sie immer auf dem Wulst in der Mitte des Rücksitzes sitzen müssen. »Marnie muss auf dem Höcker sitzen«, krähte ihr Bruder immer, wenn sie zu dritt aus dem Haus zum Wagen stürmten. Sie war die kleinste, hatte also in dieser Frage nichts zu bestimmen. Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihre Eltern einmal eingegriffen hätten, damit es fair zuging. Ihr Bruder und ihre Schwester genossen das Vorrecht der Älteren und so war es eben. Marnie bekam, was die beiden nicht wollten. Die Reste.
    Jazzy war eine gute Fahrerin und außerdem gesprächig. Sie erzählte, sie wohne vorläufig mit ihrem Bruder Dylan zusammen. Er hatte sich im Jahr zuvor scheiden lassen. Es ergab sich wie von selbst; sie übernahm einen Teil der Miete und benutzte sein Auto, wenn er es nicht brauchte. Sie kamen gut miteinander aus. In letzter Zeit hatten allerdings sowohl sie selbst als auch Dylan darüber nachgedacht, umzuziehen und getrennte Wege zu gehen. »Ich habe einen Wendepunkt in meinem Leben erreicht, ich kann nicht ewig mit meinem Bruder zusammenwohnen«, sagte Jazzy. »Ich weiß das, aber es fällt mir noch immer schwer, die Veränderung auch wirklich anzugehen.«
    Als sie auf den Parkplatz der Volkshochschule einbogen, stellte Marnie zu ihrer Erleichterung fest, dass ihr Wagen noch da war. Sie hatte befürchtet, er könnte abgeschleppt worden sein oder sie könnte einen Strafzettel bekommen haben, aber er stand genauso da, wie sie ihn zurückgelassen hatte. Jazzy parkte so, dass die Wagen mit der Schnauze zueinander standen. »Ich habe die neue Batterie im
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