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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)
Autoren: Karen McQuestion
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ist eingeschaltet«, sagte Jazzy und beugte sich auf das Handy zeigend vor. »Sie müssen nur ...«
    »Ich weiß, wie man es bedient. Nur fallen mir keine Telefonnummern ein. Ist das nicht verrückt? Mein Kopf ist vollkommen leer.« Marnie schluckte und dachte angestrengt nach. Sie kannte Brians Telefonnummer in der Firma, aber was half ihrdas? Außerdem kannte sie die Nummer ihrer Mutter, die hatte sich seit ihrer Kindheit nicht geändert. Aber das brachte ihr auch nichts. Ihre Mutter konnte nicht Auto fahren und würde sich nur Sorgen machen. Andererseits, wenn sie recht darüber nachdachte, könnte ihre Mutter ihr
andere
Nummern geben: Die ihres Bruders? Oder die ihrer Schwester? Allerdings wohnten beide fast eine Stunde entfernt. Sie würden sicherlich kommen und sie abholen, aber sie wusste, dass der Aufwand sie auch verärgern würde, und sie würden es ihr bis in alle Ewigkeit vorhalten. Sie war das Nesthäkchen und so hatte man sie auf die Rolle der verwöhnten, hilflosen kleinen Schwester festgelegt. Nichts könnte weiter von der Wirklichkeit entfernt sein, aber ihre Geschwister blieben bei dieser Geschichte und suchten sogar nach Beweisen, die sie untermauerten. Nein, sie wollte sie nicht anrufen. Freunde? Sie hatte ein paar, aber mit denen traf sie sich zum Mittagessen oder beim ehrenamtlichen Freiwilligendienst. Für Autopannen waren sie nicht die richtigen. Außerdem kannte sie ihre Telefonnummern nicht. Plötzlich fühlte sie sich so allein wie seit der Beerdigung nicht mehr.
    Jazzy tätschelte ihren Arm und unterbrach damit ihre Gedanken. »Machen Sie sich nichts draus, ich kenne selbst nur ein oder zwei Nummern auswendig. Das ist wohl ziemlich normal.«
    »Vielleicht könnte ich eine Werkstatt anrufen und den Wagen abschleppen lassen«, meinte Marnie, machte aber keine Anstalten dazu. Das war noch so eine Nummer, die sie nicht kannte. Sie könnte die Auskunft anrufen, wenn sie wüsste, wie das ging, aber sie hatte keine Ahnung. Sie war wohl der größte Volltrottel der Welt. Die Tränen, die ihr in die Augen stiegen, passten zum Regen draußen. »Aber so spät am Abend würdeman wohl kaum einen Abschleppwagen dazu bewegen können, hier herauszukommen.« Sie seufzte tief. »Ich falle Ihnen nicht gerne zur Last, aber würde es Ihnen etwas ausmachen, mich vielleicht nach Hause zu fahren? Ich könnte Ihnen auch das Benzingeld geben.«
    »Ich habe kein Auto hier«, sagte Jazzy. »Mein Bruder holt mich ab. Am besten, wir bringen Sie nach Hause, dann können Sie sich morgen um das Problem kümmern.«
    »Sind Sie sicher? Ich wohne auf der Westseite der Stadt, etwa fünf Meilen von hier.«
    »Ich bin mir sicher.« Jazzy nahm ihr Handy zurück. »Es wird Dylan nichts ausmachen. Ich rufe ihn an und gebe ihm Bescheid.«

4
    Dylan war genervter, als Jazzy sich anmerken ließ. Marnie konnte seinen Teil des Gesprächs mithören und er klang verärgert. Doch als die beiden fertig waren, steckte Jazzy das Handy weg, wandte sich Marnie zu und sagte: »Es ist überhaupt kein Problem. Er hat gesagt, dass er Sie gerne heimfährt.«
    Als Dylan eine Viertelstunde später kam, fuhr er einen schwarzen Toyota Camry. Die beiden Frauen rannten wie die Verrückten zu seinem Wagen, wurden aber trotzdem klatschnass. Dylan öffnete die Tür von innen und Jazzy gab Marnie einen Wink, sich nach vorne zu setzen, und stieg selbst hinten ein. Die Scheibenwischer wischten wie wild und der Wagen roch nach einem Kiefernnadeln-Duftspender. Jazzy beugte sich vor und stellte die beiden einander vor. »Marnie, das ist mein großer Bruder Dylan, der Held der Stunde. Also, eigentlich der Held meines Lebens.«
    »Es freut mich, Sie kennenzulernen, Marnie«, sagte er und streckte ihr die Hand hin. Seine Stimme klang freundlich. Falls er vorhin verärgert gewesen war, hatte er das überwunden. »Möchten Sie, dass ich Ihnen Starthilfe gebe?«
    Marnie blickte auf den Regen, der auf den Wagen niederprasselte, und schüttelte den Kopf. »Danke, aber nicht bei diesemWetter. Außerdem ist die Batterie sechs Jahre alt. Sie muss wohl ersetzt werden.«
    »Okay«, sagte er. Er klang erleichtert.
    Marnie dirigierte Dylan über den Highway und dann durch Nebenstraßen, bis sie vor ihrem Zweifamilienhaus hielten. Es war ein altes Gebäude aus rotem Backstein mit weißen Fensterläden. Zu beiden Seiten der Vortreppe standen Säulen im Kolonialstil. Dadurch unterschied sich das Haus von den anderen Gebäuden der Straße, die überwiegend schlichte
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