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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken
Autoren: Karin Michalke
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Hüttendach runter und setzt sich vor Hampi auf den Tisch.
    »Öha«, sagt Hampi. Und legt dem Herrn Fink ein Stückchen Käse vor den Schnabel. Pick, pick, weg ist es.
    »Des mag er«, staune ich. Hampi grinst.
    Ende des Dialogs.
    Es wird vier, und bald ist eh schon wieder Melkzeit. Ich stapfe hinaus auf die Weide. Auf alles gefasst. Das Wichtigste ist, sagt der Hias, dass du weißt, wo’s hingeht. Das versteht die Kuh dann schon. Schau ma mal. Die Dora sieht mich schon kommen.
    Da taucht der Hampi neben mir auf. Wollt eh grad heimgehen. Belanglos latscht er auf die Dora zu. Schnippt mit seinem Haselnussstecken ein kleines »Hopp« schräg hinter Doras Hintern. Die Kuh trabt los. Im exakt gleichen Winkel schräg nach vorne. »Wia beim Billardspui’n«, mümmelt Hampi und steigt über einen Maulwurfshaufen.
    »Ah.«, sage ich, und »Danke.« Hopp, schnippe ich, und die Zenzi latscht los. Der Hampi nickt, geht heim, und ich folge meiner Kuh in den Stall. Hampi ist der Besitzer der beiden Ladys, erfahre ich später, und der Nachbar vom Hias.
    Das Zweite, was ich heute lerne, ist der kluge Einsatz von Zauberpulver. Viele Dinge, die eine Kuh vollführen kann, um im Stall nicht an ihrem Platz angehängt zu werden, fallen ersatzlos weg, wenn ich schnell genug einen Eimer Kraftfutter in den Futterbarren schütte. Die Gier lässt sie alles andere vergessen. Dora links, Zenzi rechts, und rein mit dem Zeug.
    »Sooo is brav«, säusle ich begeistert, greife nach Zenzis Kette, um sie anzuhängen – und habe sie mal wieder unterschätzt. Wenn das Zauberpulver aus diesem Sack kommt, denkt sie sich, dann wollen wir den ganzen Sack.
    »Hey!«, schreie ich, als ich erkenne, worauf sie aus ist. Doch meine Anwesenheit hält sie von gar nichts ab. Zenzi rammt ihren Schädel in den Futtersack. Woraufhin die Dora ihre Hörner gegen Zenzis Schädel rammt. Sie inhalieren das Zauberpulver wie zwei Industriestaubsauger.
    Sehr schlecht. Keine Ahnung, ob Kühe an so was sterben können. Zumindest wird ihnen kotzübel. Ich versuche, sie wegzuschieben. Und könnte genauso gut das Betonfundament eines Strommasten bewegen wollen. Ich ziehe den Sack weg. Doch Zenzi verteidigt ihr Festmahl mit den Hörnern. Gezielt in meine Rippen. Mir bleibt die Luft weg, und ich registriere, hilflos auf meinen Hintern plumpsend: Die nehmen mich nicht ernst . Ich hole den Almstecken.
    Dora sieht’s genau. Mampf-mampf. Beobachtet mich schielend. Jede Bewegung. Mampf-mampf-mampf.
    »Geh an deinen Platz!«, sage ich.
    »Mampf-mampf-mampf.«
    Das übersetz ich jetzt nur für mich.
    »Dora. Geh an deinen Platz.« Ich touchiere sie leicht mit dem Almstecken am Hals.
    Mampf-mampf-mampf-mampf.
    Ein bisschen fester. »Dora!«
    Unwirsch schleudert sie ihre Hörner nach mir.
    »Schluss jetzt!«
    Ich klopf ihr den Almstecken auf die Nase.
    Verblüfft schaut sie mich an. Sie plant etwas, aber mir reicht’s.
    » GRRRRROAHHH! «, brülle ich. Und das mein ich aus tiefster Seele so.
    Okay , sagt sie, dreht sich um und geht an ihren Platz.
    » ZENZI !«, knurre ich. Und auch die Zenzi dreht sich um und rennt an ihren Platz. Dort ist ja auch Zauberpulver. Ich bin schnell. Habe die Kette um den Hals gehängt und befestigt, noch bevor sie ihr Pulver inhaliert hat. Mit Dora verfahre ich exakt genauso.
    Yeah. Das ist mein Stall. Mein Futter. Meine Entscheidung, was hier erlaubt ist, und meine Entscheidung, wer wann was kriegt.
    Wo sama denn, aber ehrlich.
    Ich hole das Melkzeug. »Steh um!!«, befehle ich der Zenz’. Und sie macht Platz, für mich, meinen Melkeimer und meinen Euter-Waschkübel.
    Jetzt schon in routinierte Handgriffe verfallend starte ich das Stromaggregat. Melkzeug anstecken. Alle Unwegsamkeiten verschwinden. Selig stehe ich neben der Kuh und hör zu, wie die Melkmaschine tsch-g-tsch-g-tsch-g macht.
    Stolz und siegreich trage ich die volle Millipitsch’n zum Brunnen. Lupfe sie ... Und zeitgleich kommt der Hias aus dem Keller geschossen. Zielgerichtet marschiert er auf mich zu.
    Unterm Arm trägt er eine über den Winter verstaubte Blechschüssel. Blechteile klappern darin. Ich beäuge die Schüssel wie ein noch nie gesehenes Tier, von dem ich nicht weiß, ob es beißt oder nicht.
    »So«, sagt Hias. »Des is die Zentrifuge.«
    Oh. Okay. Zentrifuge.
    In meinen Ohren klingt das wie »mysteriöses Zaubergerät«. In Hias’ Augen blitzt etwas auf, amüsiert, aber das sehe ich nicht. Ich lese nur die latente Anspannung.
    Die Millipitsch’n vergesse ich dabei. Hias
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