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Auch Dicke haben Hunger (German Edition)

Auch Dicke haben Hunger (German Edition)

Titel: Auch Dicke haben Hunger (German Edition)
Autoren: Uschi Stenger
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Ihr Vater hatte sich sehr gut mit
Krankheiten ausgekannt. Immer wenn er eine Diagnose bei den Kindern traf und
diese sich als richtig erwies, hatte ihre Mutter gespottet: „An eurem Vater ist
ein Arzt verloren gegangen.“ Inge hatte diese Gabe von ihrem Vater geerbt und
auch sie glaubte auf Rüdigers Schilderungen hin, zu wissen, was Elvira fehlte.
Wenn ihre Vermutungen stimmten, würde Elvira bald keine Treppen mehr laufen
können und der ebenerdige Bungalow wäre für sie genau die richtige Wohnung und
auf jeden Fall besser als ein Haus, das sich über drei Stockwerke ausdehnte.
    Inge zeigte ihre Erschütterung vor Rüdiger nicht, sondern
sie sagte zu ihm: „Du siehst total erschöpft aus. Nimm dir heute frei. Ich
werde deinen Besucher übernehmen.“
    Aber Rüdiger lehnte dankend ab: „Halte den Kunden kurz
etwas hin. Ich mache mich nur frisch und komme gleich in die Firma. Zuhause
werde ich verrückt.“
    Inge verstand ihren Schwager, denn auch sie lenkte sich
bei Kummer stets mit Arbeit ab.
      Als sie in die
Firma zurückkam, hatte Frau Semmler den Kunden schon ins Besucherzimmer geführt
und mit einer kleinen leckeren Zwischenmahlzeit verwöhnt. Herr Neuburger hatte
vollstes Verständnis, als Inge ihm die Situation schilderte und meinte, sie
solle sich keine Gedanken machen. Er hätte keinen weiteren Termin mehr, und
könne getrost ein paar Minuten warten. Außerdem machte er Inge einige nette
Komplimente. Diese wurde immer verlegener, da sie Komplimente von Männern nicht
gewohnt war und flüchtete so schnell sie konnte mit einer Ausrede in ihr
Zimmer.
    Bevor Inge zum Mittagessen nach Hause ging, machte sie
einen Umweg über Rüdigers Büro. „Hallo! Hat alles geklappt mit deinem Kunden.“
    „Sicher, Herr Neuburger ist ein verständiger Mensch und
schon lange unser Geschäftspartner. Aber sag mal, hast du Sophie angerufen?“
    „Nein, ich dachte, dass würdest du machen.“
    „Inge, es ist mir etwas peinlich. Du weißt, dass Elvira
und Mutter sich gestritten haben. Ich traue mich echt nicht Sophie anzurufen.“
    „Gut, das verstehe ich. Ich werde es erledigen. Aber
jetzt habe ich eine Bitte. Frage Elvira, ob es ihr recht ist, wenn ich sie im
Krankenhaus besuche. Es wäre schön, wenn wir unseren Streit aus der Welt
schaffen.“
    Rüdiger versprach ihre Bitte auszurichten. Er hatte es
ebenfalls eilig, er musste seine Tochter Simone von der Schule abholen, da
diese noch nicht wusste, dass ihre Mutter im Krankenhaus lag. „Ich komme heute
Nachmittag nicht mehr in die Firma, aber ich rufe dich an, wenn ich vom
Hospital zurück bin“, versprach er Inge.
    Zum Mittagessen hätte Inge am liebsten alles verspeist
was auf dem Tisch stand. Jedesmal, wenn sie sich aufregte, war ihre Diät in
Gefahr. So böse Elvira ihr auch manchmal mitgespielt hatte, sie war immer noch
ihre Schwester und sie machte sich große Sorgen um sie. Die Zwillinge konnten
überhaupt nicht verstehen, warum sich ihre Mutter solche Gedanken um die Tante
machte. Aber Inge versicherte ihnen: „Blut ist dicker als Wasser.“ Worauf die
beiden Jungen in blödsinniges Gelächter ausbrachen und Florian meinte: „Mutti,
mit deiner Ausdrucksweise könntest du glatt Horrorfilme schreiben.“ Inge fand
das alles gar nicht komisch und griff ohne viel zu denken zur Fleischplatte,
aber Sadra war schneller und nahm sie ihr ab. „Mutti, du bist gerade so schön
am diäten. Tu dir das nicht an. Hinterher bereust du es wieder.“
    Inge hatte ihre Kinder gebeten, ihr alles Essbare, was
nicht zu ihrem Plan gehörte wegzunehmen und langsam hatte sie den Verdacht,
dass die Kinder ihren Diätplan besser kannten als sie. „Danke, dass du so gut
aufpasst Sandra. Ihr seid mir wirklich eine große Hilfe beim Abnehmen.“ Sie
musste trotz ihres Kummers schmunzeln. Hätte Peter ihr das Essen weggenommen,
hätte sie dies als Akt der Bevormundung ausgelegt   und ihn sicher zur Minna gemacht. Ihr Mann konnte manchmal
wirklich ein fürchterlicher Besserwisser sein und deshalb hatte sie ihn auch
nicht um seelische und moralische Unterstützung gebeten.
     
    Nach dem Essen rief Inge ihre Mutter an und berichtete ihr,
dass Elvira im Krankenhaus war. Sophie war erschüttert und meinte: „Ja und was
glaubst du was sie hat? Anton hat nie mit mir darüber gesprochen.“
    „Sicher wollte dich Papa nicht aufregen. Und überhaupt,
woher soll ich denn wissen, was sie hat?“
    „Weil du Krankheiten aufgrund von gewissen Anzeichen
erkennst, genau wie Papa. Also stell dich
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