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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Erregung; in der Hand hielt er eine zerknitterte Zeitung.
    »Dangée ist umgekommen«, sagte Jurkowski, als er die Gefährten erreicht hatte.
    Bykow sah, wie das Lächeln in Spizyns Gesicht augenblicklich erstarb.
    »Verflucht!«, murmelte er.
    Krutikow schob den Oberkörper vor, seine Lippen bebten. »Mein Gott – Paul?!«
    »Über dem Jupiter!«, sagte Jurkowski wütend. »Ist in der Exosphäre stecken geblieben, hat an Fahrt verloren und wollte nicht umkehren.«
    Er hielt den Kameraden die Zeitung hin. Bykows Blick fiel auf ein schwarzumrandetes Porträt – ein schlanker junger Mann mit schwermütigen Augen.
    »Jupiter ... wieder der verfluchte Jupp!« Jurkowski ballte die Fäuste. »Schlimmer als die Venus! Schlimmer als alles auf der Welt!« Er wandte sich jäh um und ging mit langen Schritten davon.
    »Paul Dangée, Paul ...«, wiederholte Krutikow und schüttelte kummervoll den Kopf.
    »Und ich habe nicht mal auf seinen Brief geantwortet, bin einfach nicht dazu gekommen«, presste Dauge hervor.
    Dann waren sie verstummt. Nur der Buchdeckel hatte in Michail Antonowitsch Krutikows Händen geknistert ...
    Bykow öffnete die Augen und drehte sich auf den Rücken. Dieses Vorkommnis hatte einen Schatten auf den ganzen Abend geworfen. Eine gute Unterhaltung mit Johannytsch war nicht zustande gekommen. Diese Raumfahrer sind verdammt kühne Burschen, dachte Bykow. Und erstaunlich hartnäckig. Richtige Helden! Wie viele von ihnen sind auf der Venus umgekommen! In den klobigen Impulsraketen mit dem begrenzten Brennstoffvorrat sind sie zum Angriff vorgegangen. Niemand hat sie getrieben, man hat versucht, sie zurückzuhalten, und wer lebendig wiederkehrte, dem wollte man nicht erlauben, noch einmal zu fliegen.
    Jetzt würde die Chius zum Sturm auf die Venus starten.
    Die Photonenrakete Chius ... Wie jeder Ingenieur, der sich in der Kernphysik auskennt, war auch Bykow mit der Theorie des Photonenantriebs vertraut; interessiert verfolgte er alles Neue, was in der Presse darüber erschien. Der Photonenreaktor verwandelt den Treibstoff in Quanten elektromagnetischer Strahlung, die – als Antriebskraft verwendet – der Rakete fast Lichtgeschwindigkeit verleihen. Als Energiequelle für den Photonenantrieb können entweder thermonukleare Prozesse dienen (teilweise Umwandlung des Treibstoffs in Strahlung) oder Annihilationsprozesse von Antimaterie (vollständige Umwandlung des Treibstoffs in Strahlung). Die Vorzüge der Photonenrakete gegenüber der Atomrakete mit flüssigem Treibstoff sind gewaltig. Erstens: relativ niedriges Gewicht des Treibstoffs; zweitens: große Nutzlast; drittens: phantastisch hohe Manövrierfähigkeit; viertens ...
    So lautete die Theorie. Doch Bykow wusste ebenso gut, dass bis vor Kurzem alle Versuche, die Idee des Photonenantriebs in die Praxis umzusetzen, gescheitert waren. Ein unlösbares Problem schien die Reflexion der Strahlung zu sein. Für die Erzeugung der Photonenschubkraft ist ein Strahlungsdruck von vielen Millionen Kilokalorien je Sekunde auf einen Quadratzentimeter der Reflektoroberfläche erforderlich, doch keiner der bekannten Stoffe hielt den dabei entstehenden Temperaturen von Hunderttausenden von Graden stand. Unbemannte Modelle verbrannten, ohne auch nur den hundertsten Teil des Treibstoffs verbraucht zu haben. Und nichtsdestoweniger war die Photonenrakete Chius gebaut worden!
    »Man schuf einen idealen Spiegel«, hatte Dauge gesagt, »einen ›absoluten Reflektor‹! Eine Substanz, die alle Strahlenarten von beliebiger Intensität und alle Arten von Elementarteilchen mit Energien bis zu hundert und hundertfünfzig Millionen Elektronenvolt reflektiert. Außer dem Neutrino, glaube ich. Eine zauberhafte Substanz! Ihre Theorie hat ein Institut in Nowosibirsk ausgearbeitet. Freilich, dort dachte man nicht an die Photonenrakete. Man suchte nach einem Idealschutz vor den Strahlen, die aus Kernreaktoren dringen. Aber Krajuchin hat sofort erkannt, was sich daraus machen ließ.« Dauge lächelte. »Krajuchin ist ein Fanatiker der Photonenrakete. Der Aphorismus ›Die Photonenrakete bedeutet die Eroberung des Weltalls‹ stammt von ihm. Sogleich riss er den ›absoluten Reflektor‹ an sich, setzte zu seiner Herstellung zwei Drittel der Komiteelaboratorien ein, und das Ergebnis ist die Chius .«
    Der »absolute Reflektor« war die erste reale Errungenschaft einer neuen, beinahe phantastischen Wissenschaft – der mesoatomaren Chemie, der Chemie der künstlichen Atome, deren Hüllenelektronen
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