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Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Titel: Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen
Autoren: Hans Kneifel
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darstellte, sondern etliche andere wunderbare Dinge. Aus einem Boot, als Schwimmer oder aus der Höhe der Kapfelsen konnten die Seruumi nur Fische und kleine Meerblasen sehen, die dicht unter der Wasseroberfläche schwammen und den Seevögeln als Beute dienten. In der Tiefe, in die kein Licht fiel, hausten wunderbare Wesen von beträchtlicher Größe. Die meisten Fische, kaum kleiner als 70 Meter, tauchten nur selten an die Oberfläche. Durch unzählige Beobachtungen hatten die Seruumi schon vor 250 Jahren auf ein seltsames Verhalten schließen können – es schien sicher zu sein, dass alte Riesenfische, nachdem sie sich zum letzten Mal gepaart und ihre nächtlichen Lieder gestöhnt, gebrüllt und geblubbert hatten, aus Erschöpfung aus großer Tiefe auftauchten und vom nächsten Sturm an den Strand gespült wurden.
    Kaum lag der Kadaver einige Stunden im Sand, kamen aus dem Dschungel einige Myriaden winziger, kleiner und großer Tiere und begannen den faulenden Fisch zu verzehren. Es dauerte keine drei Tage, dann lag das abgenagte Skelett da, weiß und sauber, ohne eine Spur Fleisch oder Fischfett und ohne zu stinken. Aus den großen Gebeinen, die nun »Wasserknochen« genannt wurden, entstanden Spanten und andere Teile der Heißluftschiffe, Teile der Behausungen, Verstrebungen aller Art und Verstärkungen von Flechtwerk. Ihre erstaunliche Eigenschaft war schnell erkannt worden: Die Knochen waren nicht hart wie Starkholz, sondern federten wie Ruten oder Riedstängel und verloren diese Eigenschaft auch nach 30-jährigem Gebrauch nicht. Schnitzereien, Haushaltsgeräte und Ziergegenstände, aber auch Werkzeuge oder Teile davon entstanden aus kleineren Stücken oder den Resten der zehn Meter langen, gekrümmten Rippenbögen.
     
     
    Wenn Asberfahn, der muskelbepackte, untersetzte Kapitän und Navigator des Luftschiffes, den Blick senkte, sah er in die Wipfeltrichter einiger Hundert Bäume hinein. Die Trichterpflanzen waren durchschnittlich 300 Meter hoch. Das Plateau auf dem Felsrücken, über dem das 75 Jahre alte Schiff schwebte, erhob sich nur etwa 200 Meter oder gut hundert Mannslängen über das Meer aus Baumwipfeln. Im Licht des Planeten glänzten die Oberflächen der unzähligen Trichterseen. Aus der giftigen, trüben Flüssigkeit ragten Luftwurzeln, die sich lautlos wiegten, so, als ob sie den Bewegungen in der Atmosphäre Ajatans folgen oder als kopflose Schlangen jene unfassbar gewaltigen Stürme am Himmel anbeten würden. Sie filterten mit klebriger Haut und fächerartigen Kopfteilen winzige Partikel aus der heißen Luft, die aus dem Dschungel aufstieg und über die Kelche wehte. Larven dieses Schwebeplanktons entwickelten sich in der Pflanzenbrühe der Kelche.
    Fasziniert und gleichermaßen beunruhigt, wie immer, betrachtete Asberfahn den Dschungel unter sich. Die vielfältigen Laute der Pflanzenwelt schlugen an seine Ohren. Dass er sich von der Sippe entfernte, die Sicherheit der Gruppe verließ, bedeutete eigentlich einen Verstoß gegen ein altes Tabu; ohne Chepteyn würden die Schiffsmannschaft hilflos und der Flug vorzeitig beendet sein. Aber: Jeden Warnruf konnte er hören, und binnen weniger Atemzüge wäre er am nächsten Feuer. Tief im Strom seiner Gedanken spürte er, ohne die Änderung der Stimmung richtig zu begreifen, eine Unruhe wie das leise Grollen eines fernen Gewitters.
     
     
    In der Tiefe zumindest jenes schmalen Meeres, an dessen Ufer die Seruumi der »Unentwegt Tüchtigen« in ihren Baumbehausungen lebten, trieben auch andere Geschöpfe als die Riesenfische. Es waren nahezu durchsichtige »Blasen«, die einer aufgeschnittenen Kugel glichen. Das runde Riesenloch, von dessen Rändern unterschiedlich lange Fangarme und Nesselschnüre hervorwuchsen, schien entweder als Fressmund oder als Öffnung zur Fortbewegung zu dienen; die Seruumifischer schlossen dies aus der Beobachtung kleinerer Blasen, die sich in den Oberflächennetzen verfingen oder von Brandungswellen an den Strand geworfen wurden. Einzelne Arme und Schnüre der Tiefmeerblasen maßen bis zu hundert Meter. Die Stürme submariner Strömungen oder unbekannte Ereignisse, von denen die Riesenblasen in unregelmäßigen Abständen an die Oberfläche getrieben wurden, spülten auch kleinere Exemplare hoch, selbst solche, deren Durchmesser kaum mehr als eine Mannslänge oder gar nur eine halbe Mannslänge betrug. Die Haut der Blasen, milchig-durchsichtig oder in vielen Farben, war dünner oder dicker, offensichtlich abhängig vom Alter
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