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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling
Autoren: C.J. Cherryh
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Gilde hatte sich zwar geweigert, sie abzusetzen, aber nicht verhindern können, daß sie gestartet waren, denn weil die von ihnen gebaute Fähre ohne Antrieb ausgekommen war, hatten sie die Piloten der Gilde nicht in Anspruch zu nehmen brauchen. Die Fähre war aus Ersatzteilen und mit Hilfe alter Pläne zusammengesetzt worden, die die Gilde in ihrer unendlichen Weisheit als völlig untauglich für eine Landung in dieser Gegend verworfen hatte.
    Natürlich hätte die Gilde den Start unter Anwendung von Gewalt verhindern können. Angesichts der bitteren Spannungen war auch jetzt noch zu befürchten, daß sie ihnen einen Strich durch die Rechnung machte.
    Immerhin war die Raumstation auch nicht gerade machtlos; sie hatte ihre eigenen Kräfte an Bord und würde es auf eine Konfrontation durchaus ankommen lassen. Einer solchen Machtprobe schien die Gilde aber zur Zeit aus dem Weg zu gehen. Wer weiß, warum? Vielleicht war sie in sich zerstritten, vielleicht hatte sie nicht damit gerechnet, daß die Frachttransporter tatsächlich ankommen würden, oder womöglich steckten sie – Gott bewahre – in Gewissenskonflikten. Niemand wußte, was im Rat der Gilde verhandelt wurde; fest stand nur, daß sie sich bislang nicht gerührt hatte. Daß es ihr einfallen könnte, die Leute der Bodenstation verhungern zu lassen, stand jedenfalls nicht zu befürchten, denn in einem solchen Fall käme es zu einer offenen Konfrontation, die selbst ihr nur schaden würde. Und darum konnte die Versorgung mit Lebensmitteln und Ausrüstungsgegenständen unvermindert fortgesetzt werden.
    Im kommenden Jahr würde die Versorgung mit Lebensmitteln wahrscheinlich ohnehin überflüssig sein. Falls das, was hier wuchs, eßbar war, würden sie sich selbst versorgen können. Der erste, nähere Blick von der Phoenix aus hatte erkennen lassen, daß der Planet bewohnt war, daß es Städte gab und Staudämme, Landwirtschaft und Bergbau, all das, was von einer relativ fortgeschrittenen Zivilisation zeugte.
    Die Sonne versank in einer Farbpalette aus Rot-, Gelb- und Goldtönen. Über den Hügeln stand leuchtend ein Planet. Das war Mirage, der zweite Planet dieser Sonne, die sie einfach ›Sonne‹ nannten, weil ihnen kein besserer Name einfiel. Wenig einfallsreich war auch ihr Name für den dritten Planeten im System; sie nannten ihn ›die Welt‹ oder bisweilen auch ›Down‹.
    Ein verrückter Name für einen Planeten, meinte Ian. Er fand es bedauerlich, daß sich die Elterngeneration keinen spezifischeren Namen hatte einfallen lassen. Es war sogar der Vorschlag gemacht worden, ihn ›Erde‹ zu nennen, weil ja der Doppelsinn des Worts erhalten bleiben müsse. Die Gilde hatte diesen Vorschlag sofort verworfen.
    Insbesondere Renaud Lenoir, der Hydroponik-Biologe, hatte sich leidenschaftlich und wortreich gegen diese Namensgebung ausgesprochen: Von Erde könne nicht die Rede sein und auch nicht von Sonne, und außerdem sei sie nicht der Stern gewesen, der ursprünglich angepeilt worden war; den habe man verfehlt aufgrund irgendwelcher rätselhafter Vorkommnisse im Hyperraum, die nur dank der entschiedenen Tat von Taylor nicht zur Katastrophe geführt hatten.
    In der Gilde wurde Taylor als Heiliger verehrt, er und McDonough und die Piloten, denen jeder, der lebte, sein Leben verdankte. Auch Lenoir, der sich so vehement gegen die Bezeichnung Erde ausgesprochen hatte, war heilig gesprochen worden, obwohl das Gremium, das darüber verfügt hatte und aus dem später die Gilde hervorgegangen war, all dem widersprach, woran Lenoir fest geglaubt hatte, und obwohl die meisten Konstrukteure und Techniker, deren Söhne und Töchter Lenoirs Visionen verwirklichen und die Bodenstation errichten sollten, in der entscheidenden Sitzung gegen seine Ernennung gestimmt hatten.
    Nicht Erde und nicht der anvisierte Stern, darauf hatte Lenoir immer wieder aufmerksam gemacht. Dieser Planet habe seine ureigene Entwicklung vollzogen, vom Einfachsten bis hin zur Ausbildung hoher Intelligenz; und im Verlauf dieses Prozesses seien einzigartige biologische Gesetze festgelegt worden, die spezifische Lebensformen und spezifische Lebensbedingungen erfolgreich aufeinander abgestimmt hätten.
    Biochemie, Taxonomie, Interdependenzforschung – fast alle Zweige der von Menschen betriebenen Naturwissenschaften waren in der Bibliothek an Bord der Phoenix vertreten: das seit Tausenden von Jahren zusammengetragene, abgesicherte und systematisch geordnete Wissen über die beziehungsreichen,
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