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Atemlos - Toedliches Erbe

Atemlos - Toedliches Erbe

Titel: Atemlos - Toedliches Erbe
Autoren: Cherry Adair
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gesehen, statt nur seine Stimme zu hören, sie wäre vermutlich schneller darüber hinweggekommen. Dieses Verächtliche in seinem Blick, mit dem er sie jetzt ansah, ließ keinerlei Raum für Interpretationen. Der Mann gab sich nicht einmal den Anschein von Höflichkeit.
    Sei’s drum.
    Sie würde sich so höflich wie nur menschenmöglich geben und versuchen, allen Konflikten aus dem Weg zu gehen – und wenn es ihr den letzten Nerv raubte. Vorbei war vorbei. Schnee von gestern. Dahingeschmolzen und abgehakt, dachte sie düster, während sie praktisch in Laufschritt verfallen musste, um mit seinen ausgreifenden Schritten mitzuhalten.
    Er trug ein Schulterhalfter mit einer sehr großen, sehr schwarzen Waffe darin. Und mit seinem dunklen Haar, seinen funkelnden Augen und seinem Charme – der momentan allerdings stark zu wünschen übrig ließ – konnte ihm selbst James Bond nicht das Wasser reichen. Nicht einmal die eine oder andere neu hinzugekommene Narbe an Gesicht und Händen vermochte seiner erotischen Ausstrahlung etwas anzuhaben. Womöglich unterstrich sie seinen Reiz eher noch, dachte Dakota, während sie mit ihm mithielt.
    Sie brauchte ihn nur anzusehen, und schon spürte sie dieses sehnsuchtsvolle Stechen in der Brust. Mit jeder Falte, jeder Narbe war sie aufs Innigste vertraut. Auch wenn sie sich gegen die Erinnerung sperrte, seine Nähe verschlug ihr glatt den Atem und versetzte ihr törichtes Herz mächtig in Aufruhr. Ihre körperliche Reaktion auf ihn war selbst nach der jahrelangen Trennung unverändert. Nervig, aber wahr.
    Der geräumige Flur war gesäumt von kostspielig aussehenden Kunstobjekten – und von durchtrainierten, schwarz gekleideten und schwer bewaffneten jungen Männern, die vor den verschiedenen Türen Posten bezogen hatten. Dakota war beeindruckt. Offensichtlich hatte seine Firma sich gemacht, und es ging ihm gut, sehr gut sogar. Jener Teil ihrer Psyche, der keinerlei Groll hegte, freute sich darüber.
    Von den Anwesenden in dem Raum, den sie soeben verlassen hatte, schien keiner groß ein Auge zugemacht zu haben. Und er schon gar nicht, darauf hätte sie wetten können. Aber abgesehen davon, dass er eine Rasur benötigte, wirkte er so sauber und adrett wie ein Hemd frisch aus der Reinigung. Mit ein bisschen zu viel Stärke.
    Für ihn sprach nur, dass ihr Anblick ihn in einem unbedachten Augenblick erwischt hatte. Ein bescheidener Trost unter diesen Umständen.
    Sein dunkles Haar war ein wenig zu lang; meist hatte er einfach keine Lust, zum Friseur zu gehen. Als sie ihn in dem mit Teppich ausgelegten Flur auf halber Strecke einholte, warf er ihr einen flüchtigen Blick zu. Dabei schienen sich seine dunklen Augen mit den langen Wimpern in ihr Hirn zu bohren. Sie verspürte ein kleines, verärgertes Kribbeln tief hinten in der Kehle.
    Lass dich nicht von ihm provozieren. Das ist nichts Persönliches. Vergiss das nie.
Seit sie Seattle verlassen hatte, hatte sie sich das immer wieder wie ein Mantra eingeredet.
    Nichts Persönliches.
    Er blieb kurz stehen und betrachtete ihr Gesicht mit finsterer Miene. Offensichtlich war er unzufrieden. Im Gegensatz zu ihrem heißen Zorn war seiner frostig. »Was zum Teufel hast du hier verloren, Dakota?«
    Eigentlich war sie hier, um
ihm
zu helfen. Weshalb seine gereizte Art sie stinkwütend machte. Trotzdem blieb sie gelassen. »Dir ist bekannt, dass es sich bei der Droge, die allen dort drinnen verabreicht wurde, um DL 6–94 handelt, oder?«
    Seine Miene verfinsterte sich noch mehr, und für den Bruchteil einer Sekunde drohte ihm seine frostige Maske zu entgleiten, als er ihren Oberarm mit schraubstockartigem Griff packte. »Wovon zum Teufel sprichst du überhaupt?«
    Die warme Berührung seiner Hand nach so langer Zeit kam wie ein Schock. Mit einem Ruck befreite Dakota ihren Arm und löste sich mit einem Schritt aus seinem unerwünschten Kraftfeld. »Von eben jener Droge, an der dein Vater und ich bei Rydell Pharmaceuticals gearbeitet haben.« Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben, auch wenn in ihrem Innern alles revoltierte. »Eben jener Drogenformel, die angeblich bei der Explosion vernichtet wurde. Der Droge, die einer meiner Laborassistenten als
Rapture
bezeichnete. Das war es, womit deine Hochzeitsparty vergiftet wurde.«
    Seine Miene verhärtete sich. »Zunächst einmal …« Wäre sein Ton noch eisiger gewesen, hätte sich auf den Kristalllüstern unter der Decke Permafrost gebildet. »… warst du gerade mal zehn Minuten in besagtem Raum. Deine
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