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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S.
Autoren: Greg Iles
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»Was ist mit EROX?«
    Sie hat das Akronym absichtlich falsch ausgesprochen, betont es, wie ein Diskjockey es tun würde: E-Rocks. EROS steht für Erotic Realtime Online Stimulation. Drewe ersetzt das »S« durch ein »X«, um die lüsterne, pornographische Natur des Netzwerks zu betonen. Vor neun Monaten hat sie das noch nicht getan. Sie war von dem Forum genauso fasziniert wie ich, und unser Sexleben blühte mit ihrer Faszination auf. Vor neun Monaten hat sie EROS ausgesprochen, wie es dem griechischen Gott der Liebe und des Begehrens gebührt.
    Jetzt ist die Sache noch ein bißchen besser als Telefonsex. Aber nur ein bißchen.
    »Etwas wirklich Schlimmes ist passiert«, sage ich.
    Drewe schaut besorgt von einer Dose LeSueur-Erbsen auf. Familie , denkt sie. Wer ist gestorben?
    »Karin Wheat wurde gestern abend ermordet.«
    Sie reißt die Augen auf. »Die Schriftstellerin? Karin Wheat aus New Orleans?«
    Ich nicke. »Es kam auf CNN. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Klar. Jeder, nach dessen Büchern Filme gedreht werden – und der so unheimliche Fans hat wie sie –, kommt im ganzen Land in die Fernsehnachrichten. Ich wette, Hard Copy wird in einer Stunde darüber berichten.«
    Sie hat wahrscheinlich recht. Sollte ich es mir ansehen? Ich weiß aus Erfahrung, daß kaum Fakten, aber jede Menge Nervenkitzel gebracht werden. Andererseits kann Drewe nicht mehr als zehn Minuten von Crossfire ertragen.
    »Du hörst dich wirklich aufgeregt an«, sagt sie und mustert mich mit echter Besorgnis.
    Ich wende den Blick kurz ab, verberge meine Gedanken hinter einem anerkennenden Blick auf die Hähnchenteile. Wieviel soll ich ihr sagen? »Sie war auf EROS geschaltet«, erwidere ich schließlich, wobei ich nicht schuldbewußt klingen wollte, jedoch weiß, daß ich es tue.
    »Was? Warum hast du mir das nicht gesagt?«
    Ich schaue mit einem gewissen Trotz in den Augen auf. »Du willst seit Monaten nichts mehr von EROS wissen, Drewe. Karin ist erst vor ein paar Wochen dazugekommen.«
    Sie hebt das Kinn und betrachtet mich. »Es heißt also schon Karin«, sagt sie schließlich. »Du hast mit ihr online gesprochen?«
    »Klar. Die üblichen Sysop-Einweisungen.«
    »Bitte.« Sie klemmt die Dose Erbsen in den elektrischen Öffner und übertönt jede Antwort mit einer knirschenden Fanfare. Ich widme mich wieder dem Hähnchen.
    »Hast du online Sex mit ihr gehabt?« fragt sie, ohne mich anzusehen.
    Ich seufze wütend. »Die Frau ist tot , Drewe.«
    »Mein Gott«, sagt sie und kippt die Erbsen in einen Topf. »Ich sollte bei Hard Copy auftreten. Mein Ehemann fickt elektronisch berühmte Frauen.«
    Ich gebe auf. Drewe ist auf EROS noch wütender, als ich dachte.
    »Weiß man, wer es getan hat?« fragt sie mit unbewegter Stimme.
    »Nein.« Ich drehe die Hähnchenbrüste um. »Aber ich glaube, ich weiß es.«

2
    D
rewe und ich sehen uns das Magazin Hard Copy mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu an. Dramatische Kamerawinkel, sexuelle Anspielungen und unheimlich wirkende Schwarzweiß-Videoaufnahmen von Karin Wheats Villa in New Orleans (mitsamt dem dazugehörigen künstlich erzeugten Nebel) verleihen der Sendung einen viktorianischen Hauch, der an Jack the Ripper denken läßt. Drewe gibt keinen Kommentar ab, während der Beitrag läuft, und ich ertappe mich dabei, daß ich in Gedanken mein Verhör beim Abendessen ein bißchen aufpoliere.
    Ich hatte ihre scharfsinnigen Fragen, während ich Hähnchen und ungeschälten Reis kaute, beantwortet und mich bemüht, sie nicht zu beunruhigen, indem ich nicht mehr als unbedingt nötig enthüllte. Sie wollte wissen, wieso mir überhaupt aufgefallen war, daß diese sechs Frauen den Dienst nicht mehr in Anspruch nahmen. Ich konzentrierte mich auf den technischen Aspekt und erklärte ihr, daß diese sechs Frauen aktive User gewesen seien, die plötzlich von den Foren verschwunden seien, aber trotzdem ihre EROS-Beiträge, die wirklich nicht gerade gering sind, weiterhin bezahlt hätten. Ich erwähnte nichts vom anonymen Einzugsverfahren oder von meinen engen Beziehungen zu einigen der Frauen.
    Zum Glück konzentrierte Drewe sich auf Miles Turner und seinen erfolgreichen Versuch, mich daran zu hindern,eine interne Untersuchung durch EROS selbst einzuleiten. Auch sie kennt Miles seit unserer Kindheit. Er hatte seine Einwände gegen eine Ermittlung mit dem Schutz der Privatsphäre –, mit der – wie er es ausdrückte – »Vertraulichkeit, die wir den Kunden zugesichert haben«, begründet, und seine
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