Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
Vom Netzwerk:
Widerschein der knisternden Fackeln. Zehn Tage hatten sie gebraucht und im Akkord poliert, um die Würde der Ahnherren zu bewahren. In jedem Einzelnen der Helme.
    Die Helmer waren ein ehrbarer Stand. Ihre Aufgabe bestand darin, die Helme der Väter für den Einzug des Großen Verwalters vorzubereiten. Kein Stäubchen und kein Steinchen wurde von ihnen geduldet. Pelzbesätze wurden gestriegelt, Hörner und Leder auf Hochglanz gebracht.
    Es gab Geschichten darüber, wie zornig die Geister der Ahnen werden konnten, wenn sie dem Großen Verwalter mit schmutzigen Helmen gegenübertreten mussten. Geschichten, die in der Regel damit endeten, dass gegen Schichtende auch die Kopfbedeckung des schuldigen Helmers, der seine Pflichten vernachlässigt hatte, an der Nordwand hing. Wenn es etwas gab, mit dem nicht zu spaßen war, dann war es der Zorn der Ahnen.
    Die Helmer, aus allen ehrbaren Stämmen zusammengewürfelt, waren stolze Zwerge. Sie hatten eine ehrenvolle Aufgabe, die vom Vater auf den Sohn übertragen wurde. * Und so polierten sie also seit nunmehr siebenhundert Jahren die Helme für die Audienz des Großen Verwalters. Die fand alle zehn Tage statt, was in der Regel genau die Zeit war, die sie brauchten, um alle Helme wieder auf Hochglanz zu bringen, nachdem diese bei der vorangegangenen Audienz von den zahllosen Fackeln und flammenden Ölbecken der Höhle vollgerußt worden waren.
    Die Handhabung der Fackeln und Ölbecken hingegen oblag den Facklern, die allesamt dem Feuerclan entstammten und die Flamme in ihrem Stammeszeichen trugen.
    Denn während die Halle der Helme neun Tage lang allein vom dumpfen Summen der Leuchtkäfer erfüllt wurde, unter deren grün glimmendem Flügelschlag die Helmer ihrem Handwerk nachgingen, verlangte die Tradition am zehnten Tag nach der Reinheit der Flamme. Audienz und Rechtsprechung mussten im Licht der Väter vonstatten gehen, und das bedeutete: Fackeln und Öl. Denn der Geist des Feuers war seit Anbeginn der Zeit ein Verbündeter des Ehernen Volkes gewesen.
    Hätte man freilich einen Helmer nach dieser Tradition gefragt, wäre ihm niemals in den Sinn gekommen, von der Reinheit der Flamme zu sprechen. Feuer machte Dreck. Tradition hin oder her. Ob es nun die Toten der Zwerge aufnahm oder ihre Nachkommen ausbrütete, es machte Dreck. Dreck, der sich zigtausendfach auf den Helmen der Vorfahren niederschlug und von Hand entfernt werden musste. Und zwar von ihrer Hand. Aus diesem Grund hatten die Helmer ein etwas gespaltenes Verhältnis zum Feuer an sich und zu den Facklern im Besonderen.
    Dass dieses gespaltene Verhältnis wechselseitiger Natur war, lag am sogenannten Treuetrunk. Der nämlich war ursprünglich die einzige Möglichkeit gewesen, die einstmals kaum wertgeschätzte Frauenarbeit des Helmpolierens für einen anständigen Zwerg attraktiv zu machen. Den Treuetrunk zu erlangen bedeutete ein kleines Fass bestes Bitterwurzelbier für jeden einzelnen Helmer. Oder eben Fackler. Denn der Treuetrunk musste im Wettbewerb gewonnen werden und konnte nur der Gruppe zuteilwerden, die für eine Audienz die bessere Arbeit geleistet hatte. Die Entscheidung, wem der Trunk schlussendlich zuteilwurde, oblag dem Großen Verwalter, der sich dafür sehr genau umzuschauen pflegte. Und so stand das Funkeln der Helme alle zehn Tage in direkter Konkurrenz zum Leuchten der Fackeln.
     
     
    Die Fackler gingen in der Halle der Helme wie gewohnt ihrer Profession nach. Einige ihrer besten Kletterer entzündeten gerade hoch oben die letzten Fackelkörbe, und dann war es so weit. Die Priester in ihren von Erzfäden durchwirkten Roben, die, um die Einheit der Stämme zu symbolisieren, an den Säumen miteinander vernäht waren, traten einer nach dem anderen an das Drachenhorn und setzten im Schatten ihrer ausladenden Zeremonienhelme die Lippen an die Mundstücke.
    Durch die Weite der Höhle hallte ein Ton, wie er in den Grenzen des Imperiums nicht seinesgleichen hatte. Ein Ton, der bis in die hintersten Winkel der Höhle, bis in die Knochen, bis ins Erz drang.
    Die Luft begann zu vibrieren, während der Widerhall des Drachenhorns von den Wänden zurückgeworfen wurde und sich seinen Weg durch die Gänge bahnte. Auf allen Ebenen der Höhle öffneten dienstbeflissene Zwerge unter dumpfem Knirschen die schweren kupferbeschlagenen Tore, und das gesamte Eherne Volk begann in die Halle zu strömen, um dem Einzug des Großen Verwalters beizuwohnen. Ausgenommen einzig jene, die sich auf dem Weg der Erneuerung oder auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher