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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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dafür, so unendlich dankbar, dass kein Schatz im Inneren der Gänge meine Dankbarkeit auszudrücken vermöchte.«
    Garstholm Flammrank, der Drachenjäger, ein schwarzes Tuch vor den erblindeten Augen, horchte auf. Er war nämlich sehr wohl der Meinung, dass sich der ein oder andere Schatz finden lassen würde, um die Dankbarkeit des Großen Verwalters auszudrücken. Bevor er diesen Einwand aber vorbringen konnte, sprach der Verwalter bereits weiter. Er redete von Verantwortung, sowohl gegenüber den Göttern als auch dem Ehernen Volk. Dann auch noch von Bestimmung und Schicksal. Große bedeutsame Worte, die sich über der steinernen Tafel sammelten und nach und nach zu einer Rede anschwollen, wie es innerhalb des Ehernen Imperiums niemals eine größere gegeben hatte.
    Bedauerlicherweise hörte niemand ihm dabei zu. Gedankenversunken saßen sie da, während der Drachenjäger damit beschäftigt war, den Verwalter mit jedem Fluch zu belegen, den er kannte. Und das waren einige. Beinahe ebenso viele, wie Gangwardt Hornfaust in seinem Räderstuhl kannte. Dieser verknöcherte, alte Kalkstein wollte ihn um seinen gerechten Lohn bringen!
    Der Verwalter ließ sich jedoch in seiner Rede nicht beirren. »Wir alle stehen am Anfang eines neuen Zeitalters! Einer neuen Ordnung! Und jeder von euch wird seine Rolle darin haben. Die Rolle, die er sich durch sein zwergisch heldenhaftes, aufopferungsvolles Verhalten verdient hat…«
    Schließlich beruhigte Flammrank sich wieder etwas. Das Schicksal mochte ihn um mehr als zweihundert Jahre betrogen haben. Doch er erinnerte sich an das Letzte, was seine Augen gesehen hatten. Die Vollkommenheit des Feuers im lohenden Leib des mythischen Immerflamm. Und dies war ihm mehr Lohn, als der Verwalter je aus seinen Schatzkammern hätte klauben können.
    Der Höchste der Hohen war inzwischen eingenickt. Sein Kopf war auf seine Brust herabgesunken, und er schnarchte leise in seinen verschmutzten Bart, während sein Gedächtnis begonnen hatte, sich ein Lied auszudenken, dass seine persönliche Rolle in den zurückliegenden Geschehnissen angemessen hervorheben sollte. *
    Der Verwalter hatte sich unterdessen in Rage geredet. »Gemeinsam haben wir das Übel der großen Erzferkelprophezeiung abgewendet und das Ende von Zwerg und Zwergeszwerg. Nun gilt es, dieses Ende auch weiter fernzuhalten. Und gemeinsam wird uns das gelingen. Der Schicksalszwerg an der Seite des Großen Verwalters!«
    Auch Farrnwart Blechboldt kümmerten die Worte des Verwalters wenig. Schweigend saß er an der Tafel und nestelte versonnen an dem dicken Verband herum, der um seine Hüfte gebunden war. Schon bald würde er wieder bei seinen Erzferkeln sein, seinen kleinen, dicknasigen, grunzenden Freunden, die sich weder um Imperium noch Volk scherten und das Einzige waren, was den Ferkelbändiger wirklich interessierte. Ob sie ihn überhaupt noch erkennen würden? Jetzt, wo er gut zweihundertfünfzig Jahre älter war als das letzte Mal, als er sie gesehen hatte? Seine Tiere waren für ihn das einzig Wichtige. Es war ihm egal, dass er in Wirklichkeit der Untrunkene war.
    Der Verwalter sprach unterdessen weiter: »Wir werden neue Posten und Ministerien brauchen. Wie Stollen, die in den Fels der Macht geschlagen werden. Und ihr werdet die Stützbalken der Macht sein, die in meinen Händen schließlich…«
    Auch Fazzgadt hörte nur mit halbem Ohr hin. Er dachte daran, wie all das begonnen hatte. An den tragischen Tod seines Bartbruders, den finsteren Blick der Immerschwarzen und den Weg der Erneuerung, an dessen Ende Hrodborrks Söhne ihn erwartet hatten. Einer davon war Teil der Prophezeiung, die der Große Verwalter abgewendet zu haben glaubte. Der andere hatte ihnen in Gestalt des Immerflamm das Leben gerettet. Das Schicksal ging sonderbare Wege. Und beinahe wäre er versucht gewesen, ein wenig abergläubisch zu werden.
    Stattdessen betrachtete er lächelnd den legitimen Nachfahren seines Bartbruders, der neben ihm hockte und einfältig vor sich hinstarrte, was aber für einen gerade geschlüpften Zwerg, der bereits zweihundertfünfzig Jahre alt war, ganz normal war. Fazzgadt legte einen Arm um ihn und flüsterte ihm leise ins Ohr: »Hör zu, Kleiner, was immer auch aus dir wird, eines darfst du nicht vergessen: Dein Vater war ein wirklich großer Zwerg.« Es schauderte ihn, während er sprach, denn er erinnerte sich an die Vision von Hrodborrks Zügen im Gesicht des Immerflamm, unten in den Höhlen des Neuen Stahls, und tief in
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