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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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sollte. Schließlich waren sie noch nie untergegangen.
    Zunächst jedoch wurden sie alle von furchtsamem, kaltem Schweigen ergriffen, das lange genug anhielt, dass der Erste der beiden Unbekannten vortreten, seine Kapuze abstreifen und seinen, offensichtlich einstudierten, Text aufsagen konnte: »Der Höchste unter den Hohen spricht wahr. Die Vorboten des Untergangs sind unter euch.«
    Bei jedem seiner Worte wogte sein struppiger Bart bedeutungsvoll. Wenn man genau hinsah, schien dieser Bart jedoch nicht recht zu seinem Gesicht zu passen. Er verstummte und bleckte die Zähne zu einem Lächeln, das aus purem Gold bestand und die Furcht noch tiefer in die Herzen der Zwerge trieb. Das Eherne Volk schauderte im Angesicht des Goldbezahnten.
    Dann trat der zweite Unbekannte vor, schob seine Kapuze zurück, enthüllte einen nicht minder falschen Bart und vollendete den Satz seines Kameraden: »… und wir sind von den Göttern selbst gesandt, um euch euer Ende zu verkünden!« Er zog eine stoffumhüllte Flasche aus dem Gürtel und reckte sie hoch ins Licht. Als er den Stoff abnahm, konnten die Zwerge sehen, dass der Inhalt durchsichtig war. Wasser. Klares, giftiges, tödliches Wasser. Der Zwerg trank.
    Und das Eherne Volk schauderte im Angesicht des Untrunkenen.
    Nun aber war endgültig alles verloren. Mit eigenen Augen hatten sie zwei Teile der großen Erzferkelprophezeiung gesehen. Den Goldbezahnten und den Untrunkenen. Und die Spinne war, wie sie wussten, auch schon gesichtet worden. Da war keiner, der nicht jemanden gekannt hätte, der sie mit eigenen Augen gesehen hatte. Das Eherne Imperium würde untergehen.
    »Haltet ein, Boten des Verderbens!«
    Die Stimme hatte etwas Fürchterliches. Sie war dunkel, schneidend und bestimmt. Als ob sie aus den düstersten Klüften der Hölle emporklang. Sie entzündete eine noch größere Furcht in den Herzen des Ehernen Volkes, die sich schmerzhaft flammend in ihre entferntesten Glieder fortzupflanzen begann.
    Diejenigen unter ihnen, deren Bärte falsch waren, schauderte es wohlig bei dem Klang dieser Stimme. Der Meister war gekommen, und er trug den Neuen Stahl in die Halle der Helme!
    Dann bekam die Stimme eine Gestalt. Ein Zwerg von mittlerer Größe, ohne Helm und in eine finstere Kapuzenkutte gewandet, trat langsam aus den Reihen der Verdammten hervor. Und jenen, die ihn sahen, schwand der Mut zum Weiterleben beinahe völlig. Denn auf seiner Hand saß, hässlich, furchtbar und schwarz wie der ewige Abgrund selbst: die schwarze Splitterspinne! In den meisten Erzählungen war sie allerdings größer gewesen.
    Der Kapuzenträger schritt weiter auf den Thron zu. »Ihr sagt, die Götter hätten euch gesandt, um dem Ehernen Volk den Untergang zu verheißen?«
    Der Untrunkene hob den Kopf. »Ganz recht, Fremder. Wir sind gekommen, um euch im Namen der Götter euer Ende zu verkünden!«
    Die dunkle Gestalt im Kapuzenumhang ging unbeirrt auf den Thron des Verwalters zu. »Und wenn ich dir nun sage, dass die Götter ihren Willen geändert haben?«
    Den Zwergen stockten die Herzsteine. Was für ein Unhold mochte das sein, dass er die Immerschwarze zu bezwingen und auf der Hand zu tragen vermochte? War er womöglich aus einer noch tieferen Hölle emporgestiegen als die Botschafter des Untergangs? Brachte er etwa ein noch verderbenderes Verderben, als ihnen ohnehin schon bestimmt war?
    Nun trat der Goldbezahnte vor und erhob die Stimme. »Woher willst du um den Willen der Götter wissen, Fremder?« Sein Zorn klang laut und böse und ebenfalls ein wenig einstudiert. Gewöhnlich hätten seine Worte dem Ehernen Volk Angst gemacht, da sie aber inzwischen nicht noch mehr Furcht empfinden konnten, als sie es ohnehin schon taten, beschlossen die meisten, erst einmal abzuwarten, bis irgendein Verderben sie zu verderben begann.
    Gemessenen Schrittes hatte der Fremde die beiden Botschafter des Unheils beinahe erreicht. Und nun begann der Kuttenträger, dessen Arme in den Ärmeln seines Gewands verschwanden, den Kopf der Spinne zu streicheln, die wie benommen auf seiner Hand hockte.
    »Seht ihr, wie die schwarze Splitterspinne, die ein Teil der großen Erzferkelprophezeiung ist, sich mir unterwirft? Und ihr fragt mich, woher ich um den Willen der Götter weiß?« Seine Stimme war lauter geworden, bedrohlicher. »Ich will es euch verraten, ihr Botschafter des Untergangs!« Und plötzlich hatte seine Stimme die Schärfe eines Beils, die Wucht eines Hammers und die Hitze des Feuers. »Weil ich… ihr
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