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Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Autoren: Oliver Bowden
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Da hörte Ezio plötzlich ein Geräusch, das Jun entging. Rasch drehte er den Kopf. Er machte einen Satz zurück, riss seinen Korb hoch, um Jun zu schützen, gerade noch rechtzeitig – ein geworfener Dolch bohrte sich hinein. Kaum eine Sekunde später landete jemand einen brutalen Tritt in Ezios Bauch. Er wankte nach hinten und fiel gegen eine Steinmauer. Jun hatte derweil blitzschnell reagiert. Sie stand bereits zwischen Ezio und seinem Angreifer – einer weiteren Chinesin, gekleidet wie Jun, aber in Kampftunika und Hose.
    Die beiden Frauen umkreisten einander, beinahe wie in einem Ballett, ganz langsam, dann stießen sie aufeinander zu wie zuschnappende Schlangen, und landeten sichelnde Handkantenhiebe und Tritte in so schneller Folge, dass Ezio den Bewegungen kaum folgen konnte. Dennoch sah er, dass Jun in Bedrängnis geriet. Er sprang vor, schlug ihrer Angreiferin den Korb auf den Kopf und schickte sie zu Boden.
    Dort blieb sie, alle viere von sich gestreckt, liegen und rührte sich nicht mehr. Jun trat vor.
    „Jun! Sie täuscht dich!“
    Im selben Moment war die mysteriöse Frau wieder auf den Füßen und fiel über Jun her, ein weiteres Messer in der erhobenen Faust. Sie stürzten beide zu Boden, rollten durch den Staub, kämpften mit der Wildheit und Wendigkeit von Katzen, ihre Glieder bewegten sich so schnell, dass sie nur noch verschwommen wahrzunehmen waren. Plötzlich ein Schrei. Die Angreiferin löste sich von Jun, ihr eigenes Messer in der Brust. Sie wankte kurz hin und her, dann kippte sie vornüber, schlug mit dem Kopf noch gegen eine Mauerstrebe und lag still. Diesmal täuschte sie nichts vor.
    Ezio schaute sich um. Niemand zu sehen.
    Er packte Juns Hand.
    „Kommt!“, stieß er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
    * * *
    Auf der Heimfahrt in Ezios Kutsche begann Jun zu erzählen. Ezio musste einsehen, dass sie das vielleicht schon früher getan hätte, wenn er ihr die Möglichkeit dazu gegeben hätte. Grimmig hörte er ihr zu.
    „Es war der Wunsch meines Mentors, dass ich Euch aufsuche. Wir verließen China heimlich. Aber wir wurden verfolgt. In Venedig holte man uns ein. Dort wurde mein Herr gefangen genommen. Er bat mich, zu fliehen und unsere Mission zu Ende zu führen. Ich habe ihn nicht wiedergesehen.“
    „Wer sind Eure Gegner?“
    „Diener von Zhu Huocong, des Jiajing-Kaisers. Ein junger Mann, fast noch ein Kind, und nicht zum Herrscher geboren. Doch das Schicksal setzte ihn auf den Thron, und jetzt regiert er uns mit gnadenloser, blutiger Hand.“ Sie schwieg kurz. „Ich wurde als Konkubine geboren, aber mein Mentor befreite mich, als ich noch jung war. Wir kehrten später zurück, um weitere Mädchen zu retten, aber … “ Sie hielt inne. „Der Kaiser glaubte, es würde ihm ewiges Leben bescheren, wenn er ihr Monatsblut tränke.“ Sie brach ab und musste hart schlucken, bevor sie ihre Selbstbeherrschung so weit wieder erlangt hatte, dass sie fortfahren konnte. „Jiajing ist ein grausamer Mann. Er tötet alle, die sich ihm widersetzen, und er zieht das ling chi dem Enthaupten vor.“
    „Ling chi?“
    Jun führte die Finger der rechten in einer schneidenden Bewegung mehrfach über die flache linke Hand. „Langsam. Viele tausend Schnitte. Dann … tot.“
    Ezios Gesicht wirkte wie aus Granit gehauen. Er peitschte die Pferde voran.

88
    Sofia war in Ezios Arbeitszimmer und schürte das Feuer, als sie hörte, wie die Kutsche vor dem Haus zum Stehen kam. Erschrocken sprang sie auf. Im nächsten Augenblick stürmte Ezio herein, dicht gefolgt von Shao Jun. Er eilte zum Fenster, schloss die Läden und verriegelte sie. Dann wandte er sich an seine Frau.
    „Pack ein paar Taschen! Man spannt gerade frische Pferde ein. Mehrere unserer Männer werden euch begleiten.“
    „Was … ?!“
    „Du musst die Nacht bei Machiavelli verbringen.“
    „Was ist passiert?“
    „Ein Missverständnis.“
    Sofia sah von ihm zu Jun, die den Blick gesenkt hatte, weil es ihr peinlich war, Ärger ins Haus gebracht zu haben.
    „Ich bin gleich so weit“, sagte Sofia.
    Kurz darauf saß sie mit den Kindern in der Kutsche. Ezio stand am Schlag. Sie sahen einander an. Beide wollten etwas sagen, aber keiner brachte ein Wort heraus.
    Ezio trat zurück und nickte dem Kutscher zu. Der ließ die Zügel schnalzen, und die Pferde trabten in die Dunkelheit.
    Sofia lehnte sich aus dem Fenster und blies ihm einen Kuss zu. Er hob zum Abschied die Hand, dann ging er, weil er nicht warten wollte, bis sie außer
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