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Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
Autoren: Oliver Bowden
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rechts antäuschen, mit links zuschlagen. Wenn er Robert de Sable mit der Klinge erledigte, würden seine Männer fliehen, und die Assassinen konnten den Schatz bergen. Alle würden von Altaïrs großem Sieg über den Großmeister der Templer reden. Malik, dieser Feigling, würde verstummen, sein Bruder abermals von Staunen ergriffen sein, und wenn sie nach Masyaf zurückkehrten, würden die Mitglieder des Ordens Altaïr verehren. Al Mualim würde ihn persönlich auszeichnen, und Altaïrs Aufstieg in den Rang des Meisters wäre gesichert.
    Er blickte in die Augen seines Gegners. Unmerklich spannte er die linke Hand, prüfte den Zug des Klingenmechanismus. Er war bereit.
    „Und was wollt Ihr?“, fragte de Sable immer noch mit jenem unbekümmerten Lächeln.
    „Blut“, sagte Altaïr nur, und dann schlug er zu.
    Mit übermenschlicher Schnelligkeit sprang er auf de Sable zu, ließ im selben Moment die Klinge hervorschnellen, täuschte mit der rechten Hand an und stieß blitzschnell und tödlich wie eine Kobra mit der linken zu.
    Doch der Templer-Großmeister war schneller und listiger, als Altaïr es erwartet hatte. Er erwischte den Assassinen mitten im Angriff, und das offenbar so mühelos, dass Altaïr innehielt, sich nicht rühren konnte und auf einmal entsetzlich hilflos war.
    In diesem Augenblick erkannte Altaïr, dass er einen verhängnisvollen Fehler begangen hatte. In diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass es nicht de Sable war, der vor Hochmut strotzte  – nein, das war er selbst, und plötzlich fühlte er sich nicht mehr wie Altaïr, der Meister-Assassine. Er kam sich vor wie ein schwaches kleines Kind. Schlimmer noch, wie ein kleiner Angeber.
    Er versuchte sich zu wehren und stellte fest, dass er sich kaum bewegen konnte. De Sable hielt ihn mit Leichtigkeit fest. Er spürte die Schmach wie einen scharfen Stich, der ihm in die Brust fuhr, und dachte an Malik und Kadar, die mit ansahen, wie er zu Fall gebracht wurde. De Sables Hand lag um seine Kehle und drückte zu, und er schnappte nach Luft, während der Templer sein Gesicht ganz nah an das von Altaïr heranbrachte. Auf seiner Stirn pochte eine Ader.
    „Du hast keine Ahnung von den Dingen, in die du deine Nase steckst, Assassine. Ich verschone dich nur, damit du zu deinem Meister zurückkehren und ihm eine Nachricht überbringen kannst. Das Heilige Land ist für ihn und die Seinen verloren. Er sollte fliehen, auf der Stelle, solange er noch Gelegenheit dazu hat. Wenn ihr bleibt, werdet ihr alle sterben.“
    Altaïr keuchte und spuckte, sein Blickfeld begann, an den Rändern zu verschwimmen, er kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit, während de Sable mit ihm umsprang, als hätte er es mit einem Neugeborenen zu tun. Scheinbar mühelos schleuderte er Altaïr gegen die hintere Wand des Raums. Altaïr krachte durch das uralte Mauerwerk und landete in der Vorhalle auf der anderen Seite, wo er für einen Moment wie gelähmt liegen blieb und hörte, wie die Balken und die riesigen Steinpfeiler des Raums barsten und einstürzten. Er schaute auf und sah, dass sein Weg zurück in den Tempel blockiert war.
    Von der anderen Seite vernahm er Rufe, und de Sable schrie: „Männer, zu den Waffen! Tötet die Assassinen!“ Altaïr stürzte zu den Trümmern und versuchte, einen Weg hindurch zu finden. Scham und Hilflosigkeit brannten in ihm, als er Malik und Kadar schreien hörte, während sie niedergestreckt wurden, und schließlich drehte er sich mit gesenktem Kopf um und machte sich auf den Weg aus dem Tempel, um die Reise nach Masyaf anzutreten und seinem Meister die Nachricht zu überbringen.
    Die Nachricht, dass er versagt hatte. Dass er, der große Altaïr, Schande über sich und über den Orden gebracht hatte.
    Als er schließlich aus den verschlungenen Tiefen des Tempelbergs herausfand, trat er in strahlenden Sonnenschein und erblickte ein Jerusalem, das von Leben wimmelte. Dennoch hatte Altaïr sich noch nie so allein gefühlt.

5
    Altaïr erreichte Masyaf nach einem anstrengenden Fünftagesritt, auf dem er mehr als genug Zeit hatte, um über sein Versagen nachzugrübeln. Und so kam er zutiefst niedergeschlagen vor den Toren an, wurde von der Wache eingelassen und steuerte die Ställe an.
    Als er absaß, spürte er, wie sich seine verkrampften Muskeln endlich entspannten. Sein Pferd übergab er dem Stalljungen, dann machte er am Brunnen halt, um seinen Durst zu stillen, erst mit kleinen, dann mit gierigen, langen Schlucken, und schließlich wusch er sich auch
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