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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten
Autoren: Christine Preißmann
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Gefühlswelt anderer hineinversetzen. Versteckte Ironie, Metaphern, Zweideutigkeiten etc. verstand ich einfach nicht. Auch mit der Mimik und Gestik anderer Menschen hatte ich Probleme. Durch die nun geforderte Schnelligkeitwurde meine Schrift so unleserlich, dass ich selbst Probleme damit hatte, sie zu entziffern. Mir fielen Tafelabschriften schwer, denn ich musste ständig von der Tafel in mein Heft schauen, was durch die hohe Geschwindigkeit nicht einfach für mich war. Die Bitte um Tafelabschriften blieb trotz des besprochenen Nachteilsausgleichs leider unerfüllt.
    Da mir jede plötzliche Veränderung Probleme machte, fanden häufig Elterngespräche mit den Lehrkräften statt. Schwierig war es auch für mich, wenn der Klassenlehrer uns ständig umsetzte und ich mich an einen neuen Nachbarn gewöhnen musste. So wurde abgesprochen, dass solche Veränderungen genau geplant und rechtzeitig mit mir besprochen werden sollten, was mir sehr geholfen hätte. Allerdings hielt sich unser Klassenlehrer nicht daran, und es kam öfter vor, dass er die Schüler umsetzte, während ich krank war, obwohl er genau wusste, dass mich solche Ereignisse vollkommen aus dem Gleichgewicht brachten. Leider nahm er darauf keine Rücksicht. Auch wurde uns nicht erlaubt, dass wir einen Zivi als Ersatz nehmen durften, wenn mein Schulbegleiter krank war. Ich musste dann alleine am Unterricht teilnehmen und oft auch ohne Begleitung Arbeiten schreiben.
    Im neuen Klassenraum befand sich ein alter, defekter Computer. Er stand genau hinter meinem Schreibtisch und ich überlegte ständig, ob und wie ich ihn wieder zum Laufen bringen könnte.
    Eines Tages zogen wir um in einen neuen Klassenraum. Dort befand sich kurioserweise ein alter Computer, von dem niemand wirklich wusste, was mit ihm gemacht werden sollte. Er stand genau hinter meinem Schreibtisch, sodass es mir schwer fiel, mich auf den Unterricht zu konzentrieren, denn ich überlegte ständig, ob und wie ich ihn wieder zum Laufen bringen könnte. Dadurch war ich sehr abgelenkt und unkonzentriert. Auch Manuels Bemühungen, mich wieder aktiv in den Unterricht einzubinden, halfen nicht.
    Nachdem dies über mehrere Wochen so ging, fragte er meinen Klassenlehrer, ob man diesen defekten PC vielleicht in einem anderen Raum unterbringen könnte. Dieser versprach, er würde demnächst entfernt werden, doch nichts geschah. So musste Manuel sich jeden Tag mit mir herumquälen und versuchen, mich bei der Konzentration zu halten, was nicht einfach für ihn war. Eines Tages ließ Manuel den PC durch den Hausmeister entfernen, was zur Folge hatte, dass mein Lehrer tobte und Manuel wegen Kompetenzüberschreitung aus der Schule warf. So stand ich wieder einmal ohne Schulbegleiter da.
    Einmal wurde ich beschuldigt, dass ich die Lehrer beim Rauchen fotografiert hätte, dabei interessierte es mich überhaupt nicht, was sie in der Pause machten (damals war es Lehrern untersagt, an der Schule zu rauchen). Der Vorwurf entstand, als ich von einem Klassenkameraden Bilder über eine Website zugespielt bekam. Da ich diese Bilder lustig fand, habe ich diese Website an eine einzige Klassenkameradin weitergeleitet, ohne mir darüber Gedanken zu machen. AmTag darauf kamen die Anschuldigungen, ich hätte die Bilder online gestellt, die meine Mutter gemacht hätte… Sogar das Jugendamt wurde von der Schule eingeschaltet, um den Vorfall zu klären. Kurze Zeit später jedoch verschwanden die Bilder von der Website und tauchten seitdem nie wieder auf. Später erfuhr ich, dass es ein Schüler war, der beim Rauchen ertappt und bestraft wurde und der sich deshalb an den Lehrern rächen wollte. Bis heute hat es niemand für notwendig empfunden, sich bei mir oder bei meiner Mutter dafür zu entschuldigen. Ich könnte noch über viele ähnlich problematische Situationen berichten, aber ich habe die Schulzeit für mich nun endgültig abgeschlossen. Insgesamt war die Schule für mich eine sehr schwierige Zeit und ich bin froh, dass ich sie erfolgreich zu Ende bringen konnte.
    Meine Eltern standen immer hinter mir
    Was mir in diesen Jahren sehr geholfen hat, waren meine Eltern, besonders meine Mutter, die mich immer begleitet, unterstützt, gefördert und getröstet hat. Sie hat mir auch immer wieder Mut gemacht, nicht zu verzweifeln oder aufzugeben, sondern mein Ziel, einmal Informatik studieren zu können, weiter zu
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