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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten
Autoren: Christine Preißmann
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heute noch Angst vor Schlangen, mit den Spinnen ist es nicht mehr so schlimm). Eine solche Szene wurde von meiner Oma zufällig beobachtet, und meine Eltern rieten mir, mich zu wehren. Daraufhin griff ich einen der Jungen an, wofür ich eine Strafarbeit bekam.
    Andere schlimme Ereignisse waren für mich Weihnachtsfeiern, Sportfeste und vor allem Karneval. Ich weigerte mich, mich zu verkleiden und ängstigte mich vor den Kostümen der anderen Kinder.
    Andere schlimme Ereignisse waren für mich Aktivitäten, die die gewohnte Routine durchbrachen, wie z. B. Weihnachtsfeiern, Sportfeste und vor allem Karneval. Ich weigerte mich, mich zu verkleiden, und ängstigte mich vor den Kostümen der anderen Kinder. Diese Feiern wurden für mich zur Qual, und wenn ich den Lärm und das Durcheinander nicht mehr ertragen konnte, rannte ich immer wieder weinend hinaus. Ab dem dritten Schuljahr wurden die Pausen erträglicher. Einerseits gehörte ich nun zu den älteren Kindern, andererseits wurde meine jüngere Schwester in dieselbe Schule eingeschult. Sie achtete auf dem Schulhof auf mich und informierte die Aufsicht, wenn sich ein Konflikt mit anderen Kindern anbahnte.
    Im Unterricht kam mir mein gutes Gedächtnis zur Hilfe. Ich konnte mir Inhalte leicht merken und einmal gelernte Strukturen gut abrufen. Bei Matheaufgaben fiel auf, dass ich oft ungewöhnliche Rechenwege wählte, das Ergebnis aber stimmte. Im Unterricht sprach ich wenig, konnte aber gute Leistungen bei schriftlichen Aufgaben und Übungen erzielen. Solange alles seinen gewohnten Verlauf nahm, war die Schule für mich in Ordnung.
    Als sich die Grundschulzeit im vierten Jahr dem Ende zuneigte, sprach meine Lehrerin wieder mit meinen Eltern. Sie wusste nicht, welche Empfehlung zu einer weiterführenden Schule sie geben sollte. Vom Leistungsvermögen hielt sie das Gymnasium für besser, fürchtete aber, dass ich das dort geforderte selbstständige Arbeiten nicht leisten könnte. Nach umfangreichen Besuchen der in Frage kommenden Schulen kamen meine Eltern zu dem Ergebnis, dass ich zur Realschule gehen sollte. Dies hatte den Vorteil, dass sich die Lehrer intensiver um jedes einzelne Kind kümmern konnten.
    Zwischenzeitlich war bei mir das Asperger-Syndrom erkannt worden und meine neuen Lehrer wurden von dem Psychologen, der die Diagnose gestellt hatte, über die Besonderheiten autistischer Kinder informiert. So gelang mir der Schritt von meiner kleinen Grundschule in die riesige Schule mit 900 Schülern dann insgesamt doch besser als erwartet. Ich hatte das Glück, dass noch weitere Kinder aus meiner Grundschulklasse mit in meine neue Klasse an der Realschulewechselten und so einige vertraute Kinder dabei waren, die mich und meine Gewohnheiten schon mehr als vier Jahre kannten und akzeptierten.
    Die Herausforderungen in der Realschule
    Während meiner ersten Jahre in der Realschule war ich nicht in der Lage, mit dem Zug von meinem Wohnort zur Schule zu fahren. Das Abteil war oft sehr voll, ich hatte Angst vor der Drängelei. Meine Eltern fürchteten, dass ich nicht an der richtigen Haltestelle ausstieg. Auch an der neuen Schule waren die Pausen für mich belastend. Es gab zwar einen eigenen Schulhof für die jüngeren Schüler, aber auch hier wurde ich sehr oft geärgert, und nach einigen Zwischenfällen bekam ich einen älteren Schüler als »Paten« zur Seite gestellt.
    Der Sportunterricht war eine Qual für mich. Aufgrund meiner eingeschränkten Bewegungsabläufe konnte ich manche Übungen einfach nicht ausführen. Deswegen wurde ich ausgelacht und war oft verzweifelt. Meine Sportlehrerin schlug daraufhin vor, mich vom Sportunterricht zu befreien. Dank eines ärztlichen Attests musste ich nicht mehr teilnehmen und durfte diese Zeit in der Schülerbibliothek verbringen. Ich erinnere mich mit Freude daran, weil ich unheimlich gerne und viel lese. Die zuständige Lehrerin setzte sich in der Folge dafür ein, dass ich nun auch in den Pausen dort lesen konnte. Das war für mich eine tolle Entspannungszeit.
    Alles in allem brachte ich die Schulzeit gut hinter mich, nicht zuletzt dank der Unterstützung meiner Eltern, meiner Lehrer und auch meiner Schwester.
    Nachdem bekannt geworden war, dass ich das Asperger-Syndrom habe, schlug meine Klassenlehrerin zunächst vor, einen Integrationshelfer für mich zu finden. Da das nicht möglich war, wurde eine
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