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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten
Autoren: Christine Preißmann
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kann.
Pausen und unstrukturierte Zeiten
    Große Schwierigkeiten gibt es häufig auch in Situationen, die nur wenig strukturiert verlaufen. Dazu gehören im Schulalltag Pausen, Schulfeste, Klassenfahrten oder Ausflüge; Aktivitäten also, die in der Regel bei anderen Kindern sehr willkommen sind, die aber meist recht chaotisch und unstrukturiert und ohne feste Regeln ablaufen, was autistische Schüler oft überfordert. Beide betroffenen jungen Männer erzählen in ihren Berichten davon. Wichtig ist es, in diesen Situationen auf verständnisvolle Pädagogen zu stoßen, die erkennen, welche Maßnahmen hilfreich sind.
    Zur Teilnahme an Gruppenaktivitäten schreibt Schirmer: »Es ist durchaus sinnvoll, den Schüler von bestimmten Gruppenaktivitäten wie Faschingsfeiern, Sommerfesten usw. zu befreien, wenn diese ihn überfordern würden. Die sensorische Überforderung führt zu einem gewaltigen Stress, sodass diese Situationen als sehr unangenehm erlebt werden. Auf diese Weise lernt ein Kind mit Autismus-Spektrum-Störung nicht, das Miteinander mit anderen zu genießen« (Schirmer 2010, 58).
    Häufig verstärken sich die Schwierigkeiten der Betroffenen in der zweiten Hälfte der Schulausbildung, wenn soziale Kontakte immer wichtiger werden und erhöhte Anforderungen an Selbstständigkeit und Organisationsfähigkeit gestellt werden, wenn also der Unterricht deutlich weniger strukturiert verläuft als zu Beginn. Als ich damals in die gymnasiale Oberstufe kam, fand ich diese neue Schule am Anfang traumhaft, weil sie so tolle Toiletten hatte, wie ich sie noch nie an einer Schule gesehen hatte. Aber bald schon wurde mir klar, dass es in dieser Schule für mich noch sehr viel schwerer werden würde als bisher. Es war viel mehr Eigeninitiative gefordert, man musste sich beispielsweise schon den Stundenplan zum Großteil selbst zusammenstellen. Alles erschien mir wahnsinnig verwirrend und chaotisch.
    TIPP
    Rückzugsräume schaffen
    Sinnvoll kann es sein, Schülern mit Autismus
die Möglichkeit einzuräumen, die Pausen im Klassenzimmer oder in einem separaten, ruhigen Raum zu verbringen;
einen älteren Schüler als »Paten« zur Seite zu stellen (wenn kein Inte grationshelfer vorhanden ist), wie von Marco Hoppe beschrieben, um einen gewissen Schutz vor den Hänseleien der Mitschüler zu gewährleisten;
zu erlauben, in ihrer freien Zeit die Schulbibliothek zu besuchen (viele autistische Menschen lieben Bücher und die ruhige Beschäftigung damit);
den Ablauf von Ausflügen o. Ä. im Voraus detailliert zu erläutern;
die Teilnahme an gemeinsamen Ausflügen oder Klassenfahrten eventuell freizustellen.
    Die wichtigste Maßnahme bei der Arbeit mit autistischen Menschen ist also die vorgegebene Struktur, die Eindeutigkeit und Klarheit in der Umwelt, im Alltag und im sozialen Miteinander. Ein Lehrer mit kreativem, also unstrukturiertem, Vorgehen ist bei vielen Schülern sehr beliebt, für Menschen mit Autismus aber kann er eine Katastrophe sein. Entscheidend ist es vielmehr, Abläufe und Zusammenhänge durchschaubar zu machen, die Orientierung der Betroffenen zu unterstützen und es ihnen zu erleichtern, Entscheidungen zu treffen. »Struktur hilft den Kindern, besser zu verstehen, was sie erwartet und was sie tun sollen. Dieses Verstehen bewirkt Sicherheit und lässt das Gefühl der Geborgenheit entstehen« (Schirmer 2006, 159).
Motorische Schwierigkeiten
    Viele Menschen mit Asperger-Syndrom zeigen Auffälligkeiten in der Motorik (Attwood 2008, 309):
Sie zeigen eine Ungeschicklichkeit beim Schreiben oder beim Benutzen einer Schere.
Koordinierte Bewegungen, die auch ein gutes Gleichgewichtsgefühl erfordern, wie Radfahren, Skaten oder mit einem Tretroller fahren, fallen ihnen ebenfalls schwer.
Es bestehen oft Schwierigkeiten, die Orientierung des eigenen Körpers im Raum wahrzunehmen, dadurch stolpern sie häufig, laufen gegen Hindernisse oder verschütten Getränke.
Sie machen einen unbeholfenen Gesamteindruck.
    TIPP
    Sportliche Anforderungen anpassen
    Um den motorischen Möglichkeiten von Autisten Rechnung zu tragen, sind folgende Anpassungen sinnvoll:
Separate Möglichkeiten behutsamer sportlicher Aktivitäten anbieten, da die bestehenden Angebote in Vereinen oder im Schulunterricht nur selten genutzt werden können. Übungen, die dort von den Kameraden ausgeführt werden, stellen für
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