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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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süße Aroma von Schokolade und Kokosflocken in ihrem Mund wurde überlagert von Leere, Alex schmeckte förmlich Staub und graue Asche. Dieser Wolfshund war allein, und er war einsam.
    Aber woher kommst du? Und warum hatte er eigentlich riskiert, ihr zu folgen? Vielleicht war er wie die anderen Hunde bisher: Die hatten sich einfach immer um sie geschart und sie im Notfall beschützt.
    Sie tauschten einen langen Blick. Anders als Jet hatte der Wolfshund golden leuchtende Augen. Erst als sie einander ansahen, fiel ihr ein, dass es gefährlich war, ein wildes Tier anzustarren. Doch dann überflutete der Geschmack der Einsamkeit wieder ihre Zunge, und sie spürte ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust. So lange war es her, seit sie zuletzt einen Hund gesehen hatte. Selbst ein Wolfshund war irgendwie normal. Er gab ihr das Gefühl … ein Mensch zu sein.
    Ganz langsam drehte sie sich nach rechts. Mit vorgeschobenem Kopf, wie ein Neandertaler, stampfte Darth an der Veranda vorbei zu Bert und Penny, die gerade aus dem Wald kamen. Der harzige Duft verriet ihr, dass sie hauptsächlich staubtrockenes Kiefernholz anschleppten, das sie, oh Freude, aussortieren durfte, denn diese Kids kapierten es einfach nicht: Kiefer + Feuer = großes Problem. Aber das hieß, ihr blieben noch ein paar Minuten.
    Sie wandte sich wieder dem Tier zu. »He, mein Junge, was machst du denn da?«, sagte sie leise, obwohl sie es eigentlich besser hätte wissen müssen. Das war etwas, was die arme, verrückte, süße, kleine Ellie getan hätte: He, fremdes Tier, komm her, steck mich mit Tollwut an. Sie spürte den Kloß im Hals. Falls Ellie wie durch ein Wunder wiederauftauchen sollte, dürfte sie sich ruhig mit sämtlichen Tieren des Waldes anfreunden, ohne dass Alex auch nur mit der Wimper zucken würde. Doch sie, Alex, sollte es wirklich besser wissen. In Anbetracht von Wolfs interessantem Fetisch war es für das Tier ein Todesurteil, wenn sie es ermutigte, hierzubleiben. Aber sie sehnte sich plötzlich danach, es anzufassen. Es einfach hinter den Ohren zu kraulen. Egoistisch, klarer Fall, aber sie brauchte das, unbedingt.
    »He, Süßer, was hast du getan? Mein Essen gestohlen? Hm? Ist schon gut«, murmelte sie beruhigend und sah, wie sich seine Schwanzspitze hin und her bewegte. Entspann dich, atme aus, lass los, dann kann er das auch. »Aber nächstes Mal könntest du mir was übrig lassen …«
    Da spürte sie ein plötzliches Rucken in ihrem Kopf, als würde sich etwas im Zentrum ihres Gehirns verschieben. Den Bruchteil einer Sekunde später hatte sie das Gefühl, sie würde angehoben, Arme und Beine streckten sich, und ein gigantischer Schädel drehte sich herum und entblößte nadelspitze Zähne. Gelbe Augen öffneten sich. Was zum Teufel war das? In ihrem Kopf drehte sich alles, der Boden unter ihr schien zu schwanken und der Schnee kurz davor nachzugeben, einen Abhang hinabzudonnern und sie mitzureißen. Keuchend zuckte sie zurück, wäre dabei fast die Treppe hinuntergefallen, hörte kaum das beunruhigte leise Jaulen des Wolfshundes.
    Das Monster? Warum wachte es jetzt auf? Nicht wegen Wolf. An ein Monster konnte man sich nicht gewöhnen, aber sie bemerkte erste Unterschiede in seinem Verhalten. Inzwischen schlief es nie mehr tief und fest, sondern hob immer witternd die Nase, wenn Wolf in der Nähe war. Das Gefühl war dann ähnlich wie in ihrem Traum: Feuer und Verlangen. Lust. Das Monster streckte die Arme aus wie eine Liebende, weil es Wolf begehrte.
    Aber das hier war anders. Es ist wie in der Nacht, als Spinne Jack umgebracht hat und ich plötzlich durch ihre Augen gesehen habe. Wie bei Leopard, als er sich im Bergwerk auf mich gestürzt hat. Und vor ein paar Tagen, als Pickel sie töten wollte. Das war Mordlust, Blutrausch. Da war etwas – jemand –, der an dem Monster zerrte, der mit seinen Klauen hereingriff, es wegzog und in …
    … in einen Kopf, der nicht ihr gehört, hinter fremde Augen – pusch-pusch-los-los – in einen Körper, den sie nicht kennt – pusch-pusch-pusch – der vielleicht nicht einmal der von einem Mädchen ist. Los-los, pusch-pusch, sie/er/es bewegt sich mit vier anderen, so schnell und lautlos und los-los-los: ein roter Sturm, pusch-pusch über den Schnee, zwischen Bäumen hindurch, ein Tosen, ein Wirbel, den sie/er/es durch viele Augen sieht. Links davon blitzen helle Sonnenstrahlen durch Lücken im Wald, der sich hier in einem Bogen um eine Schneise zieht und eine unberührte Schneesenke umrahmt.
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