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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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Wochen im Traumland hatte er gedacht, er würde sich nie wieder hinlegen wollen. Aber die tiefe Müdigkeit, die ihn befallen hatte, ließ sich nicht ignorieren, das Bett war ausgesprochen einladend – und er brauchte Zeit, um das alles zu verdauen.
    Peters Boot, das lichterloh gebrannt hatte, war rasch in eine Tiefe von fast zweihundert Metern gesunken. Weder das Boot noch das tote Mädchen wurden je geborgen, und so gesellten sie sich zu all den anderen Wracks auf dem Schiffsfriedhof am Grund des größten und tiefsten der Great Lakes. Demnach konnte Peters Geschichte – ein Brand im Maschinenraum, ausgelöst durch einen Kurzschluss – nie überprüft werden. Hannah zufolge hatte erst die Küstenwache, dann die Polizei sie alle befragt, aber nichts herausgefunden. Simon war der einzige Augenzeuge, der nicht betrunken gewesen war, und er bestätigte Peters Aussage.
    »Ich weiß, was ich gesehen habe«, hatte Hannah gesagt. »Aber alles ging so schnell, ständig hab ich gedacht, ich könnte mich auch täuschen. Ich wusste nicht einmal, dass es eine Signalpistole war, bis Simon es mir erzählt hat. Und der Hammer ist, dass Penny die Pistole immer noch hat. Nachdem sie sie abgefeuert hatte, steckte sie alles in die Jackentaschen.«
    Von unten kam das gedämpfte Schlagen einer Tür: Hannah ging zum Stall. Stille kehrte ein. Die Uhr in Chris’ Zimmer tickte die Sekunden weg.
    Warum Hannah mit Simon in Kontakt blieb, war rätselhaft. Dazu sagte sie nur: Wir waren befreundet. Trotzdem war Simons Selbstmordversuch ein Schock für sie. Aber Chris konnte es nachvollziehen. Er verstand, was Simon dazu getrieben hatte.
    Dein Vater tötet seine Freundin. Chris drückte sich das Kissen auf die Augen. Du – das kleine Kind – hilfst ihm, den Mord zu vertuschen. Du lügst die Polizei an, weil dein Dad sagt, es geht nicht anders.
    Und das war längst nicht alles, woran er sich erinnerte. Sein Vater, der nach Schnaps stank, der Blutgeruch umhüllte ihn wie eine Dunstglocke: Sie werden uns trennen, mein Junge. Stecken dich in ein Heim, wo sich keiner einen Dreck um dich schert. Du willst doch nicht, dass dir was passiert? Dass Jungs und alte Männer schmutzige Sachen mit dir anstellen? Du willst ein sicheres Dach über dem Kopf, oder nicht? Dann musst du das genau so sagen. Dann musst du das genau so machen.
    »Halt’s Maul, Dad«, murmelte Chris. »Es ist nie um mich gegangen. Immer nur darum, dich zu schützen.« Und Geheimnisse zu hüten, bis du eines Tages aufwachst und feststellst, dass du mit zwei Monstern lebst, das eine hat das Gesicht deines Dad, und das andere Ding verrottet in dir …
    »Chris.«
    Sein Name klang ganz unwirklich in seinen Ohren, wie das Ausrufezeichen am Ende eines Satzes, von dem man nicht wusste, dass man ihn überhaupt geschrieben hatte. Der Ruf war kurz und scharf, wie ein Klopfen an der Tür, und riss ihn aus seinen Gedanken. Noch bevor er antworten konnte, hörte er, dass der Türknauf gedreht wurde.
    »Komm rein«, sagte er, ohne sich vom Bett zu erheben. Wahrscheinlich Hannah, die vom Stall zurück war und das benutzte Geschirr holen wollte. Doch er hörte die Türangeln nicht quietschen und merkte auf. »Hannah?«
    Wieder klopfte es. Diesmal warf er mit einem Stöhnen das Kopfkissen weg. »Komme schon«, sagte er und schwang die Füße auf den Boden. Da fiel es ihm ein: »Ich kann von innen nicht aufsperren.«
    Hannah sagte etwas, das er nicht verstand. »Was?«, rief er. Wieder sagte sie etwas, aber ihre Stimme klang gedämpft. Erneut wurde der Knauf gedreht, diesmal gefolgt vom Knirschen des Riegels. Ohne lange nachzudenken, griff er nach dem Knauf und zog die Tür auf. »Tut mir leid, ich war …«
    Alles in ihm – sein Hirn, seine Atmung, sein Kreislauf, der Herzschlag – setzte aus.
    Mit ihrem lindgrünen Schal um den Hals stand Lena vor ihm.

65
    Alex hatte sich nicht getäuscht. Es war ein Wolf – und auch wieder nicht. Eine Art Hybrid. Das Tier war noch größer als ein Alaskan Malamute, aber ohne die geschwungene Rute. Sein Fell war fast weiß, mit nur wenigen grauen Strähnen. Kopfform, Schnauze und Ohren erinnerten sie an Jet, Chris’ schwarzen Schäferhund, aber mit der Zeichnung im Gesicht, dieser feinen schwarzen Maske, ähnelte er eher einem Husky.
    Warum zeigte er sich jetzt? War es der Schokoriegel? Hielt er ihn für ein Futterangebot? Möglich, aber sein Geruch passte nicht dazu. Wie damals bei dem Alphawolf war es kein Geruch, der Hunger oder Gefahr schrie . Das
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