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Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)

Titel: Ashes - Ruhelose Seelen (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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hinten in der Schublade sah sie einen roten Fleck. Sie griff danach, und ihre Hand schloss sich um ein schmales Plastikröhrchen mit Federn am Ende, das so lang und dünn war, dass es keine Ersatzpatrone für die Leuchtpistole sein konnte.
    In den acht Sekunden, die Darth bis zur Tür brauchte, dachte sie darüber nach, wie seltsam es war, eine Leuchtpistole unter einem Stapel Jeans zu entdecken. Obwohl sie es schon irgendwie kapierte. Das war ein Bootshaus. Wenn man mit dem Boot auf dem See Hilfe brauchte, feuerte man eine Leuchtpistole ab. Die Tatsache, dass es hier kein Boot gab, war allerdings ein bisschen merkwürdig. Gehörte die Pistole nicht dorthin, wo man sie möglicherweise einmal benötigte? Warum war sie versteckt?
    Und jetzt stand sie vor einem neuen Rätsel, denn man hatte es ebenso versteckt wie die Pistole: ein gewöhnliches Krankenhausutensil an einem ungewöhnlichen Ort.
    Als sie es anstarrte, konnte sie nur noch denken: Peter. Was zum Teufel hat das zu bedeuten?
    Denn sie hielt eine mit Flüssigkeit gefüllte Spritze in der Hand.

62
    So wie Hannah die Geschichte erzählte, war es ein Wunder, dass überhaupt jemand die Bootsfahrt überlebt hatte. Unter dem wasserdichten Fiberglasrumpf war das Holz trocken wie Zunder gewesen, ein zündender Funken genügte also schon, um es abzufackeln.
    Hannah war zu diesem Zeitpunkt an Deck, sie lehnte mit geschlossenen Augen am Ruderhaus, weil ihr Kopf benebelt und ihr Magen flau war. »Es war so kalt, ich lief schon ganz blau an.« Bibbernd saß sie da, bis Simon seine Jacke auszog und sie ihr um die Schultern legte. Nicht dass du dir noch den Tod holst, hatte er zu ihr gesagt. Sie wollte gerade den Mund aufmachen, um sich zu bedanken, als es einen großen Knall gab und keine zwei Meter vor ihrem Gesicht etwas Heißes, Weißes durch den Schiffsrumpf schoss.
    An das, was folgte, erinnerte sich Hannah nur verschwommen: kreischende junge Leute, die aus der Kajüte heraufstürmten; Flammen, die aus der Vorpiek loderten und dann aus der Luke; wie das Boot voll Wasser lief und das Funkgerät ausfiel, direkt nachdem Peter, plötzlich wieder nüchtern, einen Notruf abgesetzt hatte. Es gab ein Rettungsfloß, das aber nur für acht, nicht für zwölf Personen Platz bot. Sobald Simon und Peter das Floß zu Wasser gelassen und die Leute so weit beruhigt hatten, dass sie es beim Einsteigen nicht immer wieder überfluteten, folgte der nächste Albtraum: Peters Boot begann zu sinken.
    »Es war noch nicht dunkel, aber das Wasser war so schwarz, dass Peter eine Taschenlampe benutzte. Das Boot schlingerte und lief ziemlich schnell voll. Sobald man im Wasser war, konnte man nichts mehr sehen, man wusste buchstäblich nicht, wo oben und unten war. Ich glaube, Simon und er merkten erst beim Durchzählen, dass Penny und noch ein Mädchen fehlten«, sagte Hannah. Inzwischen war das Feuer erloschen, das Boot gesunken.
    Verzweifelt sprangen Peter und Simon vom Floß ins Wasser und schwammen zu der Stelle, wo das Boot untergegangen war. Was als Nächstes geschah, war, wie Hannah sagte … ein bisschen nebulös. Peter erzählte später der Küstenwache, er und Simon seien gute fünf Meter tief getaucht, hätten sich durch die Luke gehangelt und seien in den ausgebrannten Maschinenraum gelangt. Der verbliebene Lufteinschluss war nicht groß, knappe zwanzig Zentimeter. Völlig unterkühlt und erschöpft trat Penny dort Wasser. Das andere Mädchen, sie kam aus der Stadt und niemand kannte sie näher außer dem Jungen, der sie mitgebracht hatte, war bereits tot.
    »Peter erklärte ihnen, das andere Mädchen müsste sich irgendwo verheddert haben, sodass sie nicht auftauchen konnte«, berichtete Hannah. »Simon sagte dasselbe.«
    »Wer war sie? Das Mädchen, das gestorben ist?«
    »Amanda … Peterson? Nein, Pederson.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Ich erinnere mich, dass es damals eine Sache gab, die mir … merkwürdig vorkam. Sobald die Jungs Penny rausgeholt hatten, schrie Peter Simon an, er solle sich um sie kümmern und ihm nicht folgen. Und dann ist Peter wieder getaucht, diesmal allein, und er war lange fort. Ich dachte schon, er wäre ertrunken.«
    »Was ist daran merkwürdig?«, fragte er. »Wahrscheinlich hat er versucht, die Leiche des Mädchens zu bergen.«
    »Kann sein.« Hannah strich sich mit einer Hand das Haar zurück und stand auf. »Vielleicht muss man ja dabei gewesen sein, aber ich weiß, dass da unten, in diesem Boot, etwas passiert ist. Ich weiß nur nicht,
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