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Ash

Ash

Titel: Ash
Autoren: Alexa Kim
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versucht Luana ihn anzusprechen, doch er beachtet sie kaum. „Zuerst erledigen wir das hier … dann bekommst du deine Belohnung, Lu.“
    Sie sagt nichts mehr. Seths Worte haben den letzten Rest Selbstachtung in ihr zerstört, den letzten Rest Hoffnung, dem sie sich hingegeben hatte, sie könne Gefühle in seinem Herzen wecken. Luana tut mir leid – trotz allem. Wenn sie Seth nicht begegnet wäre … vielleicht wäre ein anderer Mensch aus ihr geworden … oder ein anderer Mutant.
    Überraschenderweise steht sie auf, das leere Glas in der Hand. „Seth … ist es eigentlich wahr? Haben wir ein Energieproblem? Ich meine, Magnatec streicht immer mehr Energiezeiten ein, und immer mehr Stadtteile werden aufgegeben.“
    „ Und wenn schon ...“, knurrt er genervt, ohne sie anzusehen. „Vielleicht ist in zehn oder weniger Jahren alles aus. Aber bis dahin entscheide ich allein, was in Daytown geschieht. Hör auf zu jammern, Lu. Du hast doch ein gutes Leben, oder? Du hast alles, was du wolltest. Ich lasse dich sogar weiter bei mir wohnen, obwohl du nutzlos für mich geworden bist.“
    Als Luana das Glas aus der Hand fällt, ahne ich, dass etwas passiert. Sie berührt Seth mit den Händen an den Wangen, sieht ihn an wie eine Liebende. Seth lässt mich los und will Luana von sich schieben. Ihre Sentimentalität stößt ihn augenscheinlich ab. Warum tut sie sich das nur an? Plötzlich höre ich ein Knacken … es ist ein schreckliches Geräusch. Seth starrt Luana ungläubig an, dann bricht er zusammen und bewegt sich nicht mehr.
    Ich stürze in Ashs Arme, während Alec sofort die Waffe auf Luana richtet. Sie hat Seth das Genick gebrochen! Ich kann nicht fassen, dass sie das getan hat! Luana fällt auf die Knie und betrachtet Seth, als könne sie nicht verstehen, warum er sich nicht mehr bewegt. Dann sieht sie Ash an – ihr Blick geht mir durch Mark und Bein. Luana sieht aus wie ein hilfloses Kind, das nicht weiß, was es gerade getan hat. Ungläubig sieht sie ihre Hände an, dann Ash. „Ich habe ihn geliebt … das musst du mir glauben.“
    Sogar Ash tut sie plötzlich leid. „Ich weiß, Lu.“
    Sie steht auf und geht konfus auf und ab. „Was mache ich denn jetzt? Ohne Seth? Ich habe doch nur für ihn gelebt.“ Sie bemerkt gar nicht, dass Alec noch immer eine Schusswaffe auf sie gerichtet hat und sichtlich nervös ist.
    „ Wie wäre es, wenn du uns hilfst?“, sage ich leise.
    Tatsächlich bleibt sie stehen und sieht sie mich an. „Helfen … euch? Wobei?“
    „ Du hast es lange mit Seth ausgehalten … und du hast ihn geliebt. Die anderen wissen das. Sie werden auf dich hören. Erkläre ihnen, was du weißt … das Magnatec nicht mehr genügend Energie liefert, dass wir etwas tun müssen, wenn wir überleben wollen … Mutanten und Menschen gemeinsam.“
    Sie sieht mich an, antwortet aber nicht.
    „ Warum nicht, Lu?“, fragt Ash sie sanft. „Tritt endlich aus Seths Schatten hervor. Du bist frei.“
    Sie sieht Seth ein letztes Mal an. Dann wendet sie sich uns zu. Das erste Mal scheint sie uns bewusst wahrzunehmen. Sie sieht Ash an, dann mich. „Ich helfe euch“, beschließt sie mit nicht mehr ganz so schwerer Stimme. Dann fügt sie leise hinzu: „Ich beneide euch … dafür, dass ihr euch habt. Das ist nicht selbstverständlich … vergesst das nie.“
    Ich greife nach Ashs Hand. Plötzlich fühlt es sich ganz natürlich an, das zu tun. Da ist keine Scheu mehr, keine Distanz. Ash legt den Arm um mich. „Das wissen wir Lu …“
    In diesem Augenblick glaube ich das erste Mal, dass alles gut werden kann.

7.

    Sonne

    Ich habe die Sonne gesehen! Sie war nur ein winziger heller Streifen am Horizont, kaum dass man sie erahnen konnte. Doch sie war da und hat angekündigt, dass sie bereit ist, zurückzukehren.
    Nachdem Ash seinen Plan umgesetzt hat und mit Hilfe von Magnatec eine Infraschallexplosion ausgelöst hat, die stark genug war, die Sonne in ihre alte Umlaufbahn zu bringen, brach das Chaos aus. Hatten wir etwas anderes erwartet? Dass wie durch ein Wunder die Dunkelheit verschwindet, die Kälte, und die Erde von Strahlen des Lichts eingehüllt wird? Wenn wir das glaubten, waren wir naiv.
    Die Wahrheit ist, dass wir von Stürmen geplagt wurden, die Kälte noch schlimmer wurde – aber in dieser Zeit haben wir gelernt, zusammenzuhalten – Menschen und Mutanten. Gemeinsam mit Alec und den ehemaligen Rebellen haben wir die Energieaggregate aus ihrem Viertel geholt und die Gebäude von Magnatec mit Notenergie
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