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Aschenpummel (German Edition)

Aschenpummel (German Edition)

Titel: Aschenpummel (German Edition)
Autoren: Nora Miedler
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Barkeeper sich ein. »Was ist jetzt mit der Augenklappe? Du wolltest sie doch aufsetzen. Puh, das ist ja nicht mit anzusehen.«
    Der Pirat und ich küssten uns weiter. Bodybuilder sagte – und ich glaube, dass Rührung in seiner Stimme lag – »Fuck, das muss wahre Liebe sein.«
    Ich zog meinen Kopf zurück und strich mir verlegen die Haare hinter die Ohren. Der Pirat räusperte sich und setzte seine Augenklappe auf.
    »Yeah«, machte Barkeeper.
    Mit einem großen Schluck trank ich meinen Ice Tea aus und fragte, einfach, weil ich jetzt irgendetwas sagen musste:
    »Was war denn jetzt mit der Buttersäure in den Siebzigern?«
    Sigi blinzelte aus seinem linken Auge.
    »Die Geschichte, die du in der U-Bahn-Station vorige Woche begonnen hast«, half ich ihm auf die Sprünge, während ich in Wahrheit an nichts anderes denken konnte als an unseren Kuss.
    »Ach so, ja, also in den Siebzigern wurden die U-Bahn-Schächte mit einem Putzmittel gereinigt, das auf Buttersäure basierte. Naja, das war nicht so klug.«
    Ich nickte. Nicht das ich großartig mitbekommen hätte, um was es gerade ging, aber das war auch egal. Alles war egal. Aber nicht wurscht! Zumindest nicht das ganze Leben.
    »Gehen wir?«, fragte der Pirat schüchtern.
    »Ja, verdammt«, rief ich und nahm seine Hand.
    Wir standen vor dem Einrahmen . Batman, der Pirat und ich. Wäre es nur nach mir gegangen, dann hätten wir längst auf der anderen Straßenseite in der Piratenwohnung sein können. Doch er hatte eben sein eigenes Tempo. Wogegen ich momentan auch gar nichts einzuwenden hatte, schließlich sagte er gerade zu mir: »Ich hätte nie gedacht, dass so eine wunderschöne Frau wie du sich für mich interessieren könnte.«
    Wie ich reagierte, war klar. Ich senkte den Kopf so schnell ich nur konnte, damit er nicht auf die Idee kam, noch einmal genauer hinzusehen.
    »So eine wunderschöne Frau.«
    Plötzlich dämmerte mir etwas. Er war komplett blind in Bezug auf mich! Mit brennenden Wangen hob ich den Kopf. Bodybuilder hatte recht gehabt. Fuck, das musste Liebe sein.
    Ich sah in sein leuchtendes linkes Auge und stellte mir unsere Zukunft vor.
    Er in seinem Bücherladen. Ich – wundersam erschlankt – daneben im Schuh-Bi …
    Moment mal! Wenn er vor Liebe blind war, dann brauchte ich ja gar nicht zu erschlanken. Dann brauchte ich nur dafür zu sorgen, dass seine Liebe niemals endete. Und so wohl, wie ich mich heute in meiner Haut fühlte, passte doch eigentlich alles. Ich passte. Mit all meinen Dellen und Polstern.
    »Können wir bitte was essen gehen?«, hörte ich mich im nächsten Moment inständig flehen.
    »Aber natürlich.« Er küsste mich auf die Nase und legte den Arm um mich.
    Und während wir uns zu dritt auf den Weg zu einem Italiener machten, summte der Pirat »Fly me to the moon« und ich stellte mir unsere nahe Zukunft vor:
    Der Pirat und ich gemeinsam an einer reich gedeckten Tafel. Er erzählt von seinen Büchern, während ich alles durcheinander esse, was mir Spaß macht. Nudeln, Fleisch, Fisch, Schokolade, Baguette, noch mehr Fleisch, Unmengen von Kuchen, Kokoskuchen, Mohnkuchen, Nusstorte – nein, keine Nusstorte –, noch mehr Schokolade, noch mehr, noch mehr. Wir sitzen zwischen all den Zahnärzten und Tissis dieser Welt, die sich nicht vorstellen können, wie glücklich wir sind. Batman hockt daneben, den Kopf auf meinem Schoß. Und oben im Himmel, da thront Hans auf einer Wolke neben Frank Sinatra, der nur für uns sein »Strangers in the night« singt.
    Ja, so stellte ich mir unsere Zukunft vor.
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