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Aschenpummel (German Edition)

Aschenpummel (German Edition)

Titel: Aschenpummel (German Edition)
Autoren: Nora Miedler
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Kopfkissen nieder und schloss sofort die Augen.
    »Was für ein Tag, hmm?« Ich streichelte sein wolliges Fell und fragte ihn: »Und? Könntest du dir vorstellen, hier einzuziehen? Dein Herrchen wird zwar sicher Probleme machen, aber notfalls besteche ich ihn mit einer Sinatraplatte.« Ich seufzte. »Oder im Notfall sogar mit der Ukulele. Der Hans wäre sicher einverstanden damit. Er hätte dich sehr gemocht, das weiß ich.«
    Ich ging in die Küche und durchstöberte Kühlschrank und Tiefkühltruhe nach geeignetem Batmanessen. Also, verhungern würde er schon mal nicht, bis es Montag war und ich richtiges Hundefutter kaufen konnte. Ich warf drei gefrorene Koteletts in die Mikrowelle und füllte Wasser in eine Schüssel. Dann rief ich Bonnie-Denise auf dem Handy an. Es läutete fünfmal, bis sie abhob.
    »Teddy, du bist ein Engel, dass du am Sonntagnachmittag anrufst.«
    »Hm?«
    »Jetzt hatte ich wenigstens eine Ausrede, das Krankenzimmer zu verlassen.«
    »Oh.«
    Be-De schnaubte. »Stell dir vor, die konnten meinem Schwiegermonster den Tumor supertoll entfernen. Ganz stolz sind sie drauf. Ihre Chancen, uns alle zu überleben, stehen bestens.«
    »Mist«, sagte ich als anständige Freundin. »Aber schau mal, die Zwillinge sind sicher froh, wenn sie ihre Oma noch länger haben, oder?«
    »Kann sein. Aber wer fragt nach mir? Meine Bedürfnisse sind anscheinend allen wurscht. Naja, auch wurscht.«
    Wurscht. Auf einmal war das Wort nicht mehr so schön. Auf einmal fand ich, dass eben nicht alles wurscht war. Auf einmal fand ich, dass alles wichtig war. Das ganze Leben war wichtig. Unser aller Leben.
    »Hey, Bonnie-Denise, hör mir mal zu. Weißt du, was ich heute gefunden hab? Hans’ Sinatrasachen!«
    »Was?« Jetzt wachte sie auf. »Das gibt’s ja gar nicht! Wo denn?«
    Ich musste plötzlich lachen. »O Gott, das ist eine lange Geschichte. Übrigens, der Hund vom Wagenleithner ist jetzt bei mir. Ich werde ihn behalten«, fügte ich stolz hinzu.
    »Wie kommt das denn?«
    »Die gleiche lange Geschichte. Jedenfalls hab ich mir gedacht, dass wir die Sinatrasachen morgen aufhängen könnten. Im Schuh-Bi-Dubi-Du. Oder glaubst du, Nancy wird dagegen sein?«
    »Und wenn schon!« Jetzt lachte Be-De. »Dann verpass ich ihr eins in ihren Hintern.«
    Kaum hatte ich aufgelegt, rief Tissi mich an.
    Ich holte Luft und versuchte mich zu wappnen. »Hallo, Tira.«
    »Hallo, kleine Schwester«, flötete es aus dem Telefon.
    »Hallo, große Schwester«, antwortete ich zögerlich.
    »Ich hab jemanden kennengelernt«, flötete es weiter.
    »Was du nicht sagst. Wer ist denn der Glückliche?«
    »Dr. Hubertus Strohmann. Ich hätte fast gesagt, du kannst dir nicht vorstellen, was für ein sagenhafter Mann er ist, aber das stimmt ja gar nicht, schließlich kennst du ihn.«
    Mein Gewissen begann sich zu regen. Ein kleines bisschen.
    Tissi seufzte. »Ich konnte natürlich nicht glauben, dass das der Mann sein sollte, der in dich verliebt war. Und Hubertus hat das Ganze auch gleich aufgeklärt. Natürlich warst du in ihn verliebt, und er hatte Mitleid mit dir. Er hat so ein gutes Herz, nicht wahr?«
    »Er ist der Beste«, stimmte ich voll Inbrunst zu. Was sollte ich mit einem Gewissen bei einer Schwester wie Tissi?
    »Du, übrigens«, fuhr ich fort, »ähm, hat er noch was von dem Auto gesagt?«
    »Ach das. Das kannst du haben, er will es so. Es hat anscheinend seiner Mutter gehört.«
    Ich schluckte. Ach deshalb. Oje, ich sah es schon vor mir:
    Ich – wundersam erschlankt – fahre in dem schwarzen Peugeot von meiner gemeinsamen Wohnung mit dem Piraten ins Schuh-Bi. Der Zahnarzt blickt aus seinem Fenster und wird beim Anblick seiner wiederauferstandenen Mutter in ihrem alten Auto unglaublich erregt. Die Wiederauferstandene – wundersam erschlankt – steigt aus dem Wagen. Es ist bei Gott die schönste Frau, die er je gesehen hat. Die Leidenschaft übermannt ihn, er dreht sich zu seiner frisch angetrauten Tissi um und fällt über sie her. Tissi ist beglückt.
    »Willst du die Karre jetzt haben, oder nicht?«, unterbrach sie den Traum in dem Moment.
    »Natürlich will ich«, antwortete ich.
    Schließlich würden wir alle was davon haben. Abschließend fügte ich hinzu: »Ach ja, ich habe seit heute einen Hund.«
    Worauf meine Schwester großzügig erwiderte: »Macht ja nichts.«
    Als Nächstes rief ich Gisela an.
    »Ich habe einen Hund, Gisela.«
    »Teufel, ein Hund passt zu dir. Find ich super. Wie heißt er denn?«
    »Batman«, sagte ich
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