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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
Autoren: Bernard Cornwell
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war in seine weißemaillierte
    Schuppenrüstung gekleidet, trug seinen vergoldeten Helm unter dem Arm und die Christusklinge an der Seite. Amhar und der inzwischen verbundene Loholt standen hinter ihm, seine Sachsengarde und ein Dutzend Häuptlinge bildeten die Flanken, während Bors, sein Champion, neben ihm stand. Alle rochen sie nach Niederlage. Ich witterte den Geruch an ihnen wie den von fauligem Fleisch. Lancelot hätte uns auf dem Caer umzingeln, Morfans und Galahad vernichtend schlagen und dann zurückkehren können, um uns auszuhungern, aber er hatte den Mut verloren. Er wollte nur noch überleben. Sansum, stellte ich ironisch fest, war nirgendwo zu sehen. Der Mäuselord wußte, wann er sich unsichtbar machen mußte.
    »So sehen wir uns wieder, Lord Derfel«, begrüßte mich Bors an Stelle seines Herrn.
    Ich beachtete Bors nicht. »Lancelot«, wandte ich mich direkt an den König, verweigerte ihm aber die Ehre, ihn mit seinem Rang anzusprechen, »mein Lord Arthur wird Euren Männern Gnade erweisen – unter einer Bedingung.« Ich sprach so laut, daß alle Speerkämpfer im Hof mich hören konnten. Die meisten Krieger trugen Lancelots Seeadler auf ihren Schilden, einige hatten sich jedoch Kreuze oder den Doppelbogen des Fisches auf den Schild gemalt. »Und diese Bedingung ist, daß
    Ihr gegen unseren Champion kämpft«, fuhr ich fort. »Mann gegen Mann, Schwert gegen Schwert. Wenn Ihr überlebt, habt Ihr freien Abzug und dürft Eure Männer mit Euch nehmen; wenn Ihr sterbt, haben Eure Männer dennoch freien Abzug. Selbst wenn Ihr es vorzieht, nicht zu kämpfen, wird Euren Männern noch Pardon gewährt – allen bis auf jene, die früher unserem Lord König Mordred verschworen waren. Die werden getötet werden.« Es war ein heimtückisches Angebot. Wenn Lancelot kämpfte, rettete er damit das Leben der Männer, die die Seiten gewechselt hatten, um ihm zu helfen – wenn er die Herausforderung zurückwies, würde er sie damit zum Tode verurteilen, und sein kostbarer Ruf würde leiden. Lancelot tauschte einen Blick mit Bors, dann wandte er sich wieder zu mir. Wie ich ihn verachtete in diesem Moment! Er hätte gegen uns kämpfen müssen, statt sich die Füße im Außenhof von Lindinis zu vertreten, aber er hatte sich von Arthurs Wagemut einschüchtern lassen. Er wußte nicht, wie viele Männer wir hatten, er konnte nur sehen, daß die Wälle des Caer von Speerspitzen starrten, und dieser Anblick hatte ihm jeden Kampfeswillen geraubt. Er beugte sich zu seinem Cousin hinüber und wechselte ein paar Worte mit ihm. Nachdem Bors ihm geantwortet hatte, richtete Lancelot den Blick wieder auf mich, und ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Bors, mein Champion«, sagte er, »akzeptiert Arthurs Herausforderung.«
    »Das Angebot verlangt, daß Ihr kämpft«, gab ich zurück.
    »Und nicht, daß jemand Eure zahme Sau verschnürt und abschlachtet.«
    Bors stieß ein bedrohliches Grollen aus und hatte sein Schwert schon halb aus der Scheide gezogen, als der Belgenhäuptling, der für meine Sicherheit garantierte, mit seinem Speer vortrat. Bors gab nach.
    »Und Arthurs Champion?« erkundigte sich Lancelot. »Ist das vielleicht Arthur selbst?«
    »Nein.« Ich lächelte. »Um diese Ehre habe ich gebeten«, antwortete ich ihm, »und sie wurde mir zuteil. Ich will mich für die Kränkung rächen, die Ihr Ceinwyn angetan habt. Ihr wolltet sie nackt durch Ynys Wydryn treiben, ich aber werde Euren nackten Leichnam durch ganz Dumnonia schleppen. Und was meine Tochter betrifft«, fuhr ich fort, »deren Tod ist inzwischen gerächt. Eure Druiden liegen tot auf der linken Seite, Lancelot. Ihre Leichen wurden nicht verbrannt, und ihre Seelen wandern.«
    Lancelot spie mir vor die Füße. »Richtet Arthur aus«, sagte er, »daß ich ihm meine Antwort um Mittag sende.« Damit wandte er sich ab.
    »Habt Ihr auch eine Nachricht für Guinevere?« fragte ich ihn. Diese Frage veranlaßte ihn, sich noch einmal umzudrehen.
    »Eure Geliebte ist auf dem Caer«, erklärte ich ihm. »Wollt Ihr wissen, was mit ihr geschehen wird? Arthur hat mir mitgeteilt, welches Schicksal sie erwartet.«
    Voller Abscheu starrte er mich an, spie noch einmal aus, machte dann kehrt und ging davon. Ich tat das gleiche. Als ich auf den Caer zurückkehrte, fand ich Arthur auf der Brustwehr über dem Westtor, wo er mir vor vielen Jahren die Pflichten eines Soldaten erläutert hatte. Dessen Pflicht sei es, wie er mir sagte, für jene in die Schlacht zu ziehen, die
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