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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
Autoren: Bernard Cornwell
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besitzt Britannien. Wenn Ihr nicht mitkommen wollt, Derfel, geht Eurer Wege. Ich jedenfalls gehe nach Caer Cadarn.« Damit wandte er sich ab.
    »Lord!« rief ich ihm nach. »Dunum liegt auf unserem Weg!«
    Das war eine größere Festung, und obwohl die Garnison zweifellos dezimiert worden war, mochten sich dort noch genug Speerkämpfer befinden, um unsere kleine Streitmacht zu vernichten.
    »Es würde mich nicht kümmern, Derfel, wenn sämtliche Festungen Britanniens auf unserem Weg lägen.« Arthur spie mir seine Worte entgegen. »Tut, was Ihr wollt, aber ich gehe nach Caer Cadarn.« Damit eilte er davon und rief den Rittern zu, die Richtung nach Westen einzuschlagen.
    Ich schloß die Augen, fest überzeugt, daß mein Lord sterben wollte. Ohne Guineveres Liebe wollte er nur noch sterben. Inmitten des Landes, für das er so lange gekämpft hatte, wollte er unter den Speeren des Feindes fallen. Ich konnte mir keine andere Erklärung vorstellen, warum er diesen kleinen Trupp erschöpfter Speerkämpfer mitten ins Herz der Rebellion führen wollte, es sei denn, er wollte neben Dumnonias Krönungsstein sterben. Doch dann kam mir eine Erinnerung, und ich machte die Augen auf. »Vor langer Zeit«, erklärte ich Nimue, »habe ich mal mit Ailleann gesprochen.« Ailleann war eine irische Sklavin, älter als Arthur, aber sie war ihm eine liebevolle Gefährtin gewesen, bevor er Guinevere kennenlernte; Amhar und Loholt waren ihre undankbaren Söhne. Sie lebte noch, würdevoll und grauhaarig geworden, und zwar vermutlich immer noch unter Belagerung in Corinium. Und nun stand ich verloren im zerschlagenen Dumnonia und hörte über die Jahre hinweg ihre Stimme. »Beobachtet ihn doch einmal«, hatte sie zu mir gesagt, »wenn ihm die Vernichtung droht, wenn alles nur noch Finsternis ist, denn dann wird er Euch in Erstaunen versetzen. Er wird siegen.« Genau das berichtete ich jetzt Nimue. »Und dann hat sie gesagt«, fuhr ich fort, »daß er, sobald er den Sieg errungen hat, seinen üblichen Fehler machen und seinen Feinden vergeben wird.«
    »Nicht dieses Mal«, widersprach Nimue. »Nicht dieses Mal. Der Narr hat seine Lektion gelernt, Derfel. Also, was wirst du tun?«
    »Das, was ich immer tue«, antwortete ich. »Mit ihm gehen.«
    Dem Feind an die Gurgel. Nach Caer Cadarn.

    An jenem Tag schien Arthur von einer hektischen, verzweifelten Energie getrieben zu sein, fast so, als läge die Lösung all seiner traurigen Probleme auf dem Gipfel von Caer Cadarn. Er machte keinen Versuch, seine kleine Streitmacht zu verstecken, sondern marschierte mit uns unter dem flatternden Bärenbanner nach Nordwesten. Er ritt auf dem Pferd eines anderen Mannes, aber er trug seine berühmte Rüstung, damit jeder sehen konnte, wer es war, der da ins Herz des Landes hineinritt. Er ritt so schnell, wie meine Speerkämpfer marschieren konnten, und wenn eins der Pferde sich am Huf verletzte, ließ er es einfach laufen und drängte weiter. Er wollte unbedingt den Caer erreichen.
    Zunächst aber kamen wir nach Dunum. Die Alten hatten eine große Festung auf Dunums Hügel angelegt, die Römer hatten einen eigenen Wall hinzugefügt, und Arthur hatte die Befestigungsanlagen reparieren lassen, um eine starke Garnison dort zu stationieren. Die Soldaten dort hatten nie eine Schlacht erlebt, aber wenn Cerdic je an der dumnonischen Küste angreifen sollte, würde Dunum eins seiner ersten größeren Hindernisse darstellen; deswegen hatte Arthur dafür gesorgt, daß die Festung trotz der langen Friedensjahre nicht verfiel. Hoch über den Wällen wehte ein Banner, und als wir näher kamen, erkannten wir, daß es nicht der Seeadler war, sondern der rote Drachen. Dunum war loyal geblieben. Dreißig Mann waren von der Garnison noch übrig. Die anderen waren entweder Christen gewesen und desertiert, oder hatten, weil sie fürchteten, daß Mordred und Arthur beide tot waren, jeden Widerstand aufgegeben und sich davongemacht. Lanval jedoch, der Befehlshaber der Garnison, hatte zu seiner schrumpfenden Streitmacht gehalten und wider jede Vernunft gehofft, daß sich die bösen Nachrichten als falsch erwiesen. Jetzt, da Arthur eingetroffen war, führte Lanval seine Männer zum Tor hinaus, während Arthur aus dem Sattel glitt und den alten Kämpen mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. So waren wir jetzt siebzig Speerkämpfer statt vierzig, und wieder mußte ich an Ailleanns Worte denken. Wenn man überzeugt ist, er sei geschlagen, hatte sie zu mir gesagt, beginnt er zu
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