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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
Autoren: Bernard Cornwell
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überquellen vor Huren. Nein, sie ist keine Hure, Derfel. Sie ist eine starke Frau, die mit einem scharfen Verstand und Schönheit geboren wurde. Arthur liebte zwar ihre Schönheit, wollte sich ihren Verstand aber nicht zunutze machen. Da er nicht zulassen wollte, daß sie ihn zum König machte, wandte sie sich diesem absurden Isis-Kult zu. Und alles, was Arthur daraufhin tat, war, ihr zu erzählen, wie glücklich sie wäre, wenn er Excalibur an den Nagel hängen und Vieh züchten würde!« Bei dieser Vorstellung lachte sie.
    »Und weil es Arthur nie in den Sinn gekommen wäre, ihr untreu zu sein, hegte er auch niemals Argwohn gegen Guinevere. Wir anderen wurden längst mißtrauisch, Arthur nicht. Immer wieder redete er sich ein, seine Ehe sei vollkommen, während er die ganze Zeit meilenweit entfernt war und Guineveres Schönheit die Männer anlockte wie Aas die Fliegen. Und es waren gutaussehende Männer, kluge Männer, geistreiche Männer; es waren Männer, die nach Macht strebten, und einer von ihnen war ein gutaussehender Mann, der alle Macht wollte, die er kriegen konnte, also beschloß
    Guinevere, ihm zu helfen. Arthur wünschte sich einen Kuhstall, aber Lancelot will Großkönig von Britannien werden, und Guinevere hält das für eine weit interessantere Herausforderung, als Kühe zu züchten oder Kinderscheiße wegzuputzen. Und diese idiotische Religion bestärkte sie darin. Herrin der Throne!« Sie spie aus. »Sie schlief nicht mit Lancelot, weil sie eine Hure war, du alter Narr, sie schlief mit ihm, damit er Großkönig wurde.«
    »Und Dinas?« fragte ich sie. »Und Lavaine?«
    »Die waren ihre Priester. Sie halfen ihr, denn in manchen Religionen, Derfel, gehört es zum Gottesdienst, daß Männer und Frauen sich paaren. Und warum auch nicht?« Sie trat gegen einen Stein und beobachtete, wie er durch ein Gewirr von Windenranken davonrollte. »Und glaube mir, Derfel, das waren wirklich zwei gutaussehende Männer. Ich weiß das, weil ich ihnen die Schönheit genommen habe – allerdings nicht wegen dem, was sie mit Guinevere getrieben haben. Ich tat es aus Rache für die Beleidigung, die sie Merlin zugefügt haben. Und für das, was sie deiner Tochter angetan haben.« Ein paar Schritte ging sie schweigend weiter. »Verachte sie nicht, weil sie sich langweilte. Wenn es denn sein muß, verachte sie dafür, daß sie den Kessel gestohlen hat, und sei dankbar, daß Dinas und Lavaine es nicht geschafft haben, seine Macht richtig zu entfesseln. Guinevere hat er jedoch geholfen. Sie hat allwöchentlich in ihm gebadet, und das ist der Grund, warum sie keine einzige Woche älter geworden ist.« Als sie hinter uns Schritte hörte, wandte sie sich um. Es war Arthur, der im Laufschritt kam, um uns einzuholen. Er wirkte immer noch benommen, doch irgendwann in den letzten paar Momenten mußte er gemerkt haben, daß wir vom Weg abgewichen waren.
    »Wohin gehen wir?« wollte er wissen.
    »Wollt Ihr, daß die Soldaten der Garnison uns sehen?« fragte Nimue und zeigte auf den Rauch der Kochfeuer.
    Er antwortete nicht, sondern starrte auf den Rauch, als hätte er so etwas noch nie gesehen. Nimue warf mir einen Blick zu und zuckte dann die Achseln über seine eindeutige Verwirrung.
    »Wenn sie kämpfen wollten«, sagte Arthur, »hätten sie schon nach uns Ausschau gehalten.« Seine Augen waren rot und geschwollen, und vielleicht bildete ich es mir nur ein, doch seine Haare schienen grauer geworden zu sein. »Was würdet Ihr tun, wenn Ihr der Feind wärt?« wandte sich Arthur an mich. Er meinte nicht die winzige Garnison von Vindocladia, aber er wollte den Namen Lancelot nicht aussprechen.
    »Ich würde versuchen, uns in eine Falle zu locken, Lord«, antwortete ich.
    »Wie? Wo?« fragte er gereizt. »Im Norden, nicht wahr? Das ist für uns der schnellste Weg, um freundlich gesinnte Speerkämpfer zu erreichen, das wird ihnen klar sein. Also werden wir nicht nach Norden gehen.« Er sah mich an, und es war fast, als erkenne er mich nicht. »Statt dessen gehen wir ihnen direkt an die Gurgel, Derfel«, sagte er grimmig.
    »An die Gurgel, Lord?«
    »Wir gehen nach Caer Cadarn.«
    Eine Weile blieb ich stumm. Er konnte nicht richtig denken. Kummer und Zorn hatten ihn blind gemacht, und ich fragte mich, wie ich ihm diesen Selbstmord ausreden konnte. »Wir sind vierzig, Lord«, gab ich leise zu bedenken.
    »Caer Cadarn«, wiederholte er, ohne meinen Einwand zu beachten. »Wer Caer Cadarn besitzt, besitzt Dumnonia, und wer Dumnonia besitzt,
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