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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
Autoren: Bernard Cornwell
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aller Dumnonia zur Verfügung stehenden Macht«, ergänzte Bedwin diensteifrig.
    »Neugeborene sterben leicht«, warnte Morgan die beiden Männer mit ihrer harten Stimme.
    »Dieses nicht«, behauptete Uther heftig, »dieses nicht. Er wird zu dir nach Ynys Wydryn gebracht, Morgan, und du wirst deine ganze Kunst einsetzen, um sicherzustellen, daß er am Leben bleibt. Hier, nimm die Spange!«
    Endlich akzeptierte Morgan die Drachenspange. Das verkrüppelte Kind schrie immer noch, die Mutter wimmerte, rings um die Wälle von Caer Cadarn aber feierten die Topfschläger und Feuerwächter die Nachricht, daß unser Königreich wieder einen Erben hatte. Dumnonia hatte einen Edling, einen Kronprinzen, und die Geburt eines Edlings war Anlaß für ein reichhaltiges Festmahl und großzügige Geschenke. Das blutige Stroh aus dem Kreißlager wurde aus der Halle geholt und in ein Feuer geworfen, bis die Flammen hoch und hell loderten. Ein Kind war geboren worden; nun brauchte das Kind nur noch einen Namen. An diesem Namen konnte jedoch kein Zweifel bestehen. Nicht der geringste. Uther stemmte sich aus seinem Sessel und baute sich groß
    und grimmig auf Caer Cadarns Brustwehr auf, um den Namen seines neugeborenen Enkels zu verkünden, den Namen seines Erben und des Edlings seines Königreichs. Das im Winter geborene Kind sollte den Namen seines Vaters tragen. Mordred.

    Norwenna und das Kind kamen zu uns nach Ynys Wydryn. Man brachte sie in einem Ochsenkarren über die östliche Landbrücke bis zum Fuß des Tor. Vom windigen Gipfel aus beobachtete ich, wie die kranke Mutter und der verkrüppelte Säugling aus ihrem Lager aus Pelzdecken gehoben und auf einer Tragbahre aus Leinwand den Weg bis zur Palisade hinaufgeschafft wurden. Es war ein kalter Tag; eine bittere, schneegleißende Kälte, die in die Lungen biß und die Haut rissig machte. Norwenna wimmerte, als sie mit ihrem warm eingepackten Kind durch die Landpforte von Tor Ynys Wydryn getragen wurde.
    So hielt Mordred, Edling von Dumnonia, Einzug in Merlins Reich.
    Ynys Wydryn war trotz des Namens - Glasinsel - keine echte Insel, sondern eher eine bergige Landzunge, die in ein Brachland aus Marschen, Bächen und weidengesäumten Sümpfen ragte, wo Riedgras und Schilf wucherten. Es war ein reiches Land, denn es gab Wildvögel, Fische, Lehm und Kalkstein, der an den Hügeln am Rand des Flutbrachlandes, das man auf Knüppeldämmen überquerte, mühelos abgebaut werden konnte. Unvorsichtige Besucher, die sich auf diesen Dämmen bewegten, ertranken zuweilen, wenn der Wind hart aus Westen kam und eine hohe Flutwelle über die
    Feuchtgebiete blies. Im Westen, wo das Land anstieg, lagen Apfelgärten und Weizenfelder, und im Norden, wo weiße Hügel an die Marschen grenzten, weideten Rinder und Schafe. Es war wirklich ein gutes Land, und in seinem Herzen lag Ynys Wydryn.
    Das Land gehörte Lord Merlin. Man nannte es Avalon. Schon sein Vater und Großvater hatten dort regiert, und sämtliche Leibeigene und Sklaven, die man vom höchsten Punkt des Tor aus sehen konnte, arbeiteten für Merlin. Dieses reiche Land, dessen Erzeugnisse in den Flutbächen gefangen oder auf dem fetten Boden der Flußtäler im Binnenland angebaut wurden, verschaffte Merlin den Reichtum und die Freiheit, die er brauchte, um Druide zu sein. Früher einmal war Britannien das Land der Druiden gewesen, aber die Römer hatten sie zuerst erschlagen und dann ihre Religion gezähmt, so daß es selbst jetzt, zwei Generationen nach dem Abzug der Römer, nur noch eine Handvoll der alten Priester gab. Ihren Platz hatten die Christen eingenommen, und nun schwappte das Christentum um den alten Glauben wie eine windgepeitschte Sturmflut durch die von Dämonen bewohnten Riedwiesen von Avalon.
    Avalons Insel Ynys Wydryn war eine Ansammlung
    grasbewachsener Hügel, alle von ihnen kahl, bis auf den Tor, den steilsten und höchsten. Sein Gipfel bildete ein Plateau, auf dem Merlins Halle errichtet worden war, und unterhalb der Halle breiteten sich die weniger wichtigen Gebäude aus. Sie waren von einer Palisade umgeben, die waghalsig an der oberen Kante jener Grashänge des Tor errichtet worden war, an denen man in den alten Tagen vor der Invasion der Römer eine Reihe von Terrassen angelegt hatte. Ein schmaler Pfad wand sich über die uralten Terrassen in zahlreichen Kurven zum Gipfel empor, und jene, die den Tor auf der Suche nach Heilung oder Weissagung aufsuchten, mußten diesem Pfad folgen, der bewußt so angelegt war, um die bösen
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