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Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht

Titel: Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht
Autoren: Ricarda Jo Eidmann
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Machtausübung genossen, die ich über meine Eltern nicht hatte. Besonders über meine Mutter. Ich wollte von meiner Mutter mehr Zuwendung haben, die ich nicht bekam. Es kickte mich total. Auch wenn ich dann später mit Frauen zusammen war, dann wollte ich immer die totale Kontrolle und deren ganze Liebe. Ich wollte das, was ich von meiner Mutter nie bekommen hatte. Meine Mutter machte mich immer klein. Auch noch später, als sie im Altersheim war.«
    »Aber dann hälst du die Frauen, mit denen du zusammen bist, doch auch klein. Du willst doch die unselbständige Frau, die dich als Versorger braucht?«, warf ich ein.
    »Ja, aber das entspricht meinem Frauenbild. Ich will das traditionell. In Ländern, in denen es üblich ist, dass eine Frau sich um Haushalt, Mann und Kinder kümmert, da ist noch alles in Ordnung und die leben zufrieden.«
    Also waren wir wieder bei Wolkers Lieblingsthema und seinen besonderen Ansichten in bezug auf Frauen gelandet, die er immer wieder gerne ausführte.
    Mit dem Käse war er mehr als zufrieden. Die anderen und auch ich. Neben dem milden jungen Käse hatte Stefan uns eine wirklich gute Auswahl zusammengestellt. Ich war besonders von den würzigen Käsen beeindruckt und Wolker wartete mit ungeahnten Kenntnissen über Käse auf: »Na, damit Käse zu Käse wird, geben die Franzosen, auch die Schweizer, wahrscheinlich auch die in der Käserei von Stefan, Lab dazu. Dann setzt sich das ganze inklusive des Fettes ab. Da lässt man erst gar keinen Rahm absetzen, sondern lässt nur die Molke raus laufen. Das habt ihr bestimmt schon mal im Fernsehen gesehen. Mit einen Tuch zieht man in einem Kupferkessen den Quark heraus, hängt das oben ein und lässt erst mal die Molke ablaufen«, erklärte er. »Das ist ganz primitiv. Es gibt besondere Gefäße, die werden von Hand voll gestopft und die bringst du in einen Raum, der möglichst gesättigt ist mit Milchsäurebakterien. Da gibt es viele Hunderte, die den Geschmack ausmachen. Und dort wird der Käse langsam alt. Damit er nicht vergammelt, muss er mit Salz bestrichen werden, sonst kommt Schimmel rein, also negativer Schimmel. Und dann lässt du den älter werden und älter werden. Da ist zum Beispiel Parmesan, der ist so sechs bis neun Monate alt und wird immer härter und härter, weil sich das Wasser immer mehr verflüchtigt.«
    »Die Stücke müssen dann immer abgerieben werden«, fügte Wilhelm hinzu.
    »Ja, die sind in Höhlen oder Lagerstätten, wo sich leicht Schimmel bildet. Also bei den Oberirdischen kommt leichter Schimmel rein. Von außen sind ja immer Schimmelsporen in der Luft. In den Höhlen musst du seltener abreiben, so alle Woche mal oder alle vierzehn Tage.«
    »Und Salz verhindert die Schimmelbildung?«, wollte ich wissen.
    »Ja, das konserviert.«
    »Wie ist das denn mit dem hier, mit der Heukruste?«, fragte ich.
    »Das ist dann künstlich gemacht, als Spezialität.«
    »Ja, aber wie wird der dann abgerieben?«
    »Ohne Salz kommt man nicht aus, weil es Bakterien und Schimmel tötet.« Er hielt inne. »Oder du machst eine Lösung drauf, dass Schimmel entsteht, wie beim Camembert. Diese weiße Rinde ist Schimmel.« So ging es immer weiter. Wir bekamen kostenlosen Nachhilfeunterricht in Sachen Käse und ich hatte ein bisschen mehr Ahnung, was Stefan so machte.

    Wir schrieben fleißig hin und her. Telefonierten ständig. Ich war unbändig vor Lust und stellte mir immer wieder vor, wie es wohl sein würde, wenn er mich endlich wieder nehmen würde. Es stellten sich keine Verliebtheitsgefühle ein. Die kamen bei mir sowieso nur mit gemeinsamen Erlebnissen und Gemeinsamkeiten, die über die Sexualität hinausgingen. All meine Gefühle, die ich im Herzen hatte, galten Henry, aber ich hatte das Gefühl, dass Stefan in mein Leben getreten sei, damit sich das mit Henry auflösen würde. Zumindest der Ekel war vollkommen verschwunden. Durch die Lust, die ich bei Stefan empfand, hatte ich das Gefühl, als wäre ich einer Reinigung unterzogen worden. Einer Reinigung, die mich weg holte von den beiden Erlebnissen mit dem anderen Mann, den mir Henry ausgesucht hatte. Und endlich war der Sex nicht mehr besetzt von etwas, was mir ein schlechtes Gefühl bereitete. Jetzt war ich wie beseelt von der puren Lust, die keinen fahlen Beigeschmack hatte. Stefan bedrängte mich immer wieder, war beleidigt, wenn ich nicht sofort auf seine Nachrichten oder Anrufe reagierte. Und ich fieberte auf dem Tag entgegen, an dem wir uns sehen würden.
    Und dann war
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