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Armageddon 2 - Das Menü

Armageddon 2 - Das Menü

Titel: Armageddon 2 - Das Menü
Autoren: Robert Rankin
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nichts weiter als eine Fernseh-Seifenoper, ge-
    schaffen und dirigiert von Wesen vom Planeten Phnaargos,
    um ihr unersättliches heimisches Publikum zu befriedigen.
    »Wie es der Zufall will«, fuhr Christeen fort, »war der größte
    Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts ein Bursche aus Nord-
    irland, Dave Carson. Aber wer erinnert sich heute noch an den
    Namen?«
    »Wahrscheinlich genauso viele, wie sich an diesen Picasso er-
    innern.«

    » Sic transit gloria mundi. «
    »Ah, ja«, sagte Rex. »Da fällt mir ein, dass ich dich eigentlich
    schon die ganze Zeit nach meiner Schwester fragen wollte.«
    »Sie ist auch irgendwo hier in der Gegend.«

    Kurze Zeit zuvor war Gloria Mundi aus dem Swimmingpool
    von Elvis gestiegen. Sie warf einen Blick allergrößter Verach-
    tung auf Sam Maggott, der sich in einem Liegestuhl lümmelte
    und Elvis’ letzten Drink süffelte, ohne sich auch nur im Ge-
    ringsten um ihre Notlage zu kümmern. Die Frage, was sie ei-
    gentlich hier zu suchen hatte oder ›wann‹ hier überhaupt war,
    lastete nämlich recht schwer auf ihren hübschen Schultern.

    Jack Doveston wurde überraschend schnell wieder nüchtern.
    Sein Bildschirm tanzte. Wer auch immer in das System der
    Universität eingedrungen war, er wusste ganz genau, was er
    wollte. Die seltenen Bücher auf den Festplatten wurden ges-
    cannt, und zwar mit einer unglaublichen Geschwindigkeit.
    Jack schaltete die Protokollfunktion des Druckers ein. Er war
    gespannt, zu sehen, was da vor sich ging.
    Jacks Gedankengang war nämlich ungefähr Folgender:
    Irgendjemand ist in das System eingedrungen.
    Der Dekan will unbedingt erfahren, wer dieser Jemand ist.
    Der Dekan hat sehr teure Ausrüstung beschafft, um das zu erfah-
    ren.
    Ergo: Was auch immer gestohlen wird, muss von beträchtlichem
    Wert sein.

    Ergo: Es könnte sich als profitabel herausstellen, das ›Was‹ zu
    identifizieren, bevor ich mir den Kopf über den ›Wer‹ zerbreche.
    Jack war höchst zufrieden mit seinem Gedankengang. Er be-
    saß eine Art von berauschender Symmetrie.
    Der Drucker begann zu rattern und spuckte Zeile auf Zeile
    auf das Endlospapier. Fragmente in Latein, Gotisch, Alteng-
    lisch. Größtenteils sah es aus wie vollkommener Unsinn. Und
    dann war es vorbei. Jimi hörte auf zu spielen, und in Jacks Bü-
    ro wurde es sehr still.
    »Menschenskind!«, sagte Jack Doveston. »Was haben wir
    denn hier?« Er studierte den Computerausdruck. Es sah ein
    wenig aus wie ein Gedicht. Ein wenig, aber nicht sehr. Eher
    schon wie…
    »Eher schon wie ein Rezept…« Jack untersuchte den Aus-
    druck mit wachsendem Interesse. »Oder eine Formel. Oder…
    oder ein Zauberspruch. Das… das ist eine Beschwörung!« Jack
    stieß einen Pfiff aus. Er hatte genug Zeit hier unten zwischen
    all den antiken Wälzern verbracht, um eine Beschwörung zu
    erkennen, wenn ihm eine ins Gesicht starrte. Jack riss das Pa-
    pier aus dem Drucker und starrte die Buchstaben an. Sie besa-
    ßen eine gewisse Balance, fast eine musikalische Harmonie.
    Die Silben schienen ihm von der Seite entgegenzuspringen, als
    könnten sie es gar nicht erwarten, gelesen zu werden.
    »Das wird ja immer merkwürdiger.« Bestimmt machte es
    nichts aus, wenn er sie las. Schaden konnte es jedenfalls nicht.
    Magie war mehr Kunst als Wissenschaft, und ein Laie war
    nicht ohne weiteres imstande, Resultate zu produzieren. Ma-
    gie unter Laborbedingungen war etwas Unmögliches. Es war,
    als würde man einem Kind ein paar Noten und ein Piano ge-

    ben und erwarten, dass es ein Konzert spielte. Wer sein Leben
    der schwarzen Kunst verschwor, gab seine Seele dafür. Kaum
    weiter überraschend, dass Magie einem skeptischen Wissen-
    schaftler in einem Labor kein müdes Stirnrunzeln entlockte.
    All das wusste Jack nur zu genau. Er erhob sich, nahm den
    Computerausdruck und las die Worte ohne einen weiteren
    Gedanken laut vom Blatt ab.

    Wayne L. Wormwood trat an das Rednerpult und wandte sich
    an die Menge im Stadion. »Meine lieben Freunde!«, rief er.
    »Meine lieben Freunde!« Die Kameras unter all den Flaggen
    und Bannern veranstalteten ein sommerliches Blitzlichtgewit-
    ter. Die Strahlen von Suchscheinwerfern durchschnitten den
    Himmel. Der Jubel war ohrenbetäubend. Der neue Präsident
    hob die Hände wie zum Dankesgebet. Die Menge verstummte,
    und erwartungsvolles Schweigen breitete sich aus.
    Wayne L. Wormwood öffnete die Augen. Die East Side Hall
    war bis auf ein gutes Dutzend Zuschauer leer. Keiner davon
    beachtete
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