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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Autoren: Peter F. Hamilton
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ist.«
    »Schon mal daran gedacht, ihn zu verlassen?«
    »Manchmal. Ständig. Aber es würde sich nichts ändern, höchstens das Gesicht. Ich bin, was ich bin. Er ist nicht wirklich schlecht. Außer heute Nacht, und das ist morgen früh wieder vorbei.«
    »Du könntest mit uns kommen.« Ich sah mich bereits mit den anderen darüber streiten.
    Sie blieb stehen und blickte sehnsüchtig auf den schwarzen Fluss hinaus. Der M500 zog sich hoch oben darüber hin, ein geschwungenes Band aus Stahl auf einer Reihe schlanker Streben, die sich aus der Mitte des schlammigen Flussbetts erhoben. Scheinwerfer und Rücklichter vom Verkehr bildeten eine beständige rosafarbene Korona, eine schäumende Bugwelle aus Licht, die geradewegs aus der Stadt hinaus führte.
    »Ich bin nicht wie du«, sagte Jennifer. »Ich beneide dich, und ich habe Respekt vor dir. Ich habe sogar ein wenig Angst vor dir. Aber ich werde niemals sein wie du.« Sie lächelte zögernd. Das erste echte Lächeln, das ich auf ihrem Gesicht zu sehen bekam. »Heute Nacht. Mehr nicht. Es wird reichen.«
    Ich verstand. Es war kein Zufall, dass sie im Pub aufgetaucht war. Es war eine Trotzhandlung. Eine, von der er niemals erfahren würde. Doch das tat der Sache nicht den geringsten Abbruch.
    Ich öffnete die kleine Tür im Heck des Zehnachsers und führte sie nach drinnen. Khanivores Lebenserhaltungstank leuchtete im Halbdunkel silbern wie das Mondlicht, und die Hilfsmodule arbeiteten mit leise glucksenden Lauten. Wir bahnten uns einen Weg vorbei an den grauen, monoton summenden Maschinen. Das winzige Büro auf der anderen Seite war leiser. Die Standby-LEDs an den Computern schimmerten schwach und beleuchteten das Schlafsofa gegenüber den Schreibtischen.
    Jennifer stand in der Mitte des Gangs und ließ die Jacke von den Schultern gleiten. Ihre Hände fuhren in einer sanften, suchenden Geste über meine Rippen nach oben, über meine Brüste, meinen Hals und noch höher hinauf. Ihre Fingerspitzen waren kühl, ihre Nägel lang und rot lackiert. Ihre Handflächen verharrten auf meinen Wangen, die Finger lagen zwischen Ohrläppchen und Stirn gespreizt.
    »Du hast Dicko sehr, sehr böse gemacht«, murmelte sie heiser.
    Jennifers Atem fühlte sich warm und weich an auf meinen Lippen.
    Und dann explodierte in meinem Schädel der Schmerz.
     
    Meine hoch empfindlichen Netzhautimplantate schalteten auf geringen Lichteinfall und verbannten sämtliche Schatten, als wir uns am Lebenserhaltungstank des Monsters vorbei einen Weg in den hinteren Teil des Lasters bahnten. Die Welt verwandelte sich in ein Meer aus Blau und Grau mit scharfen Umrissen. Ich befand mich im Allerheiligsten eines Technophilen; der Boden war übersät mit kilometerlangen Kabeln und Schläuchen, die Wände waren bedeckt von Maschinerie mit kleinen leuchtenden LEDs. Sonnies Atem beschleunigte sich, als wir das kleine Abteil am anderen Ende erreichten. Geiles Miststück. Wahrscheinlich brachte sie all ihre One-Night-Stands hierhin.
    Ich ließ die Jacke von den Schultern gleiten und streckte die Hände nach ihr aus. Sie sah aus wie in der ersten Nacht ihrer Flitterwochen.
    Als meine Hände dort waren, wo ich sie haben wollte, mit den Fingerspitzen an ihren Schläfen, sagte ich: »Du hast Dicko sehr, sehr böse gemacht.« Und dann gab ich es ihr. Aus jeder Fingerspitze schoss eine fünf Zentimeter lange Titanspitze, herausgetrieben von einem Magpuls. Sie durchbohrten glatt ihren Schädelknochen und drangen in das Gehirn dahinter ein.
    Sonnie zuckte konvulsivisch. Ihre Zunge kam hervor, und auf ihrem Gesicht zeigte sich ein Anflug von entsetztem Unverständnis. Ich riss meine Hände zurück. Das Metall glitt sauber aus den Löchern in ihrem Kopf. Sie sackte mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Ihr Körper zuckte noch sekundenlang, bevor sie endlich still lag. Tot.
    Ihr Kopf ruhte in seltsamem Winkel am Fuß des Sofas, auf dem sie es mit mir hatte treiben wollen. Die Augen standen offen. Aus den acht winzigen Löchern in den Schläfen tropfte nicht wenig Blut.
    »Glaubst du immer noch, dass es die Sache wert war?«, fragte ich leise. Ich musste die Frage stellen. Auf ihrem Gesicht hatte sich der verständnislose Ausdruck der letzten Sekunden erhalten, voller Trauer und Unschuld. »So ein dummer, dummer Stolz. Sieh nur, wohin er dich gebracht hat. Einmal umfallen, mehr wollten wir gar nicht. Warum begreift ihr es immer erst, wenn es zu spät ist?«
    Ich schüttelte die Hände und verzog das Gesicht, als die Spitzen
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