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Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Autoren: Peter F. Hamilton
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nicht festzustellen, wo die Sonne inzwischen stand, doch ihr Licht drang noch immer irgendwie durch die rote Schicht und erhellte die Straßen in natürlichen Farben.
    Moyo marschierte auf der Suche nach einem Transportmittel für Stephanies Kinder die Maingreen hinunter. Je mehr er über ihren Plan nachdachte, desto glücklicher wurde er. Sie hatte recht – wie immer. Endlich hatte er eine Aufgabe, konnte er etwas Positives vollbringen. Und nein, er hatte gewiß nicht vor, für den Rest der Ewigkeit in Exnall zu bleiben.
    Er kam am Doughnut-Café vorbei und am Baseball-Spiel im Park, ohne einem von beiden einen Blick zu schenken. Wenn er sich bewußt konzentrierte, konnte er die Gebäude vor sich als neblige Schatten spüren; freier Raum war dunkel, und jegliche Materie schimmerte wie ein durchsichtiger weißer Schleier. Es war schwierig, individuelle Objekte zu unterscheiden – bei den kleineren war es sogar nahezu unmöglich –, doch Moyo schätzte seine Chance nicht schlecht ein, einen Bus zu entdecken.
    Der Straßenkehrer war wieder bei seiner Arbeit. Ein Mann in einer grauen Jacke und mit einer Stoffmütze auf dem Kopf, der mit schwingendem Besen langsam über das Pflaster vorrückte. Bisher war er jeden Tag erschienen, und er hatte nie etwas anderes getan als Bürgersteige zu kehren. Niemals hatte er mit einem der anderen gesprochen, niemals hatte er auf einen Konversationsversuch reagiert.
    Langsam begriff Moyo, daß nicht alle Besessenen von Exnall leicht mit der neuen Situation fertig wurden. Einige, wie die Sportverrückten oder der Cafébesitzer, füllten jeden Augenblick ihres Tages mit Aktivitäten, ganz gleich, wie zweifelhaft sie sein mochten, während andere in einer apathischen Imitation ihrer früheren Existenz umherliefen. Mit dieser Einschätzung war ihm sein eigenes Verhalten gefährlich ähnlich dem der Apathischen erschienen.
    Eine dichtere Ansammlung von Schatten auf der Rückseite eines der größeren Geschäfte weckte Moyos Aufmerksamkeit.
    Als er auf der Rückseite des Gebäudes ankam, sah er einen langen Lieferwagen vor der Laderampe stehen. Das Fahrzeug war im Verlauf des Aufstands beschädigt worden; von weißem Feuer getroffen waren die Vorderreifen zu Plastikpfützen zerschmolzen und anschließend wieder erstarrt, und die navyblaue Farbe der Karosserie war stellenweise schwarz verbrannt und aufgerissen. Die Windschutzscheibe war zerfetzt. Doch eins stand fest: Der Wagen würde groß genug sein.
    Moyo starrte den ersten Reifen an und stellte sich vor, er sei intakt und aufgepumpt. Keine Illusion, sondern die Materie selbst sollte sich umstrukturieren. Die Pfütze aus erstarrtem Plastik begann zu fließen, und amöbenartige Ausläufer machten sich daran, die nackte Felge zu umschließen.
    »He, du da! Amüsierst du dich oder was?«
    Moyo war so versunken in den Reifen, daß er überhaupt nicht bemerkt hatte, wie der andere näher gekommen war – ein läßlicher Fehler. Im ersten Augenblick meinte Moyo, der Fremde hätte sich eine dunkelbraune Mähne wachsen lassen; sein Bart reichte bis über die Brust, genau wie die Korkenzieherlocken seiner Haarpracht. Eine winzige Brille mit gelben sechseckigen Gläsern, fast verborgen unter all den Locken, thronte markant auf seiner Nase.
    Die Schläge seiner purpurnen Hose waren mit winzigen silbernen Glöckchen bestickt, die bei jedem Schritt bimmelten – nicht melodisch, aber dafür rhythmisch.
    »Nicht wirklich. Ist das zufällig Ihr Wagen, Mann?«
    »Hey, Besitztum ist Diebstahl.«
    »Wie?«
    »Diebstahl. Wer besitzt, stiehlt etwas, das von Rechts wegen allen gehört. Dieser Wagen ist ein lebloses Objekt. Es sei denn, du hältst ihn für eine metallische Version von Gaia – was ich persönlich mir nicht vorstellen kann. Aber wenn er auch ein lebloses Objekt ist, so heißt das noch lange nicht, daß wir den ihm innewohnenden Wert mißbrauchen dürfen, der da wäre, die Kätzchen dorthin zu bringen, wo sie hinwollen.«
    »Kätzchen? Ich will nur ein paar Kinder von hier wegbringen.«
    »Ja, sicher, cool, das. Aber was ich sagen wollte ist, dieser Wagen gehört allen. Er wurde von Leuten gebaut, also soll er auch allen Leuten gehören.«
    »Er wurde von Robotersystemen gebaut.«
    »O Mann, das ist wirklich richtig mächtige Scheiße, die du da erzählst. Mann, sie haben dir vielleicht ins Gehirn geschissen! Hier, nimm eine Tüte, Mister Anzug, damit du wieder zu dir selbst findest.« Er hielt Moyo einen dicken Joint hin, den er bereits
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