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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Autoren: Peter F. Hamilton
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in einem stetigen, monotonen Tropfen Flüssigkeit aus. So würde es nun zehn oder fünfzehn Stunden lang weitergehen, bis weit in die nächste Duchess-Nacht hinein. Erst wenn die Fruchtkapsel vollkommen leer war, würde sie aufreißen und die Samen aus ihrem Innern entlassen. Die Natur hatte es so eingerichtet, daß die Flüssigkeit die von wochenlanger Trockenheit hart gebackene Erde aufweichte, so daß die Samen in feuchten Boden fielen und somit eine größere Wahrscheinlichkeit bestand, daß sie keimten. Doch im Jahr 2209 hatte eine Frau namens Carys Thomas, eine junge Botanikerin bei dem ökologischen Untersuchungsteam, das Norfolk begutachtete, gegen alle Vorschriften (und gegen den gesunden Menschenverstand) verstoßen, indem sie einen Finger unter eine tränende Fruchtkapsel gehalten und schließlich den einzelnen Tropfen glitzernder Flüssigkeit mit der Zunge probiert hatte. Norfolks natürliche Ordnung war durch dieses Ereignis zu einem abrupten Ende gekommen.
    Joshua wischte die erfrischende Perle von seiner Haut und leckte mit dem Finger daran. Der Geschmack war nicht ganz so fein wie die Norfolk Tears, die er zu Hause auf Tranquility so genossen hatte, doch die Ähnlichkeit war unbestreitbar. Ein schelmisches Funkeln trat in Joshuas Augen. »Hey, nicht schlecht!«
    Er drehte die kichernde Louise herum, bis sie direkt unter den schlaff herabhängenden Blüten lag, und sie liebten sich unter einem Schauer funkelnder Tropfen, der kostbarer war als ein königliches Lösegeld.
    Am Ende der folgenden Duchess-Nacht kehrten die Sammler in die Haine zurück. Sie schnitten die Becher von den Gestellen ab, jetzt schwer von Tränen, und gossen den wertvollen Inhalt in die bereitstehenden Ballons, eine Aufgabe, die weitere fünf Tage Arbeit rund um die Uhr erforderte, um damit fertig zu werden.
    Grant Kavanagh persönlich begleitete Joshua und Dahybi in einem vierradgetriebenen Geländewagen zum Rosenhof von Stoke County. Das Allzweckfahrzeug besaß mächtige Reifen und war ohne weiteres imstande, einen flachen Teich zu durchqueren.
    Der Rosenhof befand sich in den Außenbezirken von Colsterworth. Er bestand aus einer größeren Ansammlung von Backsteingebäuden, die ausnahmslos nur wenige kleine Fenster besaßen. Unter der Oberfläche befanden sich ausgedehnte Kellergewölbe, wo die Fässer während der einjährigen Reifedauer gelagert wurden.
    Als Grant durch den breiten Torbogen des Eingangs fuhr, waren die Arbeiter bereits damit zugange, die Fässer der letztjährigen Ernte aus den Gewölben zu rollen.
    »Auf den Tag genau ein Jahr«, sagte er stolz, als die schweren, eisenberingten Eichenfässer über die Pflastersteine rollten. »Das hier ist Ihre Fracht, mein junger Freund Joshua. In zwei Tagen können Sie anfangen, Ihr Schiff zu beladen.« Er steuerte den Wagen zu dem Gebäude, in dem die Fässer verschwanden. »Unsere Abfüllanlage.«
    Der Vorarbeiter kam hastig nach draußen, um Grant zu begrüßen. Er schwitzte heftig. »Machen Sie keine Umstände wegen uns«, sagte Grant. »Ich führe nur gerade meinen wichtigsten Geschäftspartner ein wenig herum. Wir passen schon auf, daß wir nicht im Weg stehen.« Und mit diesen Worten marschierte er majestätisch an dem Mann vorbei und durch den breiten Eingang.
    Die Abfüllanlage war die mechanisch höchstentwickelte Anlage, die Joshua bisher auf dem Planeten zu sehen bekommen hatte, obwohl es keine echten kybernetischen Systeme gab. (Die Fließbänder wurden tatsächlich von Gummirädern angetrieben.) Der Raum war eine langgestreckte Halle mit einem durchgehenden Satteldach, und er war angefüllt mit glänzenden Rohren, Tanks und Fließbändern. Tausende der berühmten, birnenförmigen Flaschen wurden über die Bänder transportiert, wanden sich unter Füllstutzen hindurch und außer Sicht. Das Stakkato aus Klimpern und Klirren machte eine Unterhaltung schwierig.
    Grant führte Joshua durch die Halle. Die Fässer wurden allesamt in einem großen Edelstahltank gemischt, erklärte er. Das Bouquet von Stoke County war ein homogenes Produkt.
    Keines der großen Güter besaß einen individuellen Namen, nicht einmal das von Grant. Joshua beobachtete, wie die Flaschen unter den großen Tanks gefüllt und dann weiter transportiert wurden, um verkorkt und etikettiert zu werden. Jeder Arbeitsschritt erhöhte den Preis. Und das Gewicht der echten Glasflaschen reduzierte die Menge an Norfolk Tears, die jedes Raumschiff transportieren konnte.
    Mein Gott, was für eine
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