Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aries

Aries

Titel: Aries
Autoren: Katie von Schroecks
Vom Netzwerk:
Armbanduhr - viel Zeit blieb mir nicht mehr. Ich schlüpfte ins Bad und duschte heiß und ausgiebig. Mir war, als wusch das Wasser den Schmutz der vergangenen dunklen Jahre herunter. Jetzt begann ein neuer Lebensabschnitt - ich spürte es mit jeder Faser meines Körpers. Gefühle von Freiheit und Glück erfassten mich und verdutzt grinste ich mein Spiegelbild an. Selbst Omas Willkommensfest hatte für diesen Moment, sein Grauen verloren und ich nahm mir vor, kein Spielverderber zu sein. Summend zog ich frische Sachen aus dem Schrank und ging, nach einem zufriedenen stellenden Blick in den Spiegel, hinaus zu meiner Party.
Der Hof war mit glücklichen Menschen angefüllt und lächelnd drängte ich durch sie hindurch. Oma entdeckte ich zwischen den langen Tischen.
>> Kleines Fest, hmm? <<, fragte ich sarkastisch und musterte die Gäste. Fremde Menschen - ich kannte niemanden.
>> Du siehst hübsch aus und es ist „dein“ kleines Fest. <<, antwortete Oma und ließ ihren Blick über meine Gestalt gleiten. Und ohne auf meine Neckerei einzugehen und fuhr sie grinsend fort:
>> Na ja, ein paar Hofbewohner von gegenüber sind noch gekommen ... und unser Bäcker ... und Freunde von Loni und deren Kinder ... wir haben gedacht, so wird es für dich am Montag leichter, wenn du schon jemanden kennst. <<
Ein lauter Knall ließ uns erschrocken zusammenfahren. Loni stand auf dem Treppenabsatz und schepperte zwei Topfdeckel zusammen.
>> Zu Tisch, bitte. Zu Tisch! <<, schrie sie über das Stimmengewirr hinweg und Oma schob mich zur Stirnseite der Tafel. Flehend verdrehte ich die Augen, doch Oma zeigte mit unerbittlicher Mine auf den ersten Stuhl. Dann wartete sie, bis alle Gäste Platz gefunden hatten, nahm einen Löffel und blinkte an ihr Glas. Eine Ansprache - erschrocken sah ich sie an. Sie zwinkerte verschwörerisch und begann.
Ich sah ich mir die Leute an.
Zwei blonde Mädchen tuschelten. Ihre Gesichter mit Make-up übertüncht und die Lippen glutrot. Die Wangen zierte kreisförmiges Rouge, - sie sahen russischen Puppen ähnlich.
Ein Mädchen im gleichen Alter saß ihnen gegenüber. Ihre Lippen zusammengepresst und die Augen starr auf die Tischplatte geheftet. Ihre grazile Gestalt steckte in einem viel zu großen, dunkelblauen Strickpullover - die Ärmel bis zum Ellenbogen aufgekrempelt. Der Pullover hing wie ein Sack an ihr. Silberne Ringe baumelten an den Ohren und dichte Wimpern rahmten die Augen. Sie war hübsch. Ihre schwarzen Pupillen versprühten Wildheit - ich spürte es geradezu körperlich als sie plötzlich aufsah - es durchfuhr mich wie ein elektrischer Schlag. Sofort drehte ich mich weg.
Doch das Mädchen war faszinierend.
Der Ruf meines Namens und erstaunt sah ich auf. Oma war am Ende ihrer Rede angelangt und forderte, mit einer lässigen Handbewegung, dass ich mich meinen Gästen präsentierte - dabei strahlte sie mich glücklich an. Beschämt erhob ich mich - mein Gesicht knallrot und mein Bauch begann zu brodeln.
Oma bemerkte nichts. Sie eröffnete freudig das Fest und alle langten kräftig zu. Ich konnte nichts essen - nicht mal an Essen denken. Durch meine Wimpern, linste ich zu dem Mädchen im blauen Sack. Auch sie aß nichts. Den Gästen schmeckte es. Sie hatten mich völlig vergessen. Zu meinem Glück - mein Blut rauschte in den Ohren und mir wurde so übel, dass ich kurz davor war, mich zu übergeben.
Mit wackligen Beinen erhob ich mich und orientierte mich Richtung Hauseingangstür. Ich bekam das Gefühl, meine Beine bewegten sich ohne Steuerung. Leise zählte ich die Schritte, um mein Gehirn wieder mit ihnen, in Verbindung zu bringen. Drei, vier, fünf ...
Eine Hand packte meinen Unterarm. Verwirrt schaute ich darauf. Eine Männerhand. Ruckartig hob ich den Kopf und stolperte erschrocken zurück.
Augen - grün wie Moos in den Wäldern - musterten mich.
>> Geht es ihnen nicht gut? <<, fragte der junge Mann ernst, mit unterdrückter Neugier in der Stimme. Was für eine doofe Frage, dachte ich frostig und schüttelte stumm den Kopf. Seine Augen grinsten erheitert auf. Erstaunt registrierte ich es. Das hat mir noch gefehlt, der Junge war amüsiert ... Zornig presste ich meine Lippen zusammen.
Er mühte sich nun ernsthafte Sorge zu heucheln. Wären da nicht seine Augen, die vor Heiterkeit tanzten - ich hätte es ihm geglaubt. Wütend ließ ich ihn stehen und setzte das Zählen meiner Schritte fort. Sechs, sieben, acht ... endlich war ich am Haus angelangt. Ohne mich nach ihm umzudrehen, riss ich die Tür auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher