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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition)
Autoren: Faye Kellerman
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Nippes – den tschotchkes , wie Rina dazu sagen würde.
    »Logarithmisch? Sie müssen Mathematiklehrerin gewesen sein.«
    Sie lächelte. »Und Sie müssen Detektiv sein.«
    »So haben Sie und Ben sich also kennengelernt.«
    »Noch ein Treffer.« Ihre Augen wurden feucht. »Ich hatte viele Unglücksfälle in meinem Leben, aber was Beziehungen angeht, bin ich immer vom Glück verwöhnt worden. Man kann wohl nicht alles haben.«
    Decker fragte sich, worin ihre anderen Unglücksfälle bestanden.
    »Darf ich erfahren«, fuhr Melinda fort, »wer das Geld stiften will?«
    »Genoa Greeves. Sie ist die Firmenchefin von Timespace.«
    »Von Timespace habe ich schon mal gehört. Wie war ihre Verbindung zu Ben?«
    »Sie war in den frühen Achtzigern seine Schülerin und beschreibt sich selbst als typische Streberin. Offensichtlich war Ihr Mann der einzige, abgesehen von ihren Eltern, der sie gefördert hat. Schlaue Menschen haben ein gutes Gedächtnis.«
    Sie hob eine Augenbraue, sagte aber nichts.
    »Können Sie sich an sie erinnern?«
    »Nein, aber ihre Erklärung überrascht mich nicht. Ben setzte sich ständig für andere ein. Ich habe in meinem ganzen Leben keinen selbstloseren Menschen getroffen. Manchmal wünsche ich mir fast, ich hätte eine Drogensucht oder eine Geliebte entdeckt. Das würde ihn menschlicher erscheinen lassen. Mittlerweile hat er in meinen Augen einen gottgleichen Status erreicht. Keiner kommt an ihn heran. Obwohl ich Mike bewundere, wird er niemals...« Tränen liefen ihr über die Wangen. »Entschuldigen Sie bitte, das alles ist sehr schmerzlich.«
    »Das verstehe ich gut, aber um den Fall richtig anzugehen, muss ich ganz von vorne anfangen.«
    Sie tupfte ihre Augen mit einem Kleenex trocken. »Ich befürchte, ich kann Ihnen nichts Neues berichten.«
    »Es würde mir helfen, wenn Sie mir beschreiben, was genau vorgefallen war.«
    Ein tiefer Seufzer stand im Raum. »Warum nicht? Ich habe es ja erst ungefähr eine Million Mal erzählt. Ben sagte, er wäre gegen sieben zu Hause. Als er um zehn noch nicht da war, begann ich mir Sorgen zu machen. Ich stieg ins Auto und fuhr zum Civic Auditorium, um dort jemanden von dem Termin aufzutreiben. Alle waren bereits gegangen. Ich fuhr zurück nach Hause und rief die Polizei an. Sie sagten mir, ich solle mich in achtundvierzig Stunden wieder melden. Ein vermisster Erwachsener ist keine große Sache.«
    »Wissen Sie noch, mit wem Sie am Telefon gesprochen haben?«
    »Wendell Festes. Es endete damit, dass er sich bei mir für seinen schnoddrigen Ton entschuldigte, aber dann fing er an, Sachen zu sagen wie ›Sie müssen verstehen, wie das normalerweise abläuft‹.« Melinda biss die Zähne zusammen. »Mir war wirklich total egal, wie das normalerweise abläuft. Der Mann war ein Rüpel, und genau das sagte ich auch dem Captain, als ich mit ihm redete.«
    Decker nickte zustimmend. »Was taten Sie, nachdem Sie mit Festes gesprochen hatten?«
    »Einige meiner Freundinnen kamen vorbei, um mir Gesellschaft zu leisten. Ihre Männer suchten draußen nach Ben. Sie fanden sein Auto und riefen die Polizei, und die Polizei fand dann Ben.« Sie setzte sich in einen Clubsessel aus Leder und wischte sich mit einer knappen Handbewegung die Tränen im Gesicht weg. »An mehr kann ich mich wirklich nicht erinnern... tut mir leid.«
    »Was glauben Sie, ist in dieser Nacht möglicherweise passiert?«, fragte Decker.
    Melinda schüttelte den Kopf. »Ich habe jahrelang immer und immer wieder darüber nachgedacht. Sein Auto stand als einziges am Clearwater Park. Vielleicht hat er kurzfristig einen Anruf bekommen und jemanden dort getroffen, obwohl die Verbindungsdaten seines Autotelefons nichts in dieser Richtung hergeben. Aber er könnte auch von einer Telefonzelle aus telefoniert haben. Damals waren die Funktelefone nicht sehr zuverlässig.«
    »Wen hätte er treffen sollen?«
    »Wenn er sich mit jemandem getroffen hat, dann mit einem Schüler in Schwierigkeiten. Ich sagte das damals auch den Polizeibeamten, aber es kam nichts dabei heraus.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie wissen doch, wie Teenager sind, vor allem Jungs. Risikofreudig. Sie begehen irgendwelche Dummheiten und werden normalerweise dabei erwischt. Ein Junge, der was Dummes tut, ist noch lange kein Soziopath. Ben war immer ihr hartnäckigster Fürsprecher. Er setzte sich beim ersten Mal sehr für sie ein.«
    »Und beim zweiten Mal?«
    »Stießen ihre Bitten auf taube Ohren. Ben hatte einen starken Sinn für Gerechtigkeit
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