Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)

ermöglicht hatte, die genaue Stelle zu finden. Normalerweise würden sie schneller reisen, aber auch so blieb ihnen wenig Zeit. Eryn sammelte bereits seine Magie und baute den Zauber auf. In seinem Kopf formte Meister Raiden die Worte: 3 – 2 – 1 – jetzt.
    Eryn erschuf den Tunnel. Sie hatten beschlossen, ihn so lang wie möglich zu machen. Sollten sie dann aus der Luft auf den Boden fallen, würde Meister Raiden für eine weiche Landung sorgen. Hoffentlich.
    Der Tunnel stand. Eryn wob die Aura um sich und Meister Raiden und sprang hindurch, den Herrn von Naganor dabei fest an der Schulter gefasst. Das milchige Weiß mit den glitzernden Farbpunkten verwandelte sich in einen blauen Himmel und Eryn jubilierte:
    Wir sind durch. Ich habe es geschafft.
    Dann begann der Fall nach unten und er schrie laut auf. Der Fall wurde durch eine Luftverdichtung gebremst, wobei es aber einen herben Schlag in Eryns Schultergelenk gab, da er seinen Arm immer noch um Prinz Raiden gelegt hatte. Fluchend (Meister Raiden) und ächzend (Eryn) kamen sie auf die Beine. Dann gab Meister Raiden die bedeutenden ersten Worte zu ihrem erfolgreichen Betreten des Nimrods von sich: „War es nötig, mir so ins Ohr zu schreien?“
    Das war keine wirkliche Frage und Eryn verzichtete auf eine Antwort. Sie waren im Nimrod und sahen sich neugierig um. Eine ganz normale Landschaft. Sie standen am Rande einer Felswand auf einem sandigen Boden mit kargem Pflanzenwuchs. Größere und kleinere Steinbrocken lagen verstreut umher und dazwischen steckten mehrfach Teile von Hühnern im Boden. War die Sicht zur einen Seite von der Felswand begrenzt, so bot sich in die andere Richtung ein Blick über eine zunehmend saftigere Wiese, die dann in einen Wald überging. Auf der Wiese konnte Eryn Hühner ausmachen. Kein Wunder, dass es hier Hühner gibt. Ich habe ja genügend in der letzten Zeit durch den Tunnel geworfen.
    Meister Raiden drehte sich um: „Das Nimrod, auch nichts anderes als ein gewöhnliches Stück Land. Irgendwie waren die Erwartungen größer. Gut, versuchen wir erst einmal den Weg zurück. Übrigens, der Tunnel war viel zu lang, wir sind fast zehn Meter in die Tiefe gestürzt.“
    „Besser zu lang als zu kurz, Meister Raiden“, meinte Eryn und deutete auf die Überreste der armen Hühner, die halb in der Erde steckten.
    Der Schwarze Magier scannte bereits die Umgebung. „Hier ist das Feld, spürst du es?“
    Auch Eryn schickte seine magischen Fühler aus und da war der Fluss spürbar in einem Feld von rund zwei Quadratmetern. „Es ist in der Mitte deutlich stärker.“
    „Bau einen Tunnel auf und dann wirf etwas hindurch. Wir müssen sehen, ob wir wieder zurückkommen können.“
    Eryn gehorchte. Der Tunnel stand problemlos, obwohl Eryn das Gefühl hatte, als würde er am anderen Ende leicht wackeln, aber mehr auch nicht. Dann schickte er einen Stein hindurch. Nichts deutete auf ein Problem hin. Die Rückkehr schien einfacher zu sein als der Eintritt. Über seine Erkenntnisse informierte er Meister Raiden und der nickte wissend: „Das deckt sich mit meiner Theorie. Das Wackeln kommt vom Fluss des Tunnels. Es wird leichter sein, in den Tunnel hineinzuspringen, als exakt am richtigen Punkt herauszuspringen.“
    „Und was jetzt, Meister Raiden?“
    „Wir gehen wieder zurück.“
    Wenig später standen sie im gesicherten Raum in Aspentor und kurz darauf waren sie zurück in Naganor. Meister Raiden hatte Eryn zum Stillschweigen über ihren Erfolg verpflichtet. Eigentlich hatte er sich über den Seelenbann das Stillschweigen Eryns gesichert, um genau zu sein und trug ihm nun auf, ein paar Sachen zusammenzusuchen. Einige Artefakte und leichte Ausrüstung. Es war klar, der Herr von Naganor brannte darauf, das neu entdeckte Land zu erforschen.
    Als Eryn zurück im Arbeitszimmer war, fragte er freiheraus: „Wann wollt Ihr wieder ins Nimrod?“
    „Sobald ich die Dinge hier geregelt habe. Hast du alles zusammen?“ Eryn legte Kleidung und die Artefakte – hauptsächlich Ringe – auf den Tisch und Meister Raiden steckte sie sich an die Finger. Dann legte er den leichten Brustpanzer an und schnallte sich den Schwertgurt mit Platz für Messer und Klinge um.
    „Nimm dir auch was Nützliches mit. Standardrüstung, Rohlinge... und eine Tasche für die Karte. Ich habe eine alte Zeichnung gefunden, die aus der Zeit vor dem Nimrod stammt. Hier. Kopieren und mitnehmen!“ Auf dem Weg nach draußen begegnete Eryn Meister Calwas, Meister Eriwen und Lord