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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Imperium
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aufgezeichnet und registriert, und ich habe gebeten, mir eine Abschrift der Gespräche zu schicken.«
»Beschuldigen Sie mich der Lüge?« donnerte Armstrong.
»Gesetzt den Fall, ich würde es – würden Sie dann auch eine Verleumdungsklage gegen mich erheben?«
Einen Moment war Armstrong sprachlos.
»Ich sehe schon, daß Sie nicht die Absicht haben, irgendwelche meiner Fragen freimütig zu beantworten«, fuhr Sir Paul fort, »deshalb sehe ich mich gezwungen, als Vorstandsvorsitzender zurückzutreten.«
»Nein, nein!« protestierten einige Vorstandsmitglieder am Tisch.
Zum erstenmal erkannte Armstrong, daß er zu weit gegangen war. Wenn Sir Paul jetzt zurücktrat, würde binnen weniger Tage die ganze Welt von der prekären Finanzlage des Konzerns erfahren. »Ich hoffe aufrichtig, daß Sie es ermöglichen können, bis zur Jahreshauptversammlung im April Ihr Amt weiterzuführen«, sagte Armstrong leise, »damit wir zumindest eine ordentliche Übergabe vornehmen können.«
»Ich fürchte, dazu ist es bereits zu spät«, entgegnete Sir Paul.
Als er sich von seinem Platz erhob, blickte Armstrong auf. »Erwarten Sie, daß ich Sie auf den Knien anflehe?«
»Nein, Sir. Sie sind dazu ebensowenig imstande, wie die Wahrheit zu sagen.«
Armstrong sprang auf. Beide Männer fixierten einander eine Zeitlang, bis Sir Paul sich umdrehte und aus dem Zimmer ging. Seine Unterlagen ließ er auf dem Tisch zurück.
Armstrong ging zum Platz des Vorstandsvorsitzenden, sagte jedoch eine geraume Weile nichts, während sein Blick langsam über die Anwesenden schweifte. »Falls noch jemand gehen möchte«, sagte er schließlich, »ist jetzt die beste Gelegenheit.«
Einige Herren schoben nervös ihre Unterlagen herum; andere rutschten unruhig auf ihren Stühlen oder starrten auf ihre Hände, doch keiner machte Anstalten zu gehen.
»Gut«, sagte Armstrong. »Solange wir uns jetzt alle wie Erwachsene benehmen, wird Ihnen rasch deutlich, daß Sir Paul ohne tatsächliche Kenntnis der Lage voreilige Schlüsse gezogen hat.«
Niemand am Tisch schien das ernsthaft zu glauben. Eric Chapman, der Verwaltungschef, gehörte zu jenen, die den Kopf gesenkt hielten.
»Punkt zwei der Tagesordnung«, sagte Armstrong fest. Der Vertriebsleiter nahm sich Zeit, die Gründe darzulegen, weshalb die Absatzzahlen des Citizen während des vergangenen Monats so stark fielen; wie er meinte, würde sich dies rasch auf den Gewinn auswirken, den die Anzeigen einbrachten. »Da der Globe den Einzelpreis auf zehn Pence gesenkt hat, kann ich dem Vorstand nur raten, sich dafür auszusprechen, das gleiche zu tun.«
»Aber wenn wir das tun«, gab Chapman zu bedenken, »sinken die Erträge noch weiter.«
»Stimmt«, warf der Vertriebsleiter ein.
»Wir müssen ganz einfach die Nerven behalten und abwarten. Ich würde sagen, daß Townsend in einem Monat nicht mehr auf der Bildfläche ist. Dann können wir die Scherben aufsammeln und unsere Chance nutzen.«
Zwar nickten einige Direktoren; aber die meisten waren schon lange genug im Vorstand, daß sie sich erinnern konnten, was das letzte Mal geschehen war, als Armstrong etwas Ähnliches ausgemalt hatte.
Es dauerte noch etwa eine Stunde, die übrigen Punkte der Tagesordnung durchzugehen, und von Minute zu Minute wurde deutlicher, daß keiner der Männer am Tisch bereit war, sich direkt gegen den Präsidenten der Gesellschaft zu stellen. Als Armstrong schließlich fragte, ob es noch weitere Punkte gäbe, rührte sich niemand.
»Vielen Dank, meine Herren«, sagte er, stand auf, sammelte Sir Pauls Unterlagen ein und verließ rasch das Zimmer. Auf dem Weg zum Fahrstuhl sah er Peter Wakeham, den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden, der atemlos über den Flur auf ihn zueilte und Armstrong in dem Moment erreichte, als dieser in den Fahrstuhl stieg. »Wenn du nur ein paar Minuten früher gekommen wärst, Peter«, Armstrong blickte zu ihm hinunter, »hätte ich dich zum Vorstandsvorsitzenden machen können.« Während die Fahrstuhltür zuglitt, lächelte er Peter noch einmal an.
Er drückte auf den obersten Knopf und wurde rasch zum Dach gebracht, wo sein Pilot an der Brüstung lehnte und sich eine Zigarette gönnte. »Heathrow!« brüllte Armstrong, ohne auch nur einen Gedanken an die Starterlaubnis zu verschwenden oder ob überhaupt ein Landeplatz frei war. Der Pilot drückte rasch die Zigarette aus und rannte zum Hubschrauber. Während sie über London flogen, dachte Armstrong über die Reihenfolge der bevorstehenden Ereignisse nach, falls
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