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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Imperium
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Zunge.
Zur Verwunderung des Oberkellners nahm der Gast den Blick nicht vom Horizont, als sein Glas zum zweitenmal gefüllt wurde.
Wenn ich erst die Zwischenbilanz der Gesellschaft vorgelegt habe – wie schnell werden meine Kollegen im Vorstand, diese Futterkrippenpolitiker mit Titeln und Beziehungen, ihre Spuren zu verwischen beginnen und sich von mir distanzieren, fragte sich Armstrong und konnte sich ein ironisches Lächeln nicht verkneifen. Nur Sir Paul Maitland, vermutete er, vermochte seinen Ruf zu retten.
Armstrong nahm den Löffel, tauchte ihn in die Suppe und löffelte die Schale mit schnellen, kreisenden Bewegungen aus.
Gäste an den Nachbartischen blickten hin und wieder in seine Richtung und wisperten ihrer Begleitung verstohlen zu.
»Einer der reichsten Männer der Welt«, vertraute ein einheimischer Bankier der jungen Dame an, die er an diesem Abend zum erstenmal ausführte. Sie wirkte angemessen beeindruckt. Normalerweise sonnte Armstrong sich in seiner Berühmtheit. Doch an diesem Abend hatte er keinen Blick für die anderen Gäste. In Gedanken befand er sich wieder im Sitzungssaal der Schweizer Bank, wo die Entscheidung gefallen war, den letzten Vorhang fallenzulassen – und das alles wegen läppischer 50 Millionen Dollar.
Die leere Suppenschale wurde umgehend abserviert, während Armstrong sich mit der Leinenserviette die Lippen tupfte. Der Ober wußte nur zu gut, daß dieser Gast Essenspausen zwischen den Gängen nicht ausstehen konnte.
Eine bereits entgrätete Dover-Seezunge – Armstrong verabscheute überflüssige Arbeit – wurde geschickt vor ihn hingestellt, daneben eine Schüssel besonders groß geschnittene Pommes frites, wie Armstrong sie gern mochte, sowie eine Flasche Ketchup – die einzige in der Küche für den einzigen Gast, der sie je verlangte. Abwesend schraubte Armstrong den Verschluß ab, stülpte die Flasche auf den Kopf und schüttelte sie kräftig. Ein rotbrauner, breiiger Klumpen klatschte mitten auf die Seezunge. Armstrong griff nach dem Messer und verteilte den Ketchup gleichmäßig auf dem weißen Fischfleisch.
    Die Vorstandssitzung am vergangenen Vormittag war beinahe in ein Chaos ausgeartet, nachdem Sir Paul den Vorsitz niedergelegt hatte. Als der Tagesordnungspunkt »weitere geschäftliche Unternehmungen« abgehakt war, hatte Armstrong das Vorstandszimmer rasch verlassen und den Lift hinauf zum Dach genommen, wo sein Hubschrauber auf ihn wartete.
    Der Pilot lehnte am Geländer und rauchte genüßlich eine Zigarette, als Armstrong erschien und »Heathrow!« bellte, ohne auch nur einen Gedanken an die Abfertigungsformalitäten zu vergeuden oder an die Frage, ob man momentan überhaupt eine Starterlaubnis bekommen konnte. Der Pilot drückte schnell seine Zigarette aus und rannte zum Landeplatz. Während der Helikopter über London City flog, dachte Armstrong darüber nach, was in den nächsten Stunden über ihn hereinbrechen würde, falls sich die 50 Millionen Dollar nicht beschaffen ließen. Und dazu hätte es eines Wunders bedurft.
    Fünfzehn Minuten später setzte der Hubschrauber auf dem privaten Landeplatz auf, der jenen Personen, die sich seine Benutzung leisten konnten, als Flugsteig 5 bekannt war. Armstrong stieg aus dem Hubschrauber und schritt gemächlich zu seinem Privatjet hinüber.
    Ein weiterer Pilot, der bereits auf Armstrongs Anweisungen wartete, begrüßte seinen Chef am Ende der Einstiegstreppe und erkundigte sich nach dessen Befinden.
    »Danke, gut«, sagte Armstrong, ehe er sich auf den Weg in den hinteren Teil der Passagierkabine machte, während der Pilot sich ins Cockpit begab. Er ging davon aus, daß »Käpt’n Dick« zu seiner Jacht nach Monte Carlo wollte, um sich ein paar Tage zu entspannen.
    Die Gulfstream flog in Richtung Süden. Während des zweistündigen Flugs tätigte Armstrong nur einen Anruf; er sprach mit Jacques Lacroix in Genf. Doch sosehr Armstrong ihn auch bekniete, stets lautete die Antwort: »Sie haben noch bis zum heutigen Geschäftsschluß Zeit, die 50 Millionen zurückzuzahlen, Mr. Armstrong. Falls Sie nicht dazu in der Lage sind, bleibt mir keine Wahl, als die Angelegenheit unserer Rechtsabteilung zu übergeben.«
    Außer dem Anruf bestand die einzige Aktivität Armstrongs an Bord der Gulfstream darin, den Inhalt des Ordners zu zerreißen, den Sir Paul auf dem Konferenztisch des Sitzungssaales zurückgelassen hatte. Dann verschwand Armstrong auf die Toilette des Jet und spülte die kleinen Papierfetzen hinunter.
    Als die
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