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Arbeit und Struktur - Der Blog

Arbeit und Struktur - Der Blog

Titel: Arbeit und Struktur - Der Blog
Autoren: Wolfgang Herrndorf
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Possibilismus auf Wikipedia nachlesen kann, verstehe ich bestenfalls als Konzept. Aber in meinen täglichen und nächtlichen Gedanken gewinnt die Vorstellung der Unendlichkeit und des Nichts, zu dem unsere Existenz ihr gegenüber zusammenschrumpft, so sehr an Plastizität, daß ich manchmal glaube, alles verstanden zu haben. Alles verstanden zu haben. Die Gewißheit kommt schlaglichtartig und ist nicht so hundertprozentig wie in den Momenten der größten Verrücktheit. Aber irgendwas ist hängengeblieben. Gestern beim Fahrrad Reparieren alle zwei Minuten eine Erleuchtung.

    Als Tony Soprano einmal im Krankenhaus liegt, ich glaube, wo er angeschossen wurde, liest er ein Kinderbuch über Dinosaurier. Er ist auf tonyhafte Weise sichtlich ergriffen, Christopher kommt rein:

    TONY: “Get this … It says here that if the history of the planet was represented by the Empire State Building, the time that human beings have been on earth would only be a postage stamp at the very top. You realize how insignificant that makes us?”
    CHRISTOPHER: (pauses for a second and then): “I don’t feel that way.”

    23.4. 2010 13:15

    Wir treffen uns wieder in meinem Paradies
    Und Engel gibt es doch
    In unseren Herzen lebst du weiter
    Einen Sommer noch
    Noch eine Runde auf dem Karussell
    Ich komm’ als Blümchen wieder
    Ich will nicht, daß ihr weint
    Im Himmel kann ich Schlitten fahren
    Arbeit und Struktur

    25.4. 2010 8:52

    Zwei Tage lang wenig geschafft, dem Hirn beim Regenerieren zugeschaut. Die teilweise schon wilden Konzentrationsstörungen haben sich gelegt, die Schwummrigkeit überwiegend auch. Ob die mühsam zusammengeschraubten Kapitel der letzten Wochen etwas taugen, weiß ich nicht. Der Anfang des Romans war leicht, der war ja auch am weitesten, aber immer spürbarer wird jetzt zur Mitte hin das Problem, die Fäden in der Hand zu behalten. Warum geht es dem Jungen zwei Kapitel scheiße, und dann beginnt das nächste Kapitel mit Aufbruch und Begeisterung? Unterbricht die Sache mit dem Vater nicht den Lesefluß komplett? Mir fehlt die Übersicht, und ich wage es nicht, diese Probleme auf eine Schlußkorrektur zu verschieben.

    Statt Konzentrationsstörungen Halsschmerzen und Schnupfen. Das wird mir jetzt zu blöd. Nachdem ich den Alkohol aufgegeben habe, müssen als nächstes die Raucherkneipen dran glauben. Lebwohl, Prassnik.

    27.4. 2010 13:07

    Diese Empfänglichkeit für Lyrik. Goethes Zueignung, und ich bin am Ende. Auch ein Buch, das ich eigentlich noch mal lesen müßte: der kommentierte Briefwechsel. Ich habe Goethe wirklich gehaßt für seine Romane (alles außer erster Hälfte Werther) und seine kleinkarierte Kunsttheorie, aber ungeheuer nahegekommen ist er mir in diesen Briefen. Die Lyrik und die Briefe.

    28.4. 2010 20:47

    Endlich schleppt sich die Romanhandlung raus aus Berlin. Der Lada ist fachmännisch kurzgeschlossen, und grad hab ich die Jungs auf die Autobahn gejagt und mich unter den Tisch gelacht über den Einfall, daß sie keine Musik hören können. In Gegenwartsjugendliteratur ist es zwingend notwendig, die Helden identitätsstiftende Musik hören zu lassen, besonders schlimm natürlich, wenn der Autor selbst schon älteres Semester ist, dann ist die Musik auch gern mal Jimi Hendrix, der neu entdeckt werden muß, und Songtextzitate gehören sowieso als Motto vor jedes Buch. Aber der Lada hat leider nur einen verfilzten Kassettenrekorder. Kassetten besitzen die Jungs logischerweise nicht, und dann finden sie während der Fahrt unter einer Fußmatte die Solid Gold Collection von R. Clayderman, und ich weiß auch nicht, warum mich das so wahnsinnig lachen läßt, aber jetzt kacheln sie gerade mit Ballade pour Adeline ihrem ungewissen Schicksal entgegen. Projekt Regression: Wie ich gern gelebt hätte.

    Ein Motto aus meinem Lieblingsfilm steht dem Buch trotzdem voran, ich hoffe das geht okay:

    Dawn Wiener: I was fighting back.
    Mrs. Wiener: Who ever told you to fight back?

    29.4. 2010 19:00

    Mit dem Fahrrad durch Marzahn und Hellersdorf. Erstbesteigung des Kienbergs (102 m). Meine Angst vorm Straßenverkehr ist wieder nahe Null. Nirgends gegengefahren. Einen Eichelhäher gesehen, einen Hasen, ein Eichhörnchen und eine Schlange. Und die passende Wohngegend gefunden für den Erzähler: mittelprächtige Villen neben Plattenbauten. Google Earth zeigt Swimming-Pools.

    30.4. 2010 21:36

    Was ich brauche, ist eine Exitstrategie. Ich hatte Cornelius gegenüber schon mal angefangen, aber das war noch zu
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