Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arams Sündenbabel

Arams Sündenbabel

Titel: Arams Sündenbabel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Winkel einer schaurigen Jenseitswelt führte.
    Er spürte plötzlich Tränen in den Augen. Etwas, das in der letzten Zeit nicht vorgekommen war. Er war durcheinander. Er schaute sich um, aber die Tränen verschleierten seinen Blick. Er vergoss sie nicht wegen eines Schmerzes in seinem Innern, nein, er trauerte seinetwegen. Er war verdammt worden. Verdammt von anderen Mächten.
    Seine Augen waren weit aufgerissen. Sein Blick war von den Tränen verschleiert. Dennoch sah er etwas.
    An der Decke bewegte es sich.
    War es eine Hand?
    Etwas fiel auf seinen Kopf!
    Aram war irritiert, denn Tränen konnten es beim besten Willen nicht sein. Wasser auch nicht, denn bisher war es nicht aus einer einzigen Decke in diesem Hotel gedrungen.
    Was dann?
    Wieder klatschte etwas gegen sein strähniges Haar. Endlich schaffte er es, über sein Haar zu streichen.
    Das konnte kein Wasser sein. Wasser fühlte sich anders an, nicht so klebrig.
    Er zog die Hand zurück. Darauf malte sich ein dunkler Fleck ab, nicht schwarz, sondern rot.
    »Also Blut«, flüsterte er. »Es ist Blut. Blut aus der Decke! Scheiße...«
    Aram rannte nicht schreiend weg. Er hatte in diesem Hotel wirklich genug erlebt, um die Nerven zu behalten, doch die Tatsache, dass Blut aus der Decke nach unten gefallen war, war ein Schock für ihn.
    Der nächste Tropfen erwischte Aram nicht, denn er war schnell einen Schritt zur Seite gewichen. Trotzdem blieb er stehen. Er wollte tatsächlich noch sehen, was sich dort oben tat, denn er dachte wieder an die Malereien an den Wänden.
    Floss von oben nur Blut oder wurde auch gemalt?
    Ja, jemand malte. Ob mit einem in Blut getauchten Finger oder mit einem Pinsel, das war für ihn nicht zu sehen, aber es entstand dort oben ein Motiv.
    Ein Gesicht!
    Er sah den Kopf. Er sah Augen. Eine Nase. Der unsichtbare. Maler bewegte sich weiter und zeichnete jetzt den Haaransatz, und er malte ihn so wie Aram ihn kannte.
    Bei sich!
    Schlagartig wurde ihm klar, dass genau über ihm und an der Decke sein Gesicht entstand. Als blutige Fratze, aber sehr gut zu erkennen. Als hätte er dem Maler Modell gestanden.
    Wieder wurden seine Knie weich, und wieder musste er sich an der Wand abstützen. Er merkte den Schwindel sehr deutlich, der Gang drehte sich vor seinen Augen. Trotzdem gelang es Aram, zurückzugehen, und er fand sich im viereckigen Flur vor der Treppe wieder. Er war nicht entsetzt, nur eingeschüchtert. Die letzte Nacht schienen die anderen Wesen dazu benutzt zu haben, um das Haus endgültig in ihre Gewalt zu bekommen. Da war er noch mehr zu einem Statisten degradiert worden.
    Aram de Fries traute sich nicht, die Treppe nach unten zu steigen.
    Sein Blick fiel trotzdem hinab. Es bewegte sich dort nichts. Jede Stufe, auch die letzten wurden von einem schwachen Lichtschein erreicht, der durch das Fenster fiel. So normal und beinahe ein wenig nostalgisch romantisch hatte er das jetzt so verdammte Haus auch kennengelernt.
    Und nun dies...
    In seinem Kopf wirbelten wieder die Gedanken und formten sich zu Erinnerungen. Er dachte daran, wie er das Haus bekommen hatte. Es war ihm von einer Frau überlassen worden. Einer schönen Frau, und er dachte auch an ihre Worte.
    »Dieses Haus ist etwas Besonderes, mein Freund. Das wirst du noch früh genug erleben...«
    Er hatte sich nicht getraut, Fragen zu stellen und es einfach so hingenommen.
    Es war ein Fehler gewesen. Aber er hatte damals etwas völlig Neues beginnen wollen. Und nun wurde er gejagt. Er war der Gefangene des eigenen Hauses.
    Körperlich hatten sie ihm bisher nichts getan. Aber würde das auch so bleiben?
    Aram hob den Kopf an. Er schaute gegen die Decke, und dann brach es aus ihm hervor.
    »Was habe ich euch getan?« schrie er. »Was, verdammt noch mal, habe ich euch denn getan?«
    Seine Worte hallten durch den Flur. Sie erreichen alle Ebenen des Hauses. Er hörte sie sogar noch als Echos an seine Ohren zurückklingen, aber er bekam keine Antwort.
    Die Arme angewinkelt, die Hände zu Fäusten geballt, den Blick weiterhin gegen die Decke gerichtet, brüllte er die nächsten Worte hervor. »Sagt es doch, verdammt! So meldet euch. Ich... ich... ich will, dass ihr euch meldet!«
    Sie blieben still. Die Wände, die Decke, der Fußboden, alles in seiner nahen und auch fernen Umgebung schwieg. Aram fühlte sich plötzlich so allein und verlassen. Er kam sich wie eingemauert vor, obwohl er sich frei bewegen konnte.
    Es gab niemand, an den er sich hätte wenden können. Die Eltern, die Verwandten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher