Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arams Sündenbabel

Arams Sündenbabel

Titel: Arams Sündenbabel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
lösen. Er hatte vorgehabt, zu duschen, doch dieser Vorsatz war vergessen. Die mit Blut gezeichnete Skelettfratze war einfach zu schrecklich. Für ihn war sie wie eine Warnung aus dem Reich der Geister, das ihn unsichtbar umgab.
    Aram schloss die Augen. In der Brust spürte er einen starken Druck. Er musste husten. Dicker Speichel landete im Waschbecken. Er spülte ihn nicht weg. Kalte und heiße Schauer jagten durch seinen Körper.
    Er starrte wieder in den Spiegel.
    Aram sah nur sich!
    Zunächst fühlte er sich regelrecht hintergangen. Er fluchte sogar leise, aber es stimmte. Der aus Blut gezeichnete Umriss des Skelettkopfes war verschwunden.
    Er glaubte nicht an Geister. Er wollte nicht daran glauben, obwohl er tagtäglich mit ihnen konfrontiert wurde. Aber er hatte den Schädel nicht verschwinden lassen. Dafür trug ein anderer die Verantwortung. Er wusste nicht, wer aus dem Unsichtbaren eingegriffen hatte, doch es musste ein Unsichtbarer gewesen sein, denn zu Gesicht bekommen hatte er niemand.
    Seine Hände waren noch immer feucht, obwohl kein Wasser sie berührt hatte. Im Kopf der Druck, das Zittern der Glieder. Mit Mühe hielt er sich auf den Füßen und drehte sich um.
    Da war nichts in seiner Nähe. Ein leeres Bad. Oder nur mit dem gefüllt, was immer hier stand. Aram hörte keine Stimmen mehr, und so gelangte er zu dem Schluß, das durchzuführen, was er beim Betreten des Bads vorgehabt hatte.
    Es hatte keinen Sinn, wenn er sich jetzt anders verhielt als sonst. Er musste den normalen Tagesablauf so weiterführen wie immer. Die Unsichtbaren waren nun mal hier, daran konnte er nichts ändern.
    Es dauerte nicht lange, bis er die Kleidung abgestreift hatte. Als er die Duschkabine betrat, fror er. Auch das Wasser war nicht eben heiß, und es hatte hier oben auch nicht soviel Druck wie unten. In einem gutgeführten Hotel wären die Duschen längst erneuert worden. Doch hier war das nicht nötig. Es gab so gut wie keine Gäste.
    Und wenn mal jemand zu ihm kam, dann hatte er sich eher verirrt und übernachtete auch nicht immer. Da reichte ihm dann der erste Blick in das Zimmer.
    Aram de Fries hatte sich nun mal für das Hotel entschieden, und dabei sollte es auch so lange wie möglich bleiben.
    Die Dusche tat ihm gut. Als er die Duschkabine verließ, wurde sie von Schwaden durchweht, und er hatte den Eindruck, dass kühle Geister um ihn herum tanzten.
    Rasch griff er zum Badetuch und wickelte es um seinen Körper. Die Füße waren noch nass und hinterließen ebensolche Spuren, als er das Bad verließ und auf das Schlafzimmer zuging. Im Flur erwischte ihn die Kälte. Er glaubte auch, aus dem unteren Bereich ein Kichern zu hören, aber das konnte eine Täuschung gewesen sein.
    Im Schlafzimmer war es wärmer. Er trocknete sich den Rest Nässe vom Körper, schleuderte das Badetuch auf das Bett und öffnete den schmalen Schrank.
    Frische Unterwäsche, ein dunkles Hemd, eine ebenfalls dunkle Lederjacke und eine braune Hose. Er kleidete sich langsam an und lauschte wieder in das Zimmer hinein.
    Es war nichts zu hören. Nur Stille umgab ihn. Nachdem er den letzten Hemdenknopf geschlossen hatte, ging Aram zum Fenster, um nach draußen zu schauen.
    Es war mittlerweile hell geworden. Kein unbedingt heller Tag, denn die Sonne würde heute nicht scheinen, weil ein schwacher Dunstfilm über der Gegend lag.
    Es war Februar, doch von der Stimmung her passte die Landschaft in den November hinein, und auch in seinem Innern wollte diese Novemberstimmung schon seit langem nicht mehr weichen.
    Dabei fragte er sich, ob sie ihn bis an den Rest seines Lebens begleiten würde. Aram sah sich nicht mehr als Individuum an, sondern eher als einen Menschen, der von anderen Mächten geleitet wurde und nichts dagegen unternehmen konnte. Er wollte sich jetzt unten einen Kaffee kochen und überlegen, was er mit dem Tag anfangen sollte.
    Vielleicht kam ja ein Gast. Der letzte war vor vier Tagen hier erschienen und nach zwei Stunden wieder verschwunden, ohne das Zimmer zu bezahlen. Wahrscheinlich hatten ihn die anderen vertrieben.
    Wieder einmal betrat Aram die Fries den Flur. Das Licht dort hatte sich verändert. Es war heller geworden und ließ die Hälfte des ersten Treppenabsatzes erkennen.
    An den Wänden hingen Bilder. Er hatte sie nicht abnehmen wollen. Es waren vergilbte Fotos der Prominenten, die vor Jahren einmal in dem Hotel gewohnt hatten.
    Zumeist Schauspieler vom Theater und vom Film. Namen, die beim breiten Publikum längst vergessen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher