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Arabellas Geheimnis

Arabellas Geheimnis

Titel: Arabellas Geheimnis
Autoren: JOANNE ROCK
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bis er bemerkte, dass sie nicht da war? Er bewirtete heute Rosalyn de Clair und ihren neuen Gatten. Vielleicht würde ihre Abwesenheit gar nicht groß auffallen?
    Und – ach du lieber Himmel – konnte es Zufall sein, dass Rosalyn gerade an dem Tag auftauchte, an dem Arabella entführt wurde? Sie hatte jede Mitwisserschaft abgestritten, als Arabella damals in Calais von Thadus verschleppt worden war. Doch dieses zeitgleiche Zusammentreffen heute war verdächtig.
    „Er sagte nur, er hätte Vorbereitungen zu erledigen. Damit meinte er unsere Rückreise nach Prag, aber ich bin mir nicht sicher.“
    „Wir brauchen eine Idee“, überlegte Arabella und rätselte, wie es ihnen wohl gelingen sollte, sich gegen Thadus und wer weiß wie viele seiner Männer zur Wehr zu setzen.
    Arabella zog die Knie eng an den Körper, um sich warm zu halten und versuchte nicht daran zu denken, wie bitterkalt der Raum ohne eine Fensterabdeckung war. Sie rieb kurz die Hände aneinander und massierte sich dann den Körper, damit ihre Glieder besser durchbluteten. Mit den Händen stieß sie gegen den Beutel mit Kräutern, den sie immer bei sich trug.
    Sie zog den kleinen Beutel hervor und hielt ihn in die Höhe.
    „Was ist das?“ Maria wickelte den Mantel enger um sich.
    „Meine Kräuter.“
    Arabella löste den Knoten und fing an, im Inhalt herumzustochern. „Hätte ich doch nur ein wenig – oh.“
    Sie entnahm dem Beutel einen kleinen Zweig.
    „Was ist das?“
    „Nachtschatten.“ Unwillkürlich empfand sie eine kleine Befriedigung darüber, dass sie ausgerechnet diese Pflanze gefunden hatte. „Er ist giftig.“
    Mit vor Kälte steifen Fingern streifte sie die Blätter von dem Zweig und zerkrümelte sie sorgfältig auf ihrer Handfläche.
    „Hast du immer Gift bei dir?“
    „Nein.“ Arabella lachte. „Die Zweige des Nachtschattens helfen gut gegen Schwellungen oder können mit anderen Kräutern vermischt werden und zur Heilung vieler Gebrechen dienen. Doch die Blätter und die Beeren können giftig sein. Wie sehr, das hängt von der Menge ab, die man verabreicht.“ Sie arbeitete schnell und fügte den zerkrümelten Blättern ein wenig Wasser aus einem Krug zu, den Thadus ihnen dagelassen hatte. „Der Trank wird nicht tödlich sein. Ich pflückte das Kraut bei Vollmond, denn dann befinden sich die Kräuter auf dem Höhepunkt ihrer Wirkungskraft. Auf jeden Fall war diese spezielle Pflanze, die ich pflückte, noch jung. Also wird sie von Natur aus schwächere Folgen haben.“
    „Ah.“ Maria klang besorgt. Aber vielleicht hatte sie auch bis jetzt noch nicht verstanden, wie brutal diese Männer sein konnten.
    Arabella hatte nicht vor, es sie herausfinden zu lassen.
    „Es wird die Person, die es schluckt, entsetzlich krank machen.“
    „Aber wie wollen wir ihn dazu bringen, das Zeug zu trinken? Und was ist mit den anderen Männern, die er doch sicher bei sich hat? Wie wollen wir …“
    „Uns wird etwas einfallen.“ Sie durfte nicht erlauben, dass durch Marias Ängste ihre eigenen noch größer wurden. Sie musste nachdenken. „Ich wünschte, ich wüsste es. Aber ehrlich gesagt, ich habe noch keine Ahnung. Wenigstens haben wir eine Kleinigkeit, die wir als Waffe benutzen können. Komm, wir beten, dass wir eine Gelegenheit finden, sie einzusetzen.“
    Maria faltete die Hände.
    „Simon bat mich letzte Nacht, ihn zu heiraten.“
    Fast wären Arabella die Blätter aus den Fingern geglitten.
    „Oh, was für eine wunderbare Neuigkeit! Und du wirst ihn heiraten, Maria. Das schwöre ich dir.“
    Sie musste daran glauben. Eine wahre Liebe, wie sie Maria und Simon verband, war viel zu selten, um verschwendet zu werden. Sie verdienten es, ihr Glück auf eine Weise zu leben, wie es Tristan und Isolde nie durften. Auf eine Weise, wie Arabella und Tristan es für sich noch nicht entdeckt hatten.
    Doch eine kleine Stimme in Arabellas Kopf erinnerte sie daran, was der Grund dafür sein könnte, dass sie bei Tristan kein Glück fand: Vielleicht hatte sie noch nicht ihr Bestes versucht. Doch nach dieser Tortur hier würde sie nach Ravenmoor zurückkehren und sich Tristan ganz hingeben – ihm alle Liebe schenken, die ihr innewohnte – bis er keine andere Wahl hatte und begriff, dass sie für einander bestimmt waren.

18. KAPITEL
    Tristan stürmte die Treppe hinunter, die in den dunklen Vorratsraum führte, von dem Arabella in der Nacht zuvor gesprochen hatte. Da er keine Vorbereitungen getroffen hatte, musste er nach einer Fackel und auch
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