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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove
Autoren: Nola Nesbit
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gelobte Gehorsam.
    „Pearl. Ich wusste nicht ... Ich meine. Ich hatte keine Ahnung, dass ...“
    „Ach was, Nia. Darum ging es ja: dass niemand eine Ahnung hatte.“
    Ich schob sie kurz an die Seite, spielte an dem Reißverschluss ihrer Jacke herum und lehnte mich dann ganz nah an ihr Ohr, als ich sie leise fragte: „Seit wann bist du ... kein Mensch mehr?“
    „Das interessiert dich?“ Sie klang ehrlich überrascht.
    Ich wollte wissen, ob ich tatsächlich nichts gemerkt hatte. Ob sich danach wirklich nichts für uns verändert hatte.
    Auch Pearl flüsterte, als sie mir endlich antwortete: „Kurz bevor ich Herb kennenlernte. Es war am Mirror Lake. Wir hatten einen netten Abend mit Fackeln, Grillen, Bier und allem Drum und Dran. Plötzlich wollten alle schwimmen, als wäre es so was wie eine Mutprobe. Ich wollte ums Verrecken nicht ins Wasser. Aber als ich genug intus hatte, bin ich einfach mitgegangen. Alle Freunde haben mitgemacht. Außer mir waren offenbar noch ein paar andere fällig. Herb hatte wenigstens hinterher so was wie ein schlechtes Gewissen. Ich brauchte wohl einen kleinen innerlichen Sinneswandel, oder meinst du etwa, ich hätte ihn als Mensch freiwillig geheiratet?!“
     
    Ich lauschte geistesabwesend. Irgendjemand musste sein Mob angeschlossen haben. Wer hatte denn diese alte Gruppe ausgegraben? Die niedliche Frauenstimme sang ambitioniert gegen jede Schwermut an.
    Sogar Cheng von der „Abendpost“ war da und hob lächelnd seine Hand. Hinter ihm standen Felix und Venus. Sie zwinkerten mir verschwörerisch zu. Ein paar Kollegen aus der Redaktion hielten ein albernes Transparent hoch. „Willkommen zurück, Nia!“, stand in regelmäßiger Kinderschreibschrift darauf. O Gott, war das peinlich! Pearl feixte, und Cola gab mir einen Schubs mit dem Ellbogen.
    Dann sah ich, wie Keeler sich von seinen Angestellten löste und auf mich zukam. Er hatte sich dem Anlass entsprechend in einen zerknitterten Anzug geworfen und sogar einen schiefen Krawattenknoten gebunden. Ich wusste nicht, ob ich gerührt sein oder in schallendes Lachen ausbrechen sollte.
    „Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, kommt für Sie eine Überraschungsparty direkt nach einer Wurzelresektion beim Zahnarzt. Ich habe die anderen gewarnt, aber Ihr neuer prominenter Freund war sehr beharrlich. Wer hätte gedacht, dass ich Sie so gut kenne ...“, äußerte er selbstzufrieden.
    Ich war kein Verfechter der Todesstrafe, aber Ethan würde dafür büßen müssen.
    „Es scheint Ihnen dennoch gut zu gefallen, wenn ich vor Scham in Grund und Boden versinke“, gab ich Keeler zu bedenken.
    Er lächelte. „Ich muss zugeben, dass Sie ausnahmsweise mal recht haben. Sie sind sonst immer so verdammt vorlaut. Kleinlaut gefallen mir meine Angestellten allerdings besser.“ „Ihre angestellten Freien“, betonte ich überdeutlich.
    „Und schon sind Sie wieder im alten Fahrwasser. Wenn Sie mich demnächst um eine Festanstellung anbetteln, werden Sie sich wünschen, Sie hätten auf diese Bemerkung verzichtet.“
    „Vielleicht in meinem nächsten Leben.“
    Er seufzte abgrundtief und theatralisch. „Nach jedem Gespräch mit Ihnen brauche ich eine Kopfschmerztablette. In diesem Sinne: Willkommen zurück, Nia!“
     
    Ethan umarmte mich von hinten. „Alles okay, Süße?“
    „Ich treffe gerade Vorkehrungen für dein Begräbnis.“
    „Ich wusste, dass du dich freuen würdest.“
    Ethan sah mir ernst und liebevoll in die Augen. Es war immer noch schwer, sich seinem intensiven Blick zu entziehen.
    „Lenk mich nicht von meinem Ärger ab!“
    „Ich möchte dich jemandem vorstellen. Komm!“
    Er schob mich an Keeler vorbei auf einen Typen zu, der von hinten aussah, als hätte er die letzten Monate in Miami verbracht. Sein hellgelbes, bedrucktes, kurzärmliges Hemd hing über verblichenen grünen Shorts, ein brauner Pferdeschwanz über dem bunten Hemdkragen. Irgendetwas in meinem Kopf klingelte, aber nur ganz leise.
    „Nia. Das ist Neal, dein Bruder.“
    In diesem Moment drehte er sich um, und ich erkannte sofort seine eng stehenden, funkelnden Augen, sein kantiges Kinn und seine vollen Lippen. Er wirkte etwas dünner als bei unserem letzten Treffen, aber immer noch athletisch und leicht überdreht.
    „Neal?“ Es war unglaublich, ihn nach so langer Zeit endlich wiederzusehen.
    „Nia! Lange nicht gesehen, was?!“
    Etwas formell drückten wir uns.
    „Dein Freund sagte, es sei wichtig, also bin ich gekommen. Das mit deiner Hand tut mir leid.
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