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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove
Autoren: Nola Nesbit
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Sorgen enthoben. Als er sich von mir löste, sah ich die Trauer in seinen Augen. Küssen sollte froh machen.
    „Es ist schrecklich, dich hier so zu sehen. Aber all die Verbände und der Gips sind immer noch besser als der Anblick deines leblosen, schlaffen Körpers. Ich werde die Bilder nie mehr vergessen.“ Bilder, es waren nur Bilder. „Ich hätte wachsam sein und jederzeit mit ihnen rechnen müssen.“
    „Ash hat uns verraten“, bemerkte ich leise.
    Er nickte. „Es gibt immer einen Verräter. Einen willigen Helfer. Seitdem er verschwunden ist, habe ich mir so viel zusammengereimt. Er wird nicht weit kommen.“ Sein Zug um den Mund wurde hart, und ich glaubte ihm jedes Wort. „Natürlich haben sie gewartet, bis wir zu ihnen kommen. Wie konnte ich Andrew und Steven nur so einfach und kampflos ins Netz gehen?“ „Sie hatten einen guten Lehrer.“ Er lächelte gequält. „Ethan.“ Ich wollte mich vorbeugen, um besser sehen zu können, aber meine Rippen schnitten mir fast die Luftzufuhr ab. Auf seinem Hinterkopf schimmerte etwas weiß. „Was hast du da?“, fragte ich gepresst.
    „Bitte bleib ruhig liegen, Nia. Es ist nur ein kleines Andenken von Andrew: eine Platzwunde. Eine Erinnerung an meine Dummheit. Eine Bagatelle im Vergleich zu deinem Herzstillstand und den gebrochenen Knochen.“
    Ein Geräusch im Hintergrund ließ mich aufmerken. „Was ist das?“, fragte ich.
    „Besuch“, antwortete Ethan einfach und trat zurück. Leise, weiche Schritte brachten einen leichten Luftzug mit in das Zimmer. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Vorhänge sich wölbten. Ich drehte den Kopf und sah Levent vorsichtig näher kommen. Seine rosa Baumwollhose bot einen seltsam fröhlichen Anblick. Er wirkte wie immer strahlend und vor Gesundheit strotzend, wie er mit offenem Hemd ausschritt. Ohne anzuhalten, beugte er sich neben meinem Bett zu mir herunter und streichelte mit seinen rauen Händen über mein Haar. „Hi, Nia! Du siehst schrecklich aus.“ Er lächelte. Aber seine Augen schauten besorgt.
    „Danke für das Kompliment. Du hättest mich vor ein paar Stunden sehen sollen.“
    Er sah mich fragend an. „Du meinst wohl eher vor ein paar Tagen.“
    Jetzt blickte ich ihn verständnislos an. „Wie lange klaue ich deinen Gästen schon den Schlafplatz?“
    Sich rückversichernd schaute Levent zögernd zu Ethan und sagte dann leise: „Fünf Tage.“
    Fünf Tage! Wahnsinn. Alles war doch gerade erst passiert. Wie konnte ich derart die Zeit verpasst haben?
    „Aber keine Sorge, ich werde dich in Kürze rauswerfen. Die Voraussetzung ist, dass du bald mal wieder etwas isst.“
    Essen. Es gab nichts, was mir ferner lag, als an Essen zu denken. Dabei musste ich ausgehungert sein. Vielleicht hatte sich mein Körper in den vergangenen Wochen an die unregelmäßige Nahrungsaufnahme gewöhnt. Aber ich wollte etwas trinken. Sofort. Jetzt fühlte sich der Durst plötzlich sehr dringend an.
    „Gib mir Wasser, Levent!“
    Seine Hand löste sich von meiner Stirn. Mit einer leichten Körperdrehung angelte er nach dem gefüllten Glas, das auf dem weißen Tischchen stand. Dann legte er einen Arm unter meinen Nacken, hob vorsichtig meinen Kopf an und gab mir zu trinken. Es war entwürdigend. Ich fühlte mich wie eine Hundertjährige und versuchte, seinem Blick auszuweichen. Die Schamesröte stieg mir ins Gesicht. Ich hasste es, so müde und schwach zu sein.
    „Es tut mir leid“, flüsterte ich.
    Ernst sah Levent mir in die Augen, die sich mit Zornestränen gefüllt hatten. Er hatte sofort verstanden.
    „Nia, du warst tagelang ohne Bewusstsein. Das Fieber hat dich fertiggemacht. Es ist gut, Stolz zu haben, wenn man ihn sich leisten kann. Mit einer gebrochenen rechten Hand lernst du besser gleich jetzt, dir ab und an helfen zu lassen.“
    Dann beugte er sich ganz nah zu mir und wisperte mit unmissverständlicher Dringlichkeit: „Du weißt doch, du bist nicht allein, Nia.“
    Levent strich mir noch einmal über die Stirn, bevor er sich umdrehte. Aber ich hielt ihn mit meiner Linken am Arm fest, zog ihn nochmals zu mir. Atemlos, zitternd, leer, mit nur einer plötzlichen Erkenntnis drängte ich: „Levent. Bist du noch ein Mensch?“
    Kaum hörbar antwortete er: „Vielleicht kann ich einfach nur unheimlich gut schwimmen.“ Er lächelte, drückte meine Hand.
    Schon zum Gehen gewandt, polterte er: „Wenn ich das nächste Mal hier reinschneie, erwarte ich bessere Laune. Sonst bringe ich Carlos als Stimmungsaufheller mit.“ Ich
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