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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove
Autoren: Nola Nesbit
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leid.“ Er sah plötzlich so zerbrechlich aus. Er sollte nicht mit mir leiden.
    „Kollateralschaden“, flüsterte ich. Ich drehte mein Gesicht nochmals zu ihm hin.
    „Könnte man so sagen.“ Ethans Worte kamen bruchstückhaft aus seinem Mund. Sie wirkten gequält. „Wie konnte ich dir das antun?“
    „Du kannst es jetzt für den Rest deines Lebens abstottern. Was ist da unten passiert, Ethan?“ Der positive Effekt der zunehmenden Schmerzen: Mein Verstand wurde klarer. Wenn ich langsam redete und mich konzentrierte, waren ganze Sätze machbar. Ich konzentrierte mich. „Ich weiß es nicht, Nia. Du warst da unten bei meinem Volk. Die Frau, sie konnte deinen Körper nicht übernehmen. Sie konnte es selbst nicht glauben. Alle waren schockiert. Du hast dich widersetzt.“
    Der Kuss der langhaarigen Frau, den ich beobachtet hatte, war wie ein Luftzug gewesen: sanft, leise und vergänglich. Etwas stimmte nicht.
    „Ich habe mich nicht gewehrt, Ethan. Ich habe sie mit offenen Armen empfangen.“
    Er schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein. Ich habe dein Blut überprüft. Keine Veränderungen in der DNA. So etwas ist unmöglich.“
    „Nicht für mich. Ich hänge eben am Menschsein.“ Ein schiefes Lächeln tat nicht weh. Ich suchte kurz in meinem Inneren, fühlte nach. Da war nichts anderes in mir, aber hätte ich es bemerkt? „Ich verstehe es selbst nicht, Ethan.“
    „Natürlich habe ich nur den Zweitcode deiner DNA überprüft. Ich habe nichts übersehen. Aber die DNA ist ein weites Feld. Tatsache ist: Irgendetwas an dir ist nicht normal, Nia.“
    „Klingt nicht sehr schmeichelhaft.“
    Ethan sah aus, als würde er im Geiste bereits ein Reagenzglas mit meinem Blut schütteln. Ich ahnte schon jetzt, dass ihm meine DNA und das, was sie ihm vielleicht noch nicht verraten hatte, keine Ruhe lassen würden.
    Erstaunlich: Ich lebte noch. Aber etwas verstand ich nicht. „Wie konntest du mich finden?“ „Ich bekam einen Schlag auf den Kopf und weiß nicht mehr, wie ich ins Wasser gekommen bin. Alles passierte so schnell ...“ Ethan schien sich nur ungern zu erinnern, als sein Blick in die Ferne schweifte. „Plötzlich hörte ich deine Stimme, die meinen Namen rief. Sie klang so dringlich, dass ich davon wach wurde. Ich folgte einfach schwimmend deiner Stimme. Dann sah ich das Licht und fand dich am Meeresboden bei meinem Volk. Ich konnte von oben noch sehen, wie du geküsst wurdest. Ich war so verzweifelt, weil ich glaubte, zu spät gekommen zu sein. Ich wollte dich ganz und ... nicht verwandelt.“ Sein leidender Blick schaute durch mich hindurch. „Ich hatte kaum noch Hoffnung, als ich dich nach oben brachte. Du warst schon so lange unter Wasser.“
    „Wie hast du hier am Ende der Welt eine Dekompressionskammer aufgetrieben?“
    „Du glaubst gar nicht, was die US-Navy für Geld alles möglich macht.“ Natürlich.
    Sein Blick war anklagend. „Du wolltest mich verlassen.“ Er hatte recht.
    „Aber du hast mich nicht gelassen. Wie hast du das gemacht?“
    Ich erinnerte mich, wie seine flache Hand auf mein Herz gezeigt und sich meine Brust wieder und wieder gehoben hatte.
    „Ich war verzweifelt. Dein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Du hattest keinen Puls mehr. Meine Wiederbelebungsversuche waren fruchtlos. Du weißt, dass wir uns unter Wasser mit elektrischen Impulsen verständigen und verteidigen. Normalerweise setze ich meinen Gegner unter Wasser mit Stromschlägen außer Gefecht. Ich kann sehr hohe Voltzahlen generieren.“ Ich erinnerte mich an Levents Schilderungen. Er hatte die gleiche Formulierung gebraucht. Ich sah Andrew und Steven vor mir, wie sie leblos niedergesunken waren. Gab es eigentlich irgendetwas, das Ethan nicht gut konnte?
    „Bis eine vernünftig ausgestattete Notarzt-Einheit vor Ort gewesen wäre, wärest du tot gewesen. Ich habe mein Talent zum ersten Mal genutzt, um Leben zu retten. Die Stromstöße haben dein Herz reanimiert.“
    Tot. Das Wort lag wie eine erdrückende Smogdecke in der Luft. Plötzlich löste sie sich auf.
    „Abgefahren.“
    „O ja.“ Wir sahen uns tief in die Augen.
    „Küss mich, Ethan!“
    „Sehr gern!“ Ich sah, wie er die Augen schloss, und seine Lippen, so perfekt und rot, pressten sich auf die meinen. So trocken, frisch und zart konnte sich Liebe anfühlen. Ich beobachtete mit weit geöffneten Augen, wie seine langen, dunklen Wimpern vor den feinen blauen Adern auf seinen Lidern zitterten. Für eine kurze Ewigkeit war ich eins mit ihm, aller
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