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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche
Autoren: Michael Innes
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vorbeikommende
Haifische und Teufelsrochen ihre Nasen drücken und die spinnenbeinigen
Geschöpfe im Inneren bestaunen konnten.
    »Sechs Siphons und eine Kiste Mineralwasser«, sagte Mr.   Hoppo, der
musterte, was von den Beständen der Bar heil geblieben war. »Whisky, Brandy,
Port, Madeira, Sherry – fino , erfreulicherweise – und
eine große Anzahl von Likören. Eine Kühlbox, leider ohne Eis – der Steward, der
arme Bursche, war ja eben nach unten gegangen, um neues zu holen. Kaviar – ein
sehr großer Topf voll. Eine Dose Kräcker, auf denen er serviert wurde. Gefüllte
Oliven, Kartoffelchips, gesalzene Mandeln, Anchovis, Salzstangen: alles, was
man braucht, um dafür zu sorgen, daß kräftig getrunken wird. Eine Dose Salz,
aus der wahrscheinlich von Zeit zu Zeit nachgesalzen wurde. Glover, das ist
nicht ohne Ironie.«
    »Ein Ding, mit dem man Shakes zum Sprudeln bringt«, sagte Mrs.   Kittery, die sich die Überreste der Erfrischungstheke vorgenommen hatte. »Aber
es ist elektrisch, das wird uns nicht viel nutzen.« Sie seufzte enttäuscht.
»Ein Päckchen Strohhalme. Eine Flasche Vanillearoma, noch gar nicht geöffnet,
und auf dem Etikett steht, es reicht für hundertachtzig Liter. Eine Kanne
Sahne. Rührstäbchen, Kirschen. Eine ganze Menge Dosenobst für Melbas und
Fruchtbecher.« Eine unschuldige Freude machte sich in ihrer Stimme breit. »Die
Eiscremetruhe ist noch heil. Preiselbeersoße, kandierte Ananas …«
    »Zigarren«, fügte Miss Curricle hinzu und stieß mit der Schuhspitze
an die Kiste. Sie sagte es finster, als sei diese weitere nutzlose Entdeckung
etwas, das sie mit ihrer eigenen Willenskraft hervorgebracht hatte. »Und zwei
Feuerlöscher.«
    »Vielleicht ein Segel.« Appleby zerrte aus einem umgekippten
Schrank, der neben ein paar zersplitterten Fußbodendielen lag, ein großes Tuch
hervor. »Damit wurde die Theke für die Nacht verhüllt. Aber haben wir auch
einen Mast?«
    »Die Bretter hier oben«, sagte Unumunu, »sind zu flach, aber es gäbe
eine Teakholzstrebe, zehn mal zehn. Wenn wir die aufrichten könnten …«
    »Und aus dem Tresen ließe sich ein Ruder machen«, sagte Glover.
    »Mit einem Tischbein«, schlug Hoppo vor, »als Ruderpinne …«
    Miss Curricle versuchte, das Gleichgewicht zu halten, als die Bar
wieder sanft in ein Wellental glitt, und schlug ihr Buch auf. »Während Sie mit
all diesen praktischen Dingen beschäftigt sind«, sagte sie, »werde ich Ihnen
etwas vorlesen. Ich sollte dazu sagen, daß es sich um ein Buch mit dem Titel Der Tongagraben handelt, ein ozeanographisches Werk.
Die wissenschaftliche Erforschung des pazifischen Meeresbodens ist in unserer
gegenwärtigen Situation von ganz besonderem Interesse.«
    Wie ein Fahrstuhl bewegte sich die Bar wieder himmelwärts; auf der
Krone der Welle hielt sie einen Moment lang inne und ein feiner Gischtnebel
besprühte alles; sie machte eine kurze Pirouette wie eine Ballerina, die in den
Kulissen wartet, dann glitt sie wieder in die Tiefen hinab. Die Männer zerrten
schwitzend an dem Teakholzbalken. Mrs.   Kittery, deren makellose Figur unter der
Sonne zu unschuldiger, doch spürbarer Sinnlichkeit erblüht war, faßte nach
Kräften mit an. Es würde keine leichte Arbeit werden.
    »›Cerberus muriaticus‹«, verkündete Miss Curricle, »› zeichnet sich als einzige bekannte Lebensform durch drei
voneinander unabhängige Verdauungsapparate aus, mit allen Öffnungen,
Verbindungen und zugehörigen Organen, die diese bemerkenswerte Lösung erforderlich
macht. Wenn alle drei Mägen gefüllt sind – meist durch den Verzehr gewöhnlicher
Seegurken oder Nierenkorallen –, bietet das Geschöpf einen grotesk aufgeblähten
Anblick und scheint von Qualen geplagt, die nicht viel anders wirken als das
rein menschliche Leiden des mal de mer . Das Auge
blickt glasiger als gewöhnlich bei Fischen, die Bewegung ist durch heftige
spastische Koliken beeinträchtigt, die Mäuler sind wie im Krampf weit
aufgerissen.‹ «
    Mrs.   Kittery, die mit begehrlichem Blick die kandierte Ananas
betrachtet hatte, wandte sich recht abrupt wieder dem Mast zu. Die Abwesenheit
jeglichen Werkzeugs und die Zerbrechlichkeit des Untergrunds, auf dem sie
arbeiteten, bremste das Tempo sehr; trotzdem standen die Chancen gut, daß sie
einen Mast aufrichten und ein Segel aufziehen konnten, das eine leichte Brise
füllen würde. Der praktische Nutzen, ging es Appleby bei der Arbeit durch den
Kopf, fiele kaum ins Gewicht. Nichts konnte aus diesem
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