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Apocalypsis 3.07 (DEU): Wandlung. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.07 (DEU): Wandlung. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.07 (DEU): Wandlung. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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wir es überleben sollten, dann werden wir - Sie, ich und die Muftis - einen ernsthaften Dialog führen, was meinen Sie? Wir machen den ersten Schritt. Und auch den zweiten und dritten, wenn’s nötig ist. Wir lassen die Hosen runter. Scheiß auf unsere Regierungen. Und auf unsere eigene Borniertheit.«
    Laurenz sah den Rabbiner verwundert an. Ganz neue Töne. Bei näherer Betrachtung fiel ihm jetzt auch die äußerliche Veränderung auf. Der Rabbiner sah nicht gut aus: blasser als sonst. Er schwitzte und biss sich auf die Lippen, als habe er Schmerzen. Außerdem rieb er sich ständig die linke Hand mit einem Taschentuch.
    »Was haben Sie?«
    »Ach nichts. Wahrscheinlich nur der Stress.«
    »Lassen Sie mal sehen. Na los, zeigen Sie schon.«
    Kaplan streckte die Hand aus. »Nur eine allergische Reaktion, kein Grund zur Sorge.«
    Laurenz schaltete ein Lämpchen in der Deckenbeleuchtung an und sah, dass die Hand glänzte, überzogen von einem wachsartigen, weißlichen Belag. Eine Art Flechte, die einen schwachen Geruch von Baldrian verströmte. Ein Phänomen, das Don Luigi oft von seinen Exorzismen beschrieben hatte.
    »Ein Arzt sollte sich das ansehen.«
    Kaplan zog die Hand zurück. »Wenn es schlimmer wird«, scherzte er, »mache ich es wie Hiob und streite mich so lange mit dem Herrn, bis er entnervt aufgibt und mich entschädigt.«
    »Das ist, mit Verlaub, kindisch, mein Freund. Beziehungsweise apokalyptisch, wenn Sie schon auf die Bibel anspielen.«
    Kaplan sah ihn fragend an. Laurenz zog sein Smartphone aus der Tasche, startete die App mit der Einheitsübersetzung der Bibel und suchte eine bestimmte Stelle.
    »Aus der Offenbarung des Johannes, sechzehn-zehn: Da kam Finsternis über das Reich des Tieres und die Menschen zerbissen sich vor Angst und Schmerz die Zunge. Dennoch verfluchten sie den Gott des Himmels wegen ihrer Schmerzen und ihrer Geschwüre; und sie ließen nicht ab von ihrem Treiben.«
    »Sie hätten einen guten Rabbi abgegeben«, sagte Kaplan lächelnd. »Sie bleiben nie eine Erklärung schuldig, selbst wenn Sie die Heilige Schrift nach Gutdünken zurechtbiegen müssen.«
    Die Wagenkolonne hielt vor einem Seiteneingang der Hadassah Universitätsklinik auf dem Mount Scopus. Kaplan machte keine Anstalten, auszusteigen.
    »Wollen Sie nicht doch mitkommen?«
    Kaplan lächelte ihn an. »Dr. Yaron weiß Bescheid. Sie haben eine Stunde. Ein Wagen holt sie hier wieder ab. Viel Glück.«
    Eine ältere Ärztin erwartete Laurenz mit einem weißen Kittel, Mundschutz und einer Haube, und begleitete ihn zur Intensivstation. Dr. Yaron wirkte erschöpft wie nach einem langen Dienst. Aber hinter ihrer Erschöpfung erkannte Laurenz noch etwas anderes: die Erschütterung, an die eigenen Grenzen gestoßen zu sein.
    »Ich halte Sie von der Arbeit ab, Doktor«, entschuldigte sich Laurenz auf Englisch.
    »Ja«, erwiderte sie. »Aber das verschafft mir auch ein bisschen Pause. Wollen Sie einen Kaffee? Ich will einen.«
    »Wie lange sind Sie schon auf den Beinen?«
    »Vierundzwanzig Stunden? Achtundzwanzig? Keine Ahnung. Wie es aussieht, werde ich noch eine Weile durchhalten müssen.«
    »Was ist los?«, fragte Laurenz alarmiert.
    »Seit heute Nachmittag kriegen wir stündlich Patienten mit einem rätselhaften Ausschlag herein.«
    »Eine Epidemie?«
    »Hören Sie bloß auf! Im Augenblick gehen wir von einer Vergiftung aus. Wir wissen nur noch nicht, durch was.«
    »Kann ich mir das mal ansehen?«
    Die Ärztin blieb stehen. »Man hat mich gebeten, Sie diskret zu Miss Kannai zu begleiten und keine Fragen zu stellen. Das allein könnte mich meinen Job kosten. Ob Sie nun der Papst sind oder nicht.«
    »Bitte, Doktor.«
    »Warum? Um sie zu segnen? Ihnen die Hand aufzulegen? Die letzte Ölung zu geben?«
    »Dieser Hautausschlag – riecht er nach Baldrian?«
    Dr. Yaron starrte ihn an. »Kommen Sie mit.«
    Sie lagen stöhnend auf Tragen vor den Behandlungszellen, in denen die Ärzteteams um das Leben der schlimmsten Fälle kämpften. Die meisten Patienten waren schon nicht mehr ansprechbar. Das harte Stationslicht zeigte ihre Symptome in allen Details: der gleiche käsige Ausschlag am ganzen Körper, ein wächserner Schorf, der ein milchiges Sekret absonderte, das diesen nicht unangenehmen, aber verstörenden Geruch nach Baldrian verströmte. Der Anblick der Kranken bestätigte Laurenz’ schlimmste Befürchtungen.
    »Die meisten kommen noch von selbst und klagen über Juckreiz und Übelkeit. Dann verschlimmert sich ihr
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