Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Apocalypsis 3.02 (DEU): Point Nemo. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.02 (DEU): Point Nemo. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.02 (DEU): Point Nemo. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
Vom Netzwerk:
geworden, hatte als Jugendlicher Meister Eckhart, Thomas von Aquin und andere christliche Mystiker gelesen und jeden Religionslehrer mit seinem rhetorischen Talent in die Verzweiflung getrieben. Anfangs war Peter noch stolz auf die Hartnäckigkeit seines Bruders gewesen, mit der er christliche Dogmen in Frage stellte, biblische Gegenbeispiele anführte und zu überraschenden Schlüssen kam. Später jedoch, als Nikolas schweigsam und reizbar geworden war, hatte er der Kirche die Schuld dafür gegeben, dass sich sein Bruder immer weiter von ihm und der Welt entfremdete. Und nun rief er an, sein Bruder, ausgerechnet in diesem Moment, als sei er zuständig für apokalyptische Albträume vor der Kulisse Jerusalems.
    Wie lange warst du überhaupt weg?
    Peter sah auf seine Armbanduhr. Über zwei Stunden. Ein Blick auf das Handydisplay zeigte ihm, dass Ellen dreimal angerufen hatte.
    Verdammte Scheiße. Und jetzt noch Niko.
    »Peter? Peter, bist du noch da?«
    »Ja.«
    »Alles in Ordnung mit dir? Du klingst nicht gut.«
    Peter öffnete das Seitenfenster und atmete die warme Sommerluft ein. Zum Aussteigen fühlte er sich zu schwach.
    »Alles bestens … Hallo, Niko. Was gibt’s?«
    »Ich kann später noch mal anrufen.«
    »Verdammt, Niko, ich bin okay! Ich … musste nur gerade mal rechts ran fahren.«
    »Bist du in Grinnell?«
    »Klar. Und du?«
    »In Rom. Mal wieder. Wie geht’s Ellen und Maya?«
    »Hör mal, Niko, spar dir die Floskeln, bitte. Uns geht’s gut, aber deswegen rufst du doch nicht an, oder?«
    »Nein.«
    Peter konnte seinen Bruder am anderen Ende der Leitung atmen hören. Und irgendwie hatte er den Eindruck, dass Nikolas nicht allein war.
    »Ich habe von dir geträumt, Peter. Deswegen rufe ich an.«
    Natürlich. Du hast es die ganze Zeit gewusst.
    »Ich meine, nicht einfach nur geträumt, sondern so wie früher, weißt du noch? Wenn wir beide gleichzeitig aufgewacht sind und exakt den gleichen Traum hatten?«
    »Ja, ich erinnere mich. Was hast du geträumt?«
    »Das weißt du doch, Peter. Den gleichen Traum wie du, nur aus einer anderen Perspektive. Und jetzt erzähl mir nicht, dass du in der letzten Zeit gut schläfst.«
    Peter stöhnte. »Nein, tu ich nicht. Ich war heute sogar deswegen bei einem Therapeuten.«
    »Warum hast du nicht angerufen?«
    »Ich war mir nicht sicher, ob’s dir auch so geht. Wollte dich nicht nerven. Du hast ja immer viel um die Ohren.«
    »Verstehe. Hör mal, Peter, ich finde diese Träume wirklich beängstigend. Sie sind so … deutlich. Siehst du auch diesen weiß gekleideten Jungen?«
    »Den Jungen ohne Augen? Ja. Was ist mit ihm?«
    Wieder Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Ich kann dir das nicht am Telefon erklären«, begann Nikolas schließlich wieder. »Aber ich muss mit dir reden, es ist wichtig. Komm nach Rom. Ich würde ja zu euch nach Iowa fliegen, aber ich kann hier gerade nicht weg.«
    »Wie stellst du dir das vor, Niko? Mal eben nach Rom. Das Semester beginnt nächste Woche.«
    »Dann hast du ja Zeit. Es ist wirklich wichtig, Peter. Nimm Ellen und Maya mit, ich hab sie so lange nicht gesehen. Ihr macht euch ein paar schöne Tage in der Ewigen Stadt, und wir beide haben mal wieder ein bisschen Zeit, was meinst du?«
    Er klang nun fast flehend.
    »Niko, du kannst nicht einfach so aus heiterem Himmel anrufen und uns nach Rom zitieren. Ich …«
    »Ich brauche deine Hilfe«, unterbrach ihn Nikolas. »Bitte. Es ist wirklich wichtig. Ich fürchte … nein, vergiss das. Bitte kommt nach Rom. Gleich morgen. Ich buche euch auch die Tickets. Ihr fliegt Businessclass und kriegt ein Superhotel mit Blick auf den Petersdom. Ich muss dir was zeigen. Bis zum Semesterbeginn bist du wieder zurück.«
    Die bemühte Heiterkeit seines Bruders irritierte Peter noch mehr als der flehende Ton zuvor.
    Du hörst doch, er braucht deine Hilfe. Er ist dein Bruder.
    Peter atmete aus. »Ich kann nicht, Niko. Ich muss jetzt los, Ellen wartet. Lass uns morgen noch mal telefonieren, okay?«
    »In Ordnung«, sagte Nikolas resigniert. »Aber tu mir einen Gefallen und ruf mich sofort an, wenn irgendwas … Außergewöhnliches passiert, ja?«
    »Zum Teufel, Niko, was …?«
    »Tu es, verdammt noch mal!«, herrschte Nikolas ihn an. »Pass auf dich auf. Mit Gottes Segen.« Dann legte er auf.
    Ellen erwartete ihn schon auf der Veranda. Sie trug Shorts und ein eng anliegendes T-Shirt, hielt ihr schwarzes Haar trotz der Windstille mit einer Hand fest im Nacken, als würde es sonst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher