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Apocalypsis 3.02 (DEU): Point Nemo. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.02 (DEU): Point Nemo. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.02 (DEU): Point Nemo. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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davonfliegen. Ihre große, sportliche Gestalt presste sich gegen das Holzgeländer wie eine Galionsfigur, die sich dem Wind und den Wellen entgegenstemmte, als ob Glück oder Untergang nur von ihr abhinge. Und so war es auch, Ellen nahm die Dinge immer sofort in die Hand, sie war eine geborene Führungsfigur, ihr gelang einfach alles. Sie war Fotografin gewesen, war für internationale Magazine um die Welt gereist, hatte alles gesehen: Elend, Kriege, Luxus, Tristesse, Wunder. Ellen hatte einen Flugschein und konnte schießen. Das Rolling Stone Magazine hatte sie interviewt.
    Peter hatte sie auf einem Flug nach Frankfurt kennengelernt. Sie hatten zufällig nebeneinander gesessen und das gleiche Buch gelesen. Er wunderte sich immer noch, wie eine so schöne, erfolgreiche und unabhängige Frau es überhaupt mit einem Langweiler wie ihm aushielt, noch dazu in Iowa. Aber Ellen hatte sich in all den Jahren kein einziges Mal beklagt, hatte einfach den Schalter umgelegt und sich dem Kleinstadtleben angepasst. Sie hielt das denkmalgeschützte Holzhaus in Schuss, kochte, backte und kandidierte inzwischen als Bürgermeisterin. Von ihr hatte Maya diesen unbedingten Willen zum Glück. Doch schon beim Parken sah Peter, dass alles anders war. An ihrer angespannten Haltung und der Art, wie sie ihr Haar festhielt und mit der anderen Hand sich selbst, erkannte er, dass etwas nicht stimmte, ganz und gar nicht stimmte. Er nahm die Verandastufen mit wenigen Schritten.
    »Was ist los?«, rief er im Laufen. »Ist was mit Maya?«
    Ellen schüttelte nur steif den Kopf und starrte ihn an. Er sah jetzt, dass sie geweint hatte. Sie weinte sonst nie. Jetzt aber war sie erschreckend blass, ihr goldener Segel-Teint wie abgewischt.
    »Mein Gott, was ist denn mit dir passiert?«, hauchte sie.
    »Ich wollte nach dem Termin mit Dr. White noch an den See fahren, um nachzudenken«, sagte er. »Dabei hatte ich offenbar eine Art Migräneattacke. Auf dem Parkplatz, keine Sorge. Sieht schlimmer aus als es ist, ich hab mich nur vollgekotzt. Also, was ist los?«
    »Komm rein, dann siehst du es.«
    Sie drehte sich steif um und ging wieder zurück ins Haus, widerstrebend, wie in eine fremde, feindliche Welt. Verwirrt und beklommen folgte Peter ihr. Er sah sofort, was sie meinte.
    Sämtliche Wände des Hauses waren mit blutigen Zeichen bedeckt. Zeichen und Symbole jener scheußlichen Schrift, die Peter aus seinen Träumen kannte. Die hastig hingeschmierten Zeichen bildeten Worte und Sätze, die sich rhythmisch wiederholten, wie ein hysterischer Schrei. Sie begannen im Wohnzimmer, zogen sich in Wellen durch den Flur, wanden sich die Treppe hinauf, bedeckten die Wände und krochen durch die Türritzen in alle Räume, wie ein giftiger Dunst. In Mayas Zimmer dann explodierten sie förmlich, brüllten ihre blutige Drohung heraus, als sei Maya ihr eigentliches Ziel gewesen. Die Wände hier waren vollkommen mit den Zeichen bedeckt. Das Blut tropfte sogar noch in widerliche Schlieren herab und bildete Flecken auf dem Holzboden.
    Peter fragte sich nicht, wo das viele Blut herkam. In einer ländlichen Gegend mit Viehzüchtern waren derbe Scherze mit vielen Litern Schweineblut nichts Ungewöhnliches. Was Peter wirklich mit Panik und einem grauenvollen Gedanken erfüllte, war, dass er diese Zeichen lesen konnte. Und Peter verstand, dass sein ganzes bisheriges Leben genau hier endete. Ächzend schloss er die Tür zu Mayas Zimmer und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Bei Amy Reynolds«, sagte Ellen heiser, als habe dieses Grauen ihr die Stimme geraubt. »Sie weiß es noch nicht. Ich hab sie mittags von der Schule abgeholt und zum Reitunterricht gefahren. Dann war ich kurz einkaufen. Ich war nur eine Stunde weg, Peter! Wer auch immer das war – wie konnte er das in einer Stunde schaffen, kannst du mir das erklären?«
    Sie zitterte jetzt, zuckte regelrecht. Peter nahm sie in den Arm, aber sie hörte gar nicht mehr auf, und ihr Beben übertrug sich auf ihn wie die Resonanz des Schreckens.
    »Bring mich hier raus. Ich will hier nicht mehr leben!«
    »Sch sch sch. Ganz ruhig. Hör zu, pack ein paar Sachen, wir gehen in ein Motel. Morgen kümmere ich mich um alles.«
    Sie befreite sich aus seinem Griff und schüttelte heftig den Kopf. »Zuerst müssen wir Sheriff Foreman verständigen. Ich hab nur gewartet, bis du da bist.«
    Sie wollte hinuntergehen, doch Peter hielt sie fest.
    »Nein. Lass das.«
    Sie wand sich in seinem Griff. »Was soll
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