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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan
Autoren: Wendy Markham
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ein schöner Mann, mit seinem tiefschwarzen Haar, der mokkafarbenen Haut und den längsten Wimpern, die ich je gesehen habe. Manchmal wird er mit Ricky Martin verwechselt, und er lässt sich das gerne gefallen, schreibt Autogramme und erzählt von den guten alten Tagen mit der puertoricanischen Boyband Menudo.
    „Alles Gute zum Geburtstag, Süßer“, sage ich und drücke ihn.
    „Du hast dich nicht angezogen, Tracey!“
    „Habe ich nicht?“ Ich täusche Entsetzen vor und schaue an mir herab, als ob ich erwarte, nackt zu sein. „Jage mir doch nicht so einen Schrecken ein, Raphael!“
    Er drückt meinen Arm. „Ich meine, du hast dich nicht dem Motto entsprechend angezogen.“
    „Was sollte ich denn deiner Meinung nach tragen? Einen Bikini? Vertraue mir, Raphael, so ist es auf jeden Fall besser“, sage ich und deute auf meinen schwarzen Rollkragenpullover unter dem schwarzen Blazer, zu dem ich modische schwarze Hosen trage. Hoffentlich macht diese Eintönigkeit schlank und sieht nicht einfach nur nach Beerdigung aus. „Du hast allerdings ein großartiges Outfit an.“
    „Es gefällt dir?“ Er dreht sich einmal um sich selbst, um sein Shirt mit Hawaii-Muster, seine kurzen Shorts und italienischen Lederstiefel zu zeigen. „Findest du nicht, dass es zu schwul aussieht, Tracey?“
    Für den Fall, dass es Ihnen noch nicht aufgefallen ist, Raphael nennt einen sehr häufig beim Namen. Er glaubt, das sei sein Markenzeichen.
    „Seit wann machst du dir Sorgen, zu schwul auszusehen, Raphael?“
    „Seit ich den Mann gesehen habe, den Alexander und Joseph mitgebracht haben. Tracey, er ist einfach köstlich und unglaublich dezent. Man würde niemals annehmen, dass er so schwul ist wie der Rest von uns.“ Er deutet über seine Schulter auf einen recht gut und heterosexuell aussehenden Mann, der in ein Gespräch mit Alexander und Joseph vertieft ist, die an diesem Abend übereinstimmende Sarongs zu ihren passenden Eheringen tragen.
    „Der Rest von euch? Sprich von dir selbst“, sage ich zu Raphael und füge, als ich den das Motto ignorierenden blauen Rundhalsausschnitt-Pulli und die Jeans betrachte, hinzu: „Außerdem ist er vielleicht gar nicht schwul.“
    „Oh bitte. Kate!“ Er kreischt ihren Namen als sie sich zu uns gesellt, packt sie und drückt ihr einen nassen Kuss auf den Mund – seine Standardbegrüßung –, tritt dann einen Schritt zurück, neigt den Kopf und wischt stirnrunzelnd mit seinem Daumen über ihre Oberlippe. „Entschuldige, ich habe meinen Daquiri auf dein Gesicht geschmiert.“
    „Oh verdammt.“ Ihr Akzent ist plötzlich unüberhörbar. „Das ist kein Daiquiri, Raphael. Tracey!“ Sie dreht sich zu mir und fragt böse: „Es sieht nicht okay aus, nicht wahr? Es ist noch immer rot, stimmt’s?“
    Ich winde mich. „Es ist nicht so schlimm.“
    „Es ist nicht so schlimm? Raphael glaubt, es sei Erdbeer-Daquiri.“ Kate rennt ins Badezimmer.
    Als Antwort auf Raphaels fragenden Blick erkläre ich: „Oberlippenbartentfernung.“
    Er nickt wissend und sagt mit seinem kaum hörbaren Latino-Akzent: „Armes Ding. Und das bei ihrem Teint … erst pfirsichfarben und dann blutrot. Tracey, Oberlippenbartentfernung ist tödlich.“
    „Keine Ahnung. Ich bleiche lieber.“
    „Vertraue mir. Oberlippenbartentfernung ist tödlich.“
    „Dir
vertrauen?“
    „Ich meine es ernst, Tracey.“ Seine Augen sind groß und feierlich. Es gibt zwei grundlegende Raphael-Stimmungen: übertrieben enthusiastisch oder ernsthaft besorgt. Und was er im Augenblick zur Schau stellt, wirkt nicht gerade übertrieben enthusiastisch.
    „Du entfernst deinen Bart mit Wachs?“ frage ich ungläubig.
    „Tracey,
ich
entferne gar nichts.“ Er schüttelt sich. „Das lasse ich Cristoforo für mich tun.“ Cristoforo ist sein Stylist und ehemaliger Liebhaber, der inzwischen mit einem sehr bekannten und für seine Fans heterosexuellen Serien-Schauspieler, dessen Name ungenannt bleibt, zusammen ist.
    „Cristoforo entfernt deinen Bart mit Wachs“, wiederhole ich, nicht ganz sicher, ob ich irritiert oder amüsiert sein soll.
    „Nicht nur auf meiner Oberlippe. Auf meinem ganzen Gesicht. Glaub mir, Tracey, das ist besser, als sich jeden Tag zu rasieren.“
    „Ich glaube dir, Raphael. So also kommst du zu deinem jungenhaften Aussehen.“
    „Jetzt weißt du es. Lass uns zu Alexander und Joseph gehen“, schlägt Raphael vor, der rasch wieder in seine übertrieben enthusiastische Stimmung zurückfällt, als er sich bei mir
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